TAFTA – die große Unterwerfung – Lori Wallach 0

TAFTA – die große Unterwerfung – Lori Wallach

Aufge­reg­te Poli­ti­ker von Berlin bis Brüs­sel sehen durch den NSA-Skan­dal das Trans­at­lan­ti­sche Frei­han­dels­ab­kom­men in Gefahr. Über das, was in dem ange­streb­ten Vertrag stehen soll, reden sie nicht so gern. Ein Blick auf die ersten Blau­pau­sen lässt ahnen, was Euro­pas Bürger nicht zu früh erfah­ren sollen.

Bereits vor fünf­zehn Jahren versuch­ten Groß­un­ter­neh­men bei den Verhand­lun­gen über das Multi­la­te­ra­le Abkom­men über Inves­ti­tio­nen (MAI) ihre Macht heim­lich still und leise in unvor­stell­ba­rem Maße auszu­wei­ten. Damals schei­ter­te das Projekt am hart­nä­cki­gen Wider­stand der Öffent­lich­keit und der Parla­men­te. Damit wurde unter ande­rem verhin­dert, dass sich einzel­ne Konzer­ne densel­ben Rechts­sta­tus wie Natio­nal­staa­ten verschaf­fen konn­ten. Das hätte etwa bedeu­tet, dass Unter­neh­men eine Regie­rung verkla­gen können, „entgan­ge­ne Gewin­ne“ aus Steu­er­gel­dern auszugleichen.

Jetzt aber kommen diese Pläne erneut auf den Tisch, und zwar in deut­lich verschärf­ter Fassung. Der offi­zi­el­le Name des neuen Projekts lautet „Trans-Atlan­tic Trade and Invest­ment Part­ner­ship“, abge­kürzt TTIP. Dieses trans­at­lan­ti­sche Handels- und Inves­ti­ti­ons­ab­kom­men soll, ähnlich wie früher das MAI, die Privi­le­gi­en von Konzer­nen und Inves­to­ren absi­chern und sogar noch auswei­ten. So wollen die EU und die USA ihre jewei­li­gen Stan­dards in „nicht handels­po­li­ti­schen“ Berei­chen verein­heit­li­chen. Diese ange­streb­te „Harmo­ni­sie­rung“ orien­tiert sich erwar­tungs­ge­mäß an den Inter­es­sen der Konzer­ne und Investoren.
Werden deren Stan­dards nicht erfüllt, können zeit­lich unbe­grenz­te Handels­sank­tio­nen verhängt werden. Oder es werden gigan­ti­sche Entschä­di­gun­gen für die Unter­neh­men fällig.

Die Verhand­lun­gen über diese Art Staats­streich in Zeit­lu­pe haben im Juli dieses Jahres in Washing­ton begon­nen – mit der erklär­ten Absicht, in zwei Jahren ein Abkom­men zu unter­zeich­nen, das eine trans­at­lan­ti­sche Frei­han­dels­zo­ne „Trans-Atlan­tic Free Trade Area“ (TAFTA) begrün­den wird. Das gesam­te TTIP-TAFTA-Projekt gleicht dem Mons­ter aus einem Horror­film, das durch nichts totzu­krie­gen ist. Denn die Vortei­le, die eine solche „Wirt­schafts-NATO“ den Unter­neh­men bieten würde, wären bindend, dauer­haft und prak­tisch irrever­si­bel, weil jede einzel­ne Bestim­mung nur mit Zustim­mung sämt­li­cher Unter­zeich­ner­staa­ten geän­dert werden kann.

Wer stirbt? Wer bleibt übrig? – Wolfgang Berger 0

Wer stirbt? Wer bleibt übrig? – Wolfgang Berger

Finan­zi­el­le Massen­ver­nich­tungs­waf­fen fahren die Ernte ein. 

Nied­ri­ge Hypo­the­ken­zin­sen und die Erwar­tung stei­gen­der Immo­bi­li­en­prei­se haben auch „Subprime“-Kreditnehmer (mit schlech­ter Boni­tät) zu Haus­ei­gen­tü­mern gemacht. Diese Kredi­te wurden zu „Deri­va­ten“ gebün­delt und mit kurz­fris­ti­gen Rück­kauf­ver­ein­ba­run­gen („Repos“ = Sale and Repurcha­se Agree­ment) weiter­ver­kauft. So kam erst einmal Geld in die Kasse. Bear Sterns und Lehman Brot­her (USA) brachen 2008 zusam­men, als sie Rück­kauf­ver­pflich­tun­gen nicht erfül­len konn­ten. Das aber waren nur Testläufe.

