Kategorie: Zeitschriftenarchiv
Geldsystem: 13½ Gründe für eine grundlegende Erneuerung – Andreas Bangemann
Das Gefühl des Getriebenseins beherrscht mittlerweile alle Bereiche des menschlichen Lebens. Die Dramatik der Ereignissen nimmt zu und mit ihr die Anzahl der Ratschläge von allen Seiten, was wohl jetzt als nächstes zu tun ist. Politiker handeln sprunghaft und
meist „alternativlos“. Bürgerinnen und Bürger verharren im Gefühl der Machtlosigkeit in einer lethargischen Erstarrung. Sich ganz auf sich selbst konzentrierend, die großen Dinge teilnahmslos beobachtend, bewältigt man seinen Alltag. Dennoch ist die Lage angespannt und von heute auf morgen kann die vermeintliche Erstarrung in offene Aggressivität umschlagen. Wäre es da nicht wahrlich Zeit für eine Inventur? Innehalten, Bestand aufnehmen und erst dann entscheiden, was als nächstes zu tun ist? So
handeln, dass wieder Ruhe einkehren und sich langfristige Entwicklungen hin zum Guten einstellen können? Ohne „Inventur“ aller Fragen des Geldsystems werden wir nicht weiter kommen. Die Liste im folgenden soll dynamisch sein, ergänzt, gekürzt und erweitert werden. Sie soll dazu beitragen, die Schwierigkeiten zu erhellen.
Reimen gegen den Zeitgeist – Michael Freuding
Warum gibt es keine politischen Gedichte mehr? Diese Frage schwang mit, als die Zeit im März 2011 ihr Projekt „Politik und Lyrik“ aus dem Boden stampfte. Eine alte Form der politischen Auseinandersetzung sollte wiederbelebt werden, eine Form die „schärfer und witziger“ sein konnte als Artikel oder Fotos – meinten die Redakteure. Die Frage, warum es keine politischen Gedichte mehr gab oder gäbe, war für die Initiatoren schnell beantwortet: Angeblich weil wir in einem ideologiefreien Zeitalter lebten, in dem parteipolitische oder gar agitatorische Inhalte nicht mehr gefragt seien. Interessant, dachte ich mir – interessant, weil ich glaube, dass die Welt sich niemals tiefer in eine Ideologie verstrickt hat, als das gegenwärtig der Fall ist. Nur dass die Urheber dieser Ideologie kaum bekannt sind und nicht den Status genießen, den man Ideologiestiftern in früheren Zeiten einräumte. Das aber hängt eng mit ihren Glaubenssätzen zusammen, die Freiheit und Individualität zum Zentrum der neuen Lehre erklären. Mit fast schon religiösem Sendungsbewusstsein setzt uns die Maschinerie der Massenmedien alltäglich jenen Glaubenssätzen aus und programmiert uns zu Sklaven einer Minderheit von Globalisierungsprofiteuren. Diese Minderheit bezeichnet sich selbst gern als ideologiefrei und wissenschaftsorientiert, ohne über die damit verbundenen Vorteile viele Worte zu verlieren. So wirksam ist die Gehirnwäsche, dass der uninformierte Mitläufer selbst in den tiefsten Krisen noch nach jenen Problemlösern schreit, die unsere Probleme erst verursacht haben. Da herrscht keinerlei Einsicht, kein Hauch der Hoffnung.
„Geld ist nicht grau“ – Pat Christ
Ohne Loyalität würde gar nichts gehen: Nur weil die Menschen unausgesprochen übereingekommen sind, dass bestimmte Scheine
„Geld“ bedeuten, sind diese Scheine auch etwas wert. „Geld ist eine konstruierte, eine gemachte Größe, die der Bürgschaft einer Sozialität bedarf“, sagt die Innsbrucker Ethnologie-Professorin Dr. Silke Meyer. In ihrem dreisemestrigen Studienprojekt „Money Matters“ brachte sie Studierende dazu, über das Thema „Geld“ einmal etwas genauer nachzudenken.
