Mit welcher Arroganz zelebrierten bisher
private Banken eine Aura der Seriosität
– bis hin zur Inneneinrichtung
(Interieur genannt) und bis hin zum Nadelstreifenanzug
der Angestellten. All
das sollte die eigene Geschäftstüchtigkeit
unterstreichen und die Wertschätzung
gegenüber Kunden, die man großzügig
am Erfolg des Hauses teilnehmen
lassen wollte, Bonität vorausgesetzt.
Einige Privatbanken sortierten gleich
bei der Geschäftsanbahnung die „Minderbemittelten“
unter einem siebenstelligen
Vermögen aus. Denen war offensichtlich
nicht zu helfen, den gnädig
aufgenommenen Kunden der Upperclass
schon, auch zum Vorteil der Bank.
Dieses anmaßende Verhalten,
Image-Pflege genannt, setzte
sich mehr oder weniger bei allen
Banken durch – mit Ausnahme bei Sparkassen
und Genossenschaftsbanken.
Und so verbreitete sich unter den Kunden
ein nahezu grenzenloses Vertrauen.
Seit der Finanzkrise von 2008 zerbröselte
dieses Bild. Das Geld der Anleger wanderte
in zunehmendem Maße – auch
bedingt durch das schwieriger werdende
Kreditgeschäft mit der Realwirtschaft
– an den internationalen Finanzmarkt.
Mit der Verbriefung von Hypotheken
wurden zuerst Hausbesitzer in bittere
Not gestürzt, dann ganze Länder. Das
Geschäftsgebaren bewusster Übervorteilung
von Kreditnehmern wurde ruchbar.
Einmal demaskiert, versprachen die
Banken Besserung. Und alle Welt glaubte
ihnen. Denn eine solch offensichtlich
schädliche Geschäftsidee könne keinen
Bestand haben. Weit gefehlt, es muss ja
nicht die gleiche Masche sein.
Wer am 1. 4. 2014 auf ARTE um 23.20
Uhr die Dokumentation „Die Geschichte
der französischen Banken. Eine Tragikomödie“
angesehen hat, ist erschüttert
über die Rigorosität der Bankgründer
und dem Ziel, Profitmaximierung des
angelegten Kapitals nahezu risikolos
zu erreichen. Die Kapitalkonzentration
bei den Banken ermöglichte eine Reichtumssteigerung
neben dem Großgrundbesitz
nun beim Geldadel. Es war die
Gründung des modernen Kapitalismus
bis hin zum Raubtierkapitalismus. Alles
bei ARTE gut recherchiert. Wer sucht,
der findet. Allerdings zu nachtschlafender
Zeit. Wer Printmedien bevorzugt,
findet umfangreiche Berichte in alternativen
Zeitschriften, wie der HUMANEN
WIRTSCHAFT. Auch die hier vorliegende
Ausgabe ist dafür ein Beleg.
Jeder Beitrag wäre eines umfangreichen
Kommentars würdig. Wenn ich nun das
„Neue Geschäftsmodell mit US-Immobilien“
von Laura Gottesdiener herausgreife,
dann deshalb, weil darin exemplarisch
„schon wieder“ das kaltblütige
Geschäftsgebaren – diesmal mit Mietern
– beschrieben wird. Aus den Desastern
des Banken-Crash von 2008
haben jedenfalls die Hedgefonds nichts
gelernt. Schon 2009 titelte SPIEGEL
ONLINE „Hedgefonds starten wieder
durch“.
Was aber Laura Gottesdiener auf Seite
18 dieser Ausgabe enthüllt, ist die Spitze
der Teufelei, nämlich die Abzocke der
„Underclass“, vornehmlich der schwarzen
Bevölkerung. Sie wähnte sich am
Ziel Ihrer Träume, eine dauerhafte Bleibe
in einer Mietwohnung zu finden. Stattdessen
zerrannen viele Träume. Ohne
die Strategie der Reichtumsvermehrung
der Banken zu kennen, glaubten sie sich
dank der vorgelegten Verträge in Sicherheit.
Bis sie die Tricks der Banken und
ihrer Hausverwaltungen zu spüren bekamen.
Ergo: Statt Hausbesitzer sind
nun Mieter das Ziel der Abzocker.
Die Teufeleien gehen aber nicht nur mit
Häusern und Wohnungen weiter. Sie
erfassen auch die Welt-Handelsbeziehungen.
Nur Wenige wissen um das geplante
Freihandels- und Investitionsabkommen
(TTIP) zwischen der EU und den
Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Kein Wunder. Denn die Verhandlungen
wurden geheim geführt. Wohlgemerkt
sind die Vertragspartner insgesamt
Demokratien. Wenngleich nach dem
öffentlichen Druck die Intransparenz
gelockert wurde, so bleiben konkrete
Verhandlungstexte unveröffentlicht.
Was so begrüßenswert als Freihandelszone
geplant wurde, entpuppt sich als
ein Versuch, eine Schutzzone vornehmlich
für Kapitalinvestoren und Konzerne
einzurichten. In diesem Heft und schon
in Heft 01/2014 haben unsere Autoren
die infamen Machenschaften erläutert.
Was schließen wir daraus? Nur in einer
freiheitlichen Ordnung, nicht aber in einer
ausschließlich auf Kapitalertrag fixierten
Wirtschaftsordnung sind grundlegende
Reformen möglich.
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