Früher wurden Kredi­te gegen Sicher­hei­ten verge­ben. Jeder Haus­ei­gen­tü­mer weiß das. Deri­va­te in Verbin­dung mit Repo-Geschäf­ten schöp­fen Geld ohne Sicher­hei­ten. Die eine Bank nimmt, die andere gibt – und das im Kreis­lauf ad infi­ni­tum. Das Geld kommt nicht in die Real­wirt­schaft, die dem Finanz­sek­tor gleich­gül­tig ist. Deshalb löst es keine Infla­ti­on aus. Der Kreis­lauf hat sich zum Killer-Spiel entwi­ckelt: Live and let die (Lebe und lasse ster­ben). Als Bear Sterns zusam­men­brach war JP Morgan Chase der Sieger. Von Lehman Brot­hers Unter­gang haben die briti­sche Barclays und Gold­man Sachs profitiert.

Der Test hat funk­tio­niert. Gold­man Sachs hat mit Hank Paul­son als USFi­nanz­mi­nis­ter mehre­re Geset­ze durch­brin­gen lassen, die Deri­va­te in safe havens (siche­ren Häfen) verwan­delt haben. Das bedeu­tet: Eine Bank, die Wert­pa­pie­re über Deri­va­te besitzt, kann diese beim Konkurs der Schuld­ner­bank behal­ten. Durch zwei EU-Direk­ti­ven haben Deri­va­te-Besit­zer auch in Europa bevor­zug­ten Gläu­bi­ger­sta­tus. Während es im regu­lä­ren Insol­venz­recht eine Bevor­zu­gung von Gläu­bi­gern nicht gibt, ist sie bei Deri­va­ten jetzt die Norm.

Nun konnte der nächs­te Test­bal­lon stei­gen: Mit MF Global war in 2010 eine US-Bank das Opfer, die Einla­gen von 38.000 Kunden verwal­te­te und Farmern mit Waren­ter­min­ge­schäf­ten die Einnah­men nach der Ernte absi­cher­te. Insge­samt 1,2 Milli­ar­den Dollar sind verschwun­den; tausen­de Farmer haben ihr gesam­tes Vermö­gen verlo­ren. Bran­chen­ken­ner vermu­ten, dass die 1,2 Milli­ar­den über Deri­va­te bei JP Morgan gelan­det sind. Niemand ist verhaf­tet worden; es ist alles nach Recht und Gesetz abge­wi­ckelt worden.

Die EU-Banken-Regu­lie­rung soll uns beru­hi­gen. Die belgisch-fran­zö­si­sche Dexia, die Darle­hen an Kommu­nen verge­ben hat, ist im „Stress-Test“ der Euro­päi­schen Banken­auf­sicht mit der Best­no­te bewer­tet worden und kurz darauf in Schwie­rig­kei­ten gera­ten. Belgi­en, Frank­reich und Luxem­burg muss­ten in 2011 Staats­ga­ran­tien in Höhe von 90 Milli­ar­den Euro geben. Gewin­ner waren dies­mal Banken in Canada, Hong­kong und das Emirat Katar. Ihnen allen geht es darum, system­re­le­vant zu werden: so groß, dass sie bei einem Schei­tern geret­tet werden müssen („too big to fail“) – Voll­kas­ko für Raub­über­fäl­le auf Kosten der Steuerzahler.

Hedge-Fonds betrei­ben das Deri­va­te­ge­schäft unter der Tisch­kan­te der regu­lier­ten Banken in einer atem­be­rau­ben­den Größen­ord­nung weiter. Die offi­zi­el­len Bank­bi­lan­zen sehen sauber aus; die Risi­ken werden verschlei­ert. Die mäch­tigs­te Bank der Welt, die Base­ler Bank für Inter­na­tio­na­len Zahlungs­aus­gleich (BIZ) hat dem ihren Segen erteilt. Ist es ein Plan, verwund­ba­re Banken oder schwa­che Natio­nen auszu­rau­ben? Was jetzt noch fehlt ist ein Crash-Ereig­nis, das die großen Spie­ler brau­chen, um Wett­be­wer­ber abzu­schie­ßen. Niemand wird bei der Enteig­nung ein Gesetz verlet­zen oder bestraft werden. Es ist alles gut vorbe­rei­tet. Es wird viele Verlie­rer geben und wenige strah­len­de Sieger. Dann ist „too big to fail“ passé; für Regie­run­gen gilt dann „too week to act“ (zu schwach zum Handeln): sie sind den großen Spie­lern untertan.