Von Geld, Geldmengen und Geldillusionen – Helmut Creutz
„Der Versuch, die Geldmenge zu definieren, treibt akribische Experten an den Rand der Verzweiflung. Denn es gibt keine klare Trennungslinie im Kaleidoskop der Anlagen, die es ermöglichen würde, genau den Punkt festzulegen, an dem sich Geld von anderen Anlagen scheidet.“[1]
„Die genaue Definition >der Geldmenge ist ebenso eine Frage des Geschmacks wie der wissenschaftlichen Notwendigkeit. Neben M1 und M2 haben die Ökonomen mehr als ein Dutzend Geldmengenkonzepte definiert: M3, M1a, M1b!“[2]
[1] Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Januar 1992
[2] Paul A. Samuelson, in seinem weltweit verbreiteten Lehrbuch „Volkswirtschaftslehre“
In Sozialen Handel investieren – Henk van Arkel
Die in Utrecht in den Niederlanden ansässige Stiftung „Social TRade Organisation”, kurz „STRO” genannt, ist eine der wenigen Organisationen der Welt, die alternative Geldsysteme entwickelt.[1] STRO konzentriert sich auf Alternativen zum aktuellen Geld, weil es offensichtlich ist, dass das herrschende Geldsystem unnötige Armut erzeugt und eine gefährliche Belastung für die Umwelt und jede Kultur darstellt.
„Kaufe Lokal“ – Arthur M. Gruenbaum
Die Social Trade Organisation (STRO) ist Initiator des „Kaufe Lokal“-Programms und setzt sich für dessen Kombination mit komplementären Währungen ein, da diese die positive Wirkung lokalbewussten Einkaufens noch verstärken.
Das Unternehmertum in einer solidarischen postkapitalistischen Wirtschaft – Norbert Bernholt
Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen ist eine zutiefst gesellschaftliche Angelegenheit, die in der kapitalistischen Wirtschaft überwiegend von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen wahrgenommen wird. Hieran wird sich – nach unseren Vorstellungen – auch in einer solidarischen nachkapitalistischen Ökonomie im Prinzip nichts ändern. Allerdings muss sich die Verfassung insbesondere der großen Unternehmen und das Umfeld, in dem sie agieren, radikal ändern. In den folgenden Ausführungen soll es darum gehen, Grundzüge einer neuen Unternehmensverfassung zu entwerfen, die bewirkt, dass Unternehmen
nur dann erfolgreich sind, wenn sie sich in den Dienst der Menschen und der Umwelt stellen.
Zakat – Ein Diskussionsbeitrag von Jörg Schreiner
Bei der Diskussion über die (Wieder-)Einführung einer Vermögenssteuer, entstehen zahlreiche Fragen. Wer soll besteuert werden?
Was soll besteuert werden? Wie vermeidet man eine Flucht vor der Vermögenssteuer?
Piratenpartei und Geldsystem: Der Nebel lichtet sich – Roland Rottenfußer
Das Rätselhafte stimuliert die Fantasie, und die Piratenpartei ist die Sphinx unter den politischen Akteuren. Speziell in Wirtschaftsfragen glänzte sie bislang durch Festlegungsscheu. Sind die Piraten eine „Linkspartei mit Internetanschluss“, wie Gegner behaupten, oder doch verkappte Wirtschaftsliberale? Werden nach dem Grundeinkommen auch umlaufgesichertes Geld und Regionalwährungen bei der Partei eine politische Heimat finden? Der Erfolg der Piraten weckt Begehrlichkeiten, und der Kampf um die Seele der Partei ist im vollen Gange. Wohin steuert das Piratenschiff? Und wie könnte das Wirtschaftsprogramm aussehen, das auf dem Bundesparteitag im November verabschiedet werden soll? Eine Zwischenbilanz.
Demokratie in Gefahr! – Wilhelm Schmülling
Ist es angebracht, in einer Zeit, in der die Euro-Krise eskaliert, über Demokratie zu reden und die Regierung an ihre Pflichten zu erinnern? Noch nie war es nötiger als jetzt, da grundlegende Entscheidungen über unsere Währung anstehen. Es gibt Zweifel darüber, dass solche Entscheidungen demokratisch herbeigeführt werden. Zwar haben wir in unserem demokratisch gewählten Bundestag eine starke Opposition, die undemokratisches Vorgehen der Regierung anprangert. Das glauben wir aber nur. In Wirklichkeit hat sich die SPD bei den Euro-Rettungsmaßnahmen als Verbündete der Regierung erwiesen. Zurzeit überprüft das Bundesverfassungsgericht das Gesetzgebungsverfahren zum ESM-Vertrag (Europäischer Stabilitäts-Mechanismus). Am 12. September fällt das Gericht eine Entscheidung.
