„Inflation ist nicht nur Betrug am Sparer, nicht nur die unsozialste Form der Umverteilung, sondern auch die Erwerbslosigkeit von morgen. Längst ist widerlegt, dass fünf Prozent Inflation leichter zu ertragen seien als fünf Prozent Arbeitslosigkeit; vielmehr sind null Prozent Inflation die vorzüglichste Voraussetzung für null Prozent Erwerbslose. Der Glaube, Vollbeschäftigung lasse sich mit ‚ein bisschen Preissteigerung‘ erkaufen, musste weltweit teuer bezahlt werden.“ Peter Gillies, 1987
Das schrieb Peter Gillies, Chefredakteur der deutschen Tageszeitung DIE WELT, im Jahre 1987, als die Inflation – zum dritten Mal in der Nachkriegszeit – wieder zu einem steilen Anstieg ansetzte. Und zwar bezogen auf eine Aussage des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der bereits in den 1970er Jahren einmal die Ansicht vertreten hatte, dass „fünf Prozent Inflation besser sind als fünf Prozent Arbeitslosigkeit!“ –
Wie fragwürdig diese Auffassung jedoch war, geht aus der Darstellung 1 hervor, die jenen Zeitraum zwischen 1965 und 2005 erfasst, in dem die Inflationssätze drei Mal Höchststände erreichten. Erkennbar werden daraus auch die jeweiligen Folgen: Anstiege der Zinssätze und – mit etwa zweijähriger Verzögerung – die der Arbeitslosigkeit sowie der zusätzlich eingetragenen Firmenpleiten.
Diese Auswirkungen in der Realwirtschaft werden noch deutlicher, wenn man – wie in der Grafik geschehen – die Inflations- und Zinskurven einmal um zwei Jahre nach rechts verschiebt und damit die zeitlichen Verzögerungen zwischen
beiden Vorgängen neutralisiert. Nun mag die Inflation in unseren Tagen und angesichts der heutigen Raten von inzwischen etwa zwei Prozent, gar kein großes Thema mehr sein. Aber denkt man an die Massen von Bargeld, die heute in der Welt vorhanden aber nicht im Umlauf sind, kann sich das sehr schnell verändern! Deshalb ist es auch in unseren Tagen sinnvoll, sich nicht nur an jene Hyperinflation der Zwanziger Jahre zu erinnern, sondern sich auch mit jenen Entwicklungen aus unserer Wirtschaftsepoche zu befassen, die – bezogen auf die letzten Jahrzehnte – aus der Darstellung 1 hervorgehen.
Inflationen als Ursachen der Konjunkturschwankungen Wie diese Darstellung vermittelt, war die Ursache des ständigen Auf und Ab in unserer jüngsten Vergangenheit im ersten Schritt die Schwankungen der Inflationssätze, denen dann im Gleichschritt jeweils die der Guthaben- und Kreditzinsen folgten. Aufgeschlagen wird bei diesen Kreditzinsen dann noch
jene Marge, mit der die Banken ihre eigenen Kosten absichern, vor allem für Personal und Risiko. Und natürlich – wie bei jedem Unternehmen – auch noch der betriebsnotwendige Gewinn, der alleine schon zur Bedienung des Eigenkapitals erforderlich ist. Aus der Darstellung 1 geht vor allem aber auch der langfristige Anstieg des Arbeitslosensockels
hervor, auf den sich die inflationsbedingten aktuellen Schübe jeweils aufsatteln. Wiedergegeben ist diese Arbeitslosigkeit jeweils in Prozenten der Erwerbstätigen, als so genannte „Arbeitslosenquote“, deren Sockel – wie
ersichtlich – von etwa einem Prozent Anfang der 1970er Jahre bis 2005 auf fast zehn Prozent angestiegen ist. Die über der Arbeitslosenquote eingetragene zusätzliche Kurve der Insolvenzen, also der Firmenschließungen, folgt – wie ersichtlich – mit ihren Schwankungen ebenfalls den Entwicklungen von Inflation und Zinsen, verstärkt sogar ab 1990.
Und was sind die Ursachen der Inflation?
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