Köln; Rosenmontagsumzug 2009: Mottowagen für Fr. Merkel 0

Geschunkelter Unmut

Die Gren­zen der närri­schen Meinungs­frei­heit schei­nen uner­schöpf­lich. Da gibt es die nackte Kanz­le­rin oder den mit der Mafia kopu­lie­ren­den Berlus­co­ni. Die Besu­cher der Umzüge rufen fröh­lich in die Mikro­fo­ne der Repor­ter, wie klasse es sei, dass man hier die nackte Wahr­heit über die Poli­tik präsen­tie­ren dürfe. „Die Poli­ti­ker müssen einfach…

2

WEF Davos 2013 – Ungleichheit zerstört alles

Welt­wirt­schafts­fo­rum in Davos vom 23. bis 27. Januar 2013 Also available in English (Jakob Jordaens – „Fest des Bohnen­kö­nigs“ – Wiki­pe­dia) Wenn sich diese Woche in Davos wie jedes Jahr die mäch­ti­gen Wirt­schafts­len­ker und Poli­ti­ker zum Stell­dich­ein tref­fen, wird einmal mehr resü­miert und nach vorne geblickt. Wie es anläss­lich des…

1

WEF Davos 2013 – Inequality destroys everything

World Econo­mic Forum Annual Meeting 2013 from Janu­ary 23rd to 27th (Jakob Jordaens – „Feast of the Bean King“ – Wiki­pe­dia) If this week in Davos, like every year, the powerful busi­ness leaders and poli­ti­ci­ans meet to rendez­vous, they will once more be summing up and looking forward. It can be…

Neue Euroscheine sollen changieren 0

Neue Euroscheine sollen changieren

Die Euro­päi­sche Zentral­bank (EZB) will nach und nach die 2002 einge­führ­ten Euro­schei­ne gegen neue austau­schen. Den Anfang macht im Mai 2013 die Fünf-Euro-Note. Ein wesent­li­che Ände­rung der neuen Schei­ne besteht darin, dass sie „chan­gie­ren“ sollen. Das hört sich inter­es­sant an, beson­ders für Befür­wor­ter einer völlig neuen Geld­ord­nung. Im Wort steckt…

Badewanne - Illustration im Original von André Fritz 0

Wandel aus der Badewanne – Andreas Bangemann

Von einem, der sich auszog und die Unter­neh­mens­welt veränderte.
Uwe Lübber­mann trägt keinen Bart. Er „führt Kote­let­ten unter dem Kinn zusam­men“. Mit spür­ba­rer Lebens­freu­de bringt er Zuhörer
und Mitmen­schen dazu, gewohn­te Denk­mus­ter zu verlas­sen. Zwischen dem Bad, das sein Leben verän­der­te im Jahre 1999 und dem Führen eines immer erfolg­rei­che­ren „Kollek­tivs“ sind 13 Jahre vergan­gen. Die Worte, die dem Grün­der einfal­len, um zu beschrei­ben, wie sich das Erreich­te anfühlt, sind: „Einfach nur geil“. Uwe Lübber­mann hatte sich beim Baden über die Geschmacks­ver­än­de­rung seiner Lieb­lings-Cola („Afri-Cola“) gewun­dert. Nach eini­gen Recher­chen fand er heraus, dass die Grün­der­fa­mi­lie Karl Flach aus Köln 1998 die Marken­rech­te von Afri-Cola an einen Konzern (Mine­ral­brun­nen Über­kin­gen-Tein­ach AG) abge­ge­ben und dieser „nach Guts­her­ren- Art“ die Rezep­tur verän­dert hat. Das wollte der einge­fleisch­te Afri- Cola-Trin­ker Uwe Lübber­mann nicht auf sich sitzen lassen und melde­te sich bei den Herstel­lern mit seinen Beschwer­den. Um ihn herum bilde­te sich – noch lange bevor es so etwas wie „Face­book“ gab – eine Commu­ni­ty, welche sein Anlie­gen teilte und gemein­sam wurde alles daran gesetzt, das Unter­neh­men zurück zu den geschmack­li­chen Wurzeln des Produkts zu führen.