Abschied vom Steuerstaat – Dirk Löhr
Die freiwirtschaftliche Theorie ist weit mehr als eine Geldtheorie. Sie kann auch als eine gegen Monopole im weitesten Sinne gerichtete Theorie verstanden werden. Was aber kann unter „Monopolen im weitesten Sinne“ verstanden werden? Keynes beschrieb scharfsinnig die Eigenschaften der kritischen Assets und Dirk Löhr macht sie verständlich.
Leserbriefe 04/2012
Ihre Meinung ist uns wichtig. Senden Sie uns Ihre Fragen, Anregungen oder persönliche Meinungen. Bitte fassen Sie sich kurz, um so wahrscheinlicher wird die Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe ohne Rücksprache zu kürzen.
(Hu)manigfaltiges 04/2012
Kurznachrichten und Hinweise:
[SFFO] Bodenspekulation mit Ackerland auch in Deutschland – Agrarminister ratlos?
Geldsysteme sind kein Naturgesetz
04/2012 www.humane-wirtschaft.de 37
Deutsche Friedensgesellschaft fordert Abschaffung des Zins- und Zinseszinssystems
Die Überschuldung als Systemfehler erkennen
Lust auf neues Geld – Die DVD Jetzt bestellen
Grenzen der Modelle in den Wirtschaftswissenschaften
Französischer Präsident Hollande spricht Klartext: (ARD, 7. Mai 2012, 22:45 Uhr, „Die Nacht als Frankreich rot wurde“)
Dr. Norbert Blüm: (18. 5. 2012, Süddeutsche Zeitung)
Heiner Geißler: (29. 1. 2012, WELT am SONNTAG)
Dirk C. Fleck – Die vierte Macht
Galaktischer Energieverbrauch – Tom Murphy, übersetzt von Tom Schülke
Seit dem Beginn der industriellen Revolution haben wir ein beeindruckendes, sehr stabiles Wachstum des Energieverbrauchs der menschlichen Zivilisation erlebt. Die Daten der US-amerikanischen „Energy Information Agency“ zeigen für den US-Energieverbrauch seit 1650 (1635–1945, 1949–2009, inklusive Holz, Biomasse, fossiler Treibstoffe, Wasserkraft, Nuklearenergie
u.s.w. ), einen auffallend konstanten Wachstumskurs, der durch eine jährliche Wachstumrate von 2,9% gekennzeichnet ist.
Meine beiden Elefanten – Roland Spinola
Denke ich über die Ursachen der Finanzkrise nach, so fallen mir zwei Metaphern ein, die beide mit Elefanten zu tun haben:
„There is an elephant in the room“ sagen die Engländer und meinen damit, dass es eine offensichtliche Wahrheit gibt, die jeder kennt, die aber keiner diskutieren will. An diese Metapher denke ich oft, wenn ich Talkshows zuhöre. Der Elefant ist entweder zu gefährlich und deshalb möchte ihm niemand zu nahe kommen und beim Namen nennen oder einige Teilnehmer nehmen ihn tatsächlich gar nicht wahr.
Steffen Henke – Ein Porträt von Andreas Bangemann
Es begann alles mit einer „beiläufig“ gemachten Äußerungen in einer Email. Darin schrieb Steffen Henke im Herbst 2010, dass es doch möglich sein müsse, zu beweisen, wie viele Menschen sich schon heute für ein besseres Geldsystem einsetzen. Wenn viele das Gleiche wollen, dann werden sie unüberhörbar und es kann zu wichtigen Veränderungen kommen, war seine Schlussfolgerung.
Eine große Veranstaltung, auf der alle Flagge zeigen können, müsse her.