Macht-Geld-Sinn-Energie 2013 1

Der Wirtschafts- und Energiekongress 2013 – Manuel Schürmann

„Geld regiert die Welt.“ Selten war dieser Spruch so plau­si­bel wie heute. Schon immer ließen Könige und Kaiser ihr Bild­nis auf Münzen prägen und bekräf­tig­ten damit ihren Herr­schafts­an­spruch. Geld und Macht schei­nen unlös­lich mitein­an­der verknüpft, aber kann Geld auch Sinn machen oder, was schier undenk­bar erscheint, kann Sinn ein Geld machen, das ganz anders ist als das, was wir heute kennen und das seinen Inha­bern zwar weni­ger Macht verleiht, dafür aber ein sinn­haf­tes Leben eröff­net? Ein Geld, dessen Wert vor allem darin liegt, dass es umläuft,
von einer Hand zur ande­ren gereicht wird, anstatt dass es sich in den Händen weni­ger bestän­dig vermehrt?

Prof. Frithjof Bergmann – Foto: Pat Christ
Foto: © Pat Christ
0

Mit Freu(n)den den Wandel gestalten – Ein Bericht von Pat Christ

Der Bauer auf seiner Schol­le kannte noch keine Stech­uhr. Seine Arbeit war zwei­fel­los hart. Sicher oft sehr hart. Doch hätte man früher je von einem Land­wirt mit Burn-out gehört? Lange stand die Art und Weise, wie der Bauer seinen Lebens­un­ter­halt verdien­te, für den größ­ten Teil der Bevöl­ke­rung als Synonym für „Arbeit“. Vor 200 Jahren, so Frith­jof Berg­mann, änder­te sich das. Es begann ein Arbei­ten, das die Menschen erschöpf­te. Und sie, bedingt durch das neue Arbeits­sys­tem, in „Reiche“ und „Arme“ spal­te­te. So zumin­dest der allgemeine
Sprach­ge­brauch. Frith­jof Berg­mann, Philo­so­phie­pro­fes­sor und Erfin­der des Konzepts der „Neuen Arbeit“, spricht lieber von „Oasen­men­schen“
als von „Reichen“ und von „Wüsten­men­schen“ als von „Armen“. Etwa 80 Prozent der Mensch­heit gehö­ren letz­te­rer Gruppe an, so der Forscher
bei seinem unge­wöhn­li­chen Auftakt zur Jahres­fei­er 2012 der HUMANEN WIRTSCHAFT in der Silvio-Gesell-Tagungs­stät­te. Und es werden unwei­ger­lich immer mehr. Denn in der tech­no­lo­gi­sier­ten und globa­li­sier­ten Welt gibt es nicht mehr genug bezahl­te Arbeit für alle. Weshalb Berg­mann in Detroit seit langem ein neues Arbeits­sys­tem entwickelt.

Kalender 1913 von Erich Mühsam 1

Kalender 1913 von Erich Mühsam

Bild wiki­pe­dia: Mühsam während seiner Lehr- und Wander­jah­re, um 1906   Januar: Der Reiche klappt den Pelz empor, und mollig glüht das Ofen­rohr. Der Arme klebt, daß er nicht frier, sein Fens­ter zu mit Pack­pa­pier. Febru­ar: Im Fasching schaut der reiche Mann sich gern ein armes Mädchen an. Wie zärt­lich oft die Liebe war,…

Spiel mit Inflationserwartungen? 0

Spiel mit Inflationserwartungen?

Die Noten­ban­ken sollen die Infla­ti­ons­er­war­tun­gen steu­ern. Dazu brau­chen sie eine hohe Repu­ta­ti­on, also Glaub­wür­dig­keit, dass sie ihren Ankün­di­gun­gen auch Taten folgen lassen und ihre Ziele errei­chen werden. Den Noten­ban­ken ist von dem Versuch abzu­ra­ten, mit den Infla­ti­ons­er­war­tun­gen so zu „spie­len“, wie sie das mit den Leit­zin­sen tun. Stabi­le, aber höhere Infla­ti­ons­ra­ten sind leich­ter erreich­bar als die heuti­gen nied­ri­gen Inflationsziele. 