Was ist natürliche Ökonomie? – Roland Rottenfußer
Wir müssen natürliches Wirtschaften vom Stigma des Anrüchigen befreien, das ihm wegen der Auswüchse des Sozialdarwinismus anhaftet. Nicht nur der „Kampf ums Dasein“ prägt natürliche Ökosysteme. Bei genauer Betrachtung finden wir auch viel Positives: Kooperation, gesunde Wachstumsgrenzen, Ausgleich zwischen den Extremen, frei fließende Energien und den Verzicht auf abstrakte Besitzverhältnisse. Natürliche Ökonomie ist ein Wirtschaften nach natürlichen Prinzipien, die das Besondere unserer Situation als Menschen nicht verleugnet. Vor allem ist sie ein Heilmittel gegen die Dominanz egoistischer Einzelinteressen. Denn Ökologie bedeutet im Kern: Jeder Teil erhält seinen Sinn durch die Harmonie mit einem größeren Ganzen.
EURO-Rettung in den letzten Zügen – Kommentar von Wilhelm Schmülling
Nun hat Griechenland wieder Luft zum Atmen. Es hat gewählt, konservativ zur Freude der Eurokraten. Ist damit Griechenland und
der EURO gerettet? Nein, mit der Wahl wurde nichts entschieden, nur die Aussichten zur Rettung ein wenig verbessert, glaubt man. Das rettende Ufer in Sicht, strampeln die Griechen darauf zu, die Köpfe wie Ertrinkende Unterkante Kinn gerade über Wasser haltend. Reichen die Kräfte nun aus, um Land zu erreichen?
Reichtum und Reichtumsexplosion – Helmut Creutz
Auch wenn der Begriff „Reichtum“ vielfach verwendet wird – vom Artenreichtum in der Natur bis hin zum Reichtum wissenschaftlicher Erkenntnisse – , wird er auf Anhieb meist mit Geld verknüpft! Ebenfalls, wenn man unter diesem Begriff den Reichtum aller Güter ausdrückt, d. h. die wirtschaftlich eingesetzten Sachwerte mit den Geldersparnissen, unter dem Begriff „Vermögen“ zusammenfasst. Und dieser Reichtum und dessen zunehmende Konzentration machen vor allem Schlagzeilen, wenn vom „Manager-Magazin“, alle paar Jahre, die „300 reichsten Deutschen“ aufgelistet werden!
Wann ein Reicher „vermögend“ ist“ – Pat Christ
Sind Reiche nur Egoisten? Sind sie grenzenlos Gierige? Die sich mitunter durch fragwürdige Methoden Geld und noch mehr Geld verschaffen? Für jene Wissenschaftler, die sich zum „Forum für Vermögensforschung“ zusammengeschlossen haben, sind all dies verzerrte Bilder von Reichen. „Ein neues Verständnis von Vermögenden aufzubauen, basierend auf ihrer gesellschaftlichen
Verantwortung“, ist eines der Ziele des Forums, das am Institut für Soziologie der Universität Münster etabliert wurde.
Sparen – Mission: Impossible – Peter Döllel
Es wird zu viel gespart! Neben den Lebensversicherungen, den staatlichen und privaten Rentenkassen und den Beamtenkassen sind die Rentiers (das sind Menschen mit hohen Vermögen, die daraus ihr leistungsloses Einkommen – den Zins – beziehen[1]) mit die Hauptverantwortlichen für das Anwachsen der riesigen Geldvermögen.
[1] Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Dunker & Humblot 1936, John Maynard Keynes Seite 316–318 Der Rentier der „…den knappheitsbedingten Wert des Kapitals auszunutzen“ „…dass der sanfte Tod des Rentiers, des funktionslosen Investors nichts plötzliches sein wird….“ Aber er wird in 1 bis 2 Generationen „.. nicht mehr einen Bonus (Zins und Zinseszins) erhalten.
„Lust auf neues Geld“ lockte viele Menschen nach Leipzig
Am 9. Juni hatte die „Neues Geld gemeinnützige GmbH“ zu einer Tagesveranstaltung in die Stadt gerufen, die sinnbildlich für den Aufbruch zum Wandel steht: Leipzig. Zweitausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem Ruf und bildeten einen imposanten Rahmen für ein Programm, das es in sich hatte. Die Veranstalter unter Leitung des Geschäftsführers Steffen Henke
hatten ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Musik, Akrobatik, Kabarett, Unterhaltung und natürlich viel Information zum Thema Geld.