© Martin Bangemann, bestmoose.biz 0

Teufelskreise der Reichtumskonzentration – Friedrich Müller-Reißmann

Ange­sichts von Finanz­kri­se, Staats­ver­schul­dung, Sozi­al­ab­bau usw. werden alle mögli­chen Vari­an­ten von „Reichen­steu­ern“ gefor­dert: Erhö­hung der Spit­zen­steu­er­sät­ze, Wieder­ein­füh­rung der Vermö­gens­steu­er, einma­li­ge Sonder­ab­ga­ben auf beson­ders große Vermögen,
Zwangs­an­lei­hen usw. Diese Vorstö­ße setzen stra­te­gisch an der falschen Stelle an und blen­den eigent­lich kriti­schen Punkt aus: die Herkunft des Reichtums.
Anstatt darüber nach­zu­den­ken, wie man den Reichen etwas von ihrem Reich­tum zuguns­ten der Allge­mein­heit nehmen kann, sollte man erst einmal die Mecha­nis­men ausschal­ten, die auto­ma­tisch den Reich­tum der Reichen zulas­ten der Allge­mein­heit ohne (eigene) Leis­tung endlos vermeh­ren. Es bringt wenig, den Bestand des Reich­tums zu atta­ckie­ren, wenn man seinen Zufluss unan­ge­tas­tet lässt. Nicht „Reichen­steu­ern“ sind notwen­dig, sondern eine Reform des Geld- und Finanzsystems.

Leserbriefe 06/2012 0

Leserbriefe 06/2012

Ihre Meinung ist uns wich­tig! Senden Sie uns Ihre Fragen, Anre­gun­gen oder persön­li­chen Meinun­gen. Wir bemü­hen uns, so viele Leser­brie­fe unter­zu­brin­gen, wie möglich. Wenn wir Leser­brie­fe kürzen, dann so, dass das Anlie­gen der Schrei­ben­den gewahrt bleibt. Leser­brie­fe geben nicht die Meinung der Redak­ti­on wieder.

Karsten Behr, © Manuel Bangemann 0

Essen: Lesertreffen der HUMANEN WIRTSCHAFT in „neuem“ Raum – Redaktion

In der Katha­ri­nen­stra­ße 14 in Essen-Rütten­scheid findet seit vielen Jahren an jedem 2. Diens­tag des Monats um 17 Uhr ein Tref­fen für Leser, Inter­es­sier­te und Freun­de der HUMANEN WIRTSCHAFT statt. Tradi­tio­nell eröff­net Wilhelm Schmül­l­ing den Termin mit einem Impuls­re­fe­rat und mode­riert im Anschluss die lebhaf­ten Diskus­sio­nen zum aktu­el­len Gesche­hen in Wirt­schaft und Poli­tik der stets zahl­rei­chen Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer. Anläss­lich der Veran­stal­tung am 9. 10. 2012 präsen­tier­te sich der Tagungs­raum in atem­be­rau­ben­der Erscheinung.

Rudolf Steiner um 1891, gemeinfrei, Quelle: Wikipedia. 0

„Dreigliederung des sozialen Organismus“ – Gerhardus Lang

Silvio Gesell nennt sein erst­mals 1916 heraus­ge­ge­be­nes Grund­la­gen­werk „Die natür­li­che Wirt­schafts­ord­nung“. Dazu sagt er selbst: „Die Wirt­schafts­ord­nung, .….…., kann nur inso­fern eine natür­li­che genannt werden, als sie der Natur des Menschen ange­passt ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Natur­pro­dukt, einstellt. Eine solche Ordnung gibt es über­haupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewuss­te und gewoll­te Tat.“ Er stellt dann noch fest, dass , und darum auch „das Maß seiner Wirtschaft.“

Pik Bube, origina by uschi dreiucker / pixelio.de 0

Das Ende einer Skatrunde – Andreas Bangemann

Seit Jahren traf sich Klaus mit seinen Freun­den, Armin und Vlado zum wöchent­li­chen Skat­spiel. Im Wech­sel spiel­ten sie jeweils bei einem der drei zu Hause am Küchen­tisch. Sie lieb­ten den Skat und sie lieb­ten ihn mit all den in Skat­tur­nie­ren unter­sag­ten Vari­an­ten, wie Bock- oder Ramsch­run­den. Die Span­nung erhiel­ten sich die Freun­de, indem sie einen „harten“ Pfen­nig-Skat spiel­ten – sie blie­ben bei dem tradi­tio­nel­len Ausdruck, auch wenn es natür­lich längst um Euro­cent ging –, bei dem am glei­chen Abend bar ausge­zahlt wird. Da können im Höchst­fall schon mal 50,- € und mehr den Besit­zer wech­seln. Skat war für die drei Freun­de nicht einfach nur Zeit­ver­treib. Ohne Skat wäre ihr Leben ärmer gewe­sen. Deshalb war es ihnen auch wich­tig, dass Skat bei allem Spie­le­ri­schen doch mit der nöti­gen Ernst­haf­tig­keit gespielt wurde. Ein
Pfen­nig-Skat bestraft leicht­fer­ti­ge und riskan­te Spiel­wei­se mit hohen Verlus­ten. Aus diesem Grund war der rela­tiv hohe Einsatz einfach nur
Garant für Ernst­haf­tig­keit und – wie im Falle der drei Freun­de – für Spiele auf einem hohen Niveau. Einzig darauf kam es ihnen immer an.

Ohne Zentralbankgeld geht nichts – Axel Thorndorff und Tobias Schütze 2

Ohne Zentralbankgeld geht nichts – Axel Thorndorff und Tobias Schütze

Geschäfts­ban­ken wickeln den unba­ren Zahlungs­ver­kehr ihrer Kunden ab. Dazu benö­ti­gen sie Zentral­bank­geld. Bei einer Überweisung
zahlt eine Kundin aus ihrer Sicht schein­bar mit Geld von ihrem Giro­kon­to. Für die Geschäfts­bank ist das Giral­geld jedoch eine Verbindlichkeit,
die sie nicht einfach so an eine andere Bank ohne Gegen­leis­tung loswer­den kann. Daher müssen die Geschäfts­ban­ken unter­ein­an­der die unbare Kunden­zah­lung mit einem Zahlungs­mit­tel beglei­chen, das von den betei­lig­ten Banken akzep­tiert wird. Die Zahlung muss also auch zwischen den Banken erfol­gen, denn ein Über­trag von Giral­geld stellt zunächst eine Kredit­ge­wäh­rung der Empfän­ger­bank an die Geberbank
dar. Die gegen­sei­ti­gen Kredit­li­mits der Banken sind jedoch aufgrund des jewei­li­gen Risi­ko­ma­nage­ments begrenzt.

Hot Euro, © Martin Bangemann, bestmoose.de 2

Vollgeld… – Helmut Creutz

Ein Beitrag zur Lösung unse­rer Geld­pro­ble­me oder zur weite­ren Verwir­rung? – Versuch einer Klärung
„Mit der Einfüh­rung des Voll­gel­des wäre … mit einem Schlag die Euro­kri­se been­det. Die bestehen­den Staats­schul­den aller Euro­län­der wären kein Problem mehr und die Finanz­märk­te wären froh, wenn sie über­haupt noch Staats­an­lei­hen zum Kauf finden. Die Euro­staa­ten könn­ten sich entspannt auf die Einhal­tung des Fiskal­pak­tes und der Schul­den­brem­se und den Ausgleich der Handels­de­fi­zi­te konzen­trie­ren, so dass keine neuen lang­fris­ti­gen Staats­schul­den mehr entste­hen.“ [Aus einem Papier des Vereins „ Initia­ti­ve Moneta­ti­ve“ von Thomas Mayer]

Stephan Geue 0

Der blinde Fleck von Greenpeace- Stephan Geue

Ende August fand ich in den Green­peace-Nach­rich­ten, den quar­tals­wei­se erschei­nen­den Infor­ma­tio­nen für Förde­rer der Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on, wieder einmal einen Arti­kel über deren Umwelt­stif­tung. Da als gemein­nüt­zig aner­kann­te Verei­ne selbst keine nennens­wer­ten Rück­la­gen bilden dürfen, hat Green­peace diese Stif­tung gegrün­det. Stif­tun­gen dürfen Rück­la­gen bilden, ja, sie müssen es sogar; Rück­la­gen sind, so wie Stif­tun­gen heut­zu­ta­ge „konstru­iert“ sind, sozu­sa­gen deren Exis­tenz­grund­la­ge. Und den Zweck der Stif­tung legt derje­ni­ge fest, der sie grün­det und das Grün­dungs­ka­pi­tal einbringt. Eigent­lich könnte das Finanz­amt also auch gleich den Verei­nen die Bildung von Rück­la­gen erlauben.

© Pat Christ
Foto: © Pat Christ
0

Nicht mehr länger nur Mainstream – Pat Christ

Dass ein ange­hen­der Maschi­nen­bau­er ein recht strik­tes Studi­um durch­lau­fen muss, mit viel Mathe­ma­tik, Tech­ni­scher Mecha­nik, Elektrotechnik
und Inge­nieur­geo­me­trie, das leuch­tet noch ein. Doch eine Volks­wir­tin? Die sollte, wie jede andere Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin, ein wesent­lich freie­res Curri­cu­lum haben. Hat sie de facto aber nicht. Woge­gen das deutsch­land­wei­te „Netz­werk Plura­le Ökono­mik“ Sturm läuft. In einem Offe­nen Brief fordern die Akteu­re eine Neuge­stal­tung der Volks­wirt­schafts­leh­re. Jeden Montag gibt es an der Univer­si­tät Bayreuth nach­mit­tags Übun­gen zur Vorle­sung „Mathe­ma­ti­sche Grund­la­gen für Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler“. Am Donners­tag wird bereits um 8 Uhr am Morgen eine (zwei­stün­di­ge) Frage­stun­de ange­bo­ten. Auch da geht es um mathe­ma­ti­sche Grund­la­gen. Am Montag­vor­mit­tag versam­meln sich die Studen­tin­nen und Studen­ten mit der Matri­kel-Endzif­fer 0 bis 5 im Audi­max, um sich Kennt­nis­se über statis­ti­sche Metho­den anzu­eig­nen. Übun­gen zu jenen Metho­den stehen in Bayreuth am Diens­tag­nach­mit­tag auf dem Programm. Am Vormit­tag dieses Tages geht es in einem Inten­siv­kurs um das indus­trie­öko­no­mi­sche Thema „Markt und Wettbewerb“.

Dipl.-Psych. Peter Berner 0

Kapitalismuskritik – einmal anders. – Peter Berner

Auch in der gegen­wär­tig wach­sen­den Geld­sys­tem-kriti­schen Protest­be­we­gung haben es die Einsich­ten der Frei­wirt­schafts­leh­re anscheinend
oft rela­tiv schwer, die ihnen gebüh­ren­de Beach­tung zu finden. Liegt dies viel­leicht an dem weit reichen­den Perspek­ti­ven­wech­sel, den diese Einsich­ten erfor­dern? Immer­hin schreibt selbst Helmut Creutz, einer der gegen­wär­tig wich­tigs­ten Vertre­ter der Frei­wirt­schaft, einlei­tend in seinem Buch ‚Das Geld-Syndrom‘: „Das Thema (Geld) inter­es­sier­te mich (ursprüng­lich) eigent­lich wenig, denn ich konnte mir nicht vorstel­len, dass im Geld ein Problem­feld steckt. Schließ­lich hatte ich mehr als 30 Jahre lang in der Wirt­schafts­pra­xis damit zu tun, bei Objekt­fi­nan­zie­run­gen, Kalku­la­tio­nen und Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nun­gen.“ Heute ist die Arbeit von Creutz eine wert­vol­le Quelle von Zahlen und Fakten zur Unter­maue­rung der frei­wirt­schaft­li­chen Argu­men­ta­ti­on. Der folgen­de Text möchte inter­es­sier­ten Einstei­gern die Grund­ge­dan­ken dieser Argu­men­ta­ti­on nahebringen.

Prof. Dr. Dr. Wolfgng Berger 0

Die globale Finanz- und Schuldenkrise – Wolfgang Berger

Richard Portes, Profes­sor an der „London School of Econo­mics“ gilt als bedeu­tends­ter Ökonom Groß­bri­tan­ni­ens. In 2007 schreibt er: „…
the inter­na­tio­na­li­sa­ti­on of the Icelan­dic finan­cial sector is a remar­kab­le success story that the markets should better acknow­ledge“ (die erfolg­rei­che globa­le Ausrich­tung des islän­di­schen Finanz­sek­tors sollte die Märkte mehr beein­dru­cken). Frede­ric S. Mish­kin – Ökonomieprofessor
an der „Colum­bia Univer­si­tät New York“ und ehema­li­ger Präsi­dent der US-Zentral­bank – veröf­fent­licht in 2007 einen Aufsatz „Finan­cial Stabi­li­ty in Iceland“ (Die finan­zi­el­le Stabi­li­tät Islands). Die islän­di­sche Zentral­bank zahlt ihm dafür 124.000 Dollar [http://de.wikipedia.org/wiki/Frederic_Mishkin].

Waage des Vertrauens, © Martin Bangemann, bestmoose.de 0

Die einzige Deckung des Geldes ist Vertrauen. – Andreas Bangemann

Ein kommen­tie­ren­der Bericht vom ersten „Bargeld­sym­po­si­um“ der Deut­schen Bundes­bank am 10.10.2012 in Frank­furt am Main.
In seiner Eröff­nungs­re­de machte Jens Weid­mann, der Präsi­dent der Deut­schen Bundes­bank mit einem kurzen Blick auf die Geschich­te des Bargel­des deut­lich, wie wich­tig das einzi­ge gesetz­li­che Zahlungs­mit­tel bis heute ist. Auch wenn in entle­ge­nen Winkel der Erde noch Urein­woh­ner zur Bezah­lung große Steine zur Beglei­chung einer Schuld nutz­ten, was eine beson­de­re Form des Bargelds darstel­le, so habe das „moder­ne“ Bargeld im Rest der Welt und insbe­son­de­re in Europa eine unge­bro­che­ne Erfolgs­ge­schich­te aufzu­wei­sen und das trotz Entwick­lung moderns­ter Möglich­kei­ten im Bereich elek­tro­ni­scher Zahlungssysteme.

Die „Lebensleistungsrente“ ist eine Wohlverhaltensrente 1

Die „Lebensleistungsrente“ ist eine Wohlverhaltensrente

Nach­fol­gend finden Sie meinen Leser­brief zum FAZ-Wirt­­schafts­­­lei­t­ar­­ti­kel vom 06.11.2012 – Seite 11. Sie finden den FAZ-Leit­ar­­ti­kel im Inter­net unter: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/rentenpolitik-lohn-fuer-lebensleistung-11950966.html In der SffO-Tagung am kommen­den Wochen­en­de in Bad Boll Gene­ra­ti­ons­ver­trag und Grund­ein­kom­men Ergän­zung oder Wider­spruch? wollen wir diesen Fragen auf den Grund gehen. Sie finden das Programm unter http://www.sffo.de/sffo/sffo_20121110_Gen-Vertrag_fly.pdf Offen­sicht­lich sucht…

0

Jahresfeier 2012: Mit Freu(n)den den Wandel gestalten

Von 1. bis 4. Novem­ber 2012 findet die tradi­tio­nel­le Jahres­fei­er der HUMANEN WIRTSCHAFT statt, wie immer in der Silvio-Gesell-Tagungs­­­stä­t­­te in Wupper­tal. Das in herr­li­cher Natur des Bergi­schen Landes gele­ge­ne Tagungs­haus bildet wie immer den Rahmen für eine Veran­stal­tung, in der die Macher der Zeit­schrift, gemein­sam mit Autoren, Lesern und vielen…

„Leider fehlt es noch an Kraft und Mut“ – Pat Christ 0

„Leider fehlt es noch an Kraft und Mut“ – Pat Christ

Nur eine splee­ni­ge Spie­le­rei? Vor allem für ältere, einst in öffent­li­chen Ämtern aktive Menschen ist es schwer, sich auf das Thema
„Regio­geld“ einzu­las­sen, sagt Petra Berger­mann vom Schwa­ba­cher Verein Regio-Mark: „Sie haben nun einmal im gege­be­nen System als Funk­tio­när funk­tio­niert.“ Die mitt­le­re Gene­ra­ti­on nehme das, was sie über die Bedeu­tung von regio­na­lem Geld erzäh­le, immer­hin zur Kennt­nis. Doch leider fehle es hier an Zeit, Kraft und Mut, sich für eine Geld­re­form einzusetzen.

Eine unmögliche Kombination: Kapitalismus und Marktwirtschaft – Wilhelm Schmülling 0

Eine unmögliche Kombination: Kapitalismus und Marktwirtschaft – Wilhelm Schmülling

In jeder Diskus­si­on über Armut und Reich­tum wird schnell Einig­keit über die Notwen­dig­keit zur „Bekämp­fung der Armut“ erzielt, nicht aber über die Bekämp­fung des Reich­tums. Armut ist nun mal Reali­tät, die es zu bekämp­fen gilt. Während zur „Armuts­be­kämp­fung“ viele Vorschlä­ge präsen­tiert werden, deren Wirk­sam­kei­ten umstrit­ten sind, stößt bei einer Reich­tums­be­kämp­fung“ (ein kaum gehör­tes Wort!) jeder Vorschlag auf massi­ven Wider­stand derer, die den Reich­tum als
Voraus­set­zung zur Minde­rung der Armut anse­hen. Reich­tum sei nun mal in unse­rer markt­wirt­schaft­li­chen Ordnung von jeder­mann erreich­bar, wenn er nur intel­li­gent und flei­ßig genug sei.