„Kein Recht im Unrecht – kein gutes Leben im schlechten“ – Andreas Bangemann
Durch unser Geldsystem und das darauf aufbauende Bodenrecht werden allen Menschen dieser Erde Tag für Tag immer größer werdende Teile ihrer eigenen Leistung weggenommen. Auch im Hinblick auf Patente und das Urheberrecht gibt es zu hinterfragende Entwicklungen, die Räume für Privilegien schaffen, von denen nur sehr wenige profitieren. Das geschieht für viele unbemerkt, denn es werden dazu in den seltensten Fällen direkte Rechnungen ausgestellt. Die in unserem Recht und dem genutzten Geldsystem verankerten Mechanismen sorgen für die Bedienung dieser Privilegien über die Preise und Steuern,
die jeder von uns für den Lebensunterhalt bezahlt.
GesellScha(f)ftKunst 2012 – Erreichtes und Geplantes
Im kleinen Wäldchen der Silvio-Gesell-Tagungsstätte in Wuppertal entpuppt sich das im Mai gestartete Kunstprojekt anlässlich des 150. Geburtstages von Silvio Gesell zu einer vernetzenden Kraft. Täglich besuchen Interessierte das Gelände und lassen sich von dem Gedanken inspirieren, wie eine Wirtschaft wohl aussehen könnte, wenn sie wichtige Elemente von Austauschprozessen in der Natur abbilden würde. „Fließen“ und „Werden und Vergänglichkeit“ waren die künstlerischen Impulse für die Arbeiten auf dem Gelände. Fast täglich kommen neue Kunstwerke hinzu, denn Karsten Behr, der künstlerische Leiter des Projektes, arbeitet ständig in seinem „Zauberwald“ und integriert mehr und mehr Künstler aus der Region. Das idyllisch gelegene Tagungshaus entpuppt sich durch die Aktion zu einem Hort der Begegnung von Kreativen auf vielen Gebieten.
Einkommen und Einkommensunterschiede – Helmut Creutz
Wie das Jahreseinkommen des VW-Chefs Winterkorn mit rund 17 Millionen, hat auch das des BMW-Chefs Reithofer mit rund 6,2 Mio. kürzlich Schlagzeilen gemacht. Nicht ohne Grund, denn selbst wenn man dieses letztgenannte Einkommen um den Steuer-Höchstbetrag auf 3,4 Millionen reduziert, liegt es noch beim 86-fachen des verfügbaren Einkommens eines Durchschnitts-Haushalts in unserem Land, das 2007 bei 40.550 Euro gelegen hat. Dieser bereits schwer nachvollziehbare
Unterschied nimmt jedoch noch erheblich zu, wenn man – wie Walter Wüllenweber kürzlich im Stern – zum Vergleich das Vermögenseinkommen der Familie Quandt heranzieht, die als Hauptaktionär von BMW im vergangenen Jahr 650 Millionen abkassierte und damit das 106-fache des Firmenchefs und – ebenfalls besteuert – mit 370 Millionen das 9.140-fache eines Normalhaushalts erhielt!
Lust auf neues Geld – Andreas Bangemann
Das ist doch einmal etwas anderes. Statt sich mit den immer wirrer werdenden Geschehnissen um Politik und Finanzmarkt herumzuärgern, frönen wir der Lust! Doch was ist wohl mit „neuem Geld“ gemeint? Mit dem Geld, das wir zu kennen glaubten, scheint ja etwas Grundlegendes im Argen zu liegen. Wir erleben, wie es sich erkennbar in unvorstellbaren Mengen bei einigen wenigen sammelt und es bei den allermeisten hinten und vorne fehlt, bei manchen gar überhaupt nicht mehr ankommt. Immer klarer wird dabei: Es handelt sich nicht um einen Prozess, der maßgeblich durch mehr oder weniger Leistung beeinflusst wird, sondern das im Besitz haben von Geld genügt, um zu Reichtum zu kommen. Immer klarer wird auch, dass wir mit diesem Geld einer leidvollen Katastrophe entgegen gehen. Von einem solchen Geld haben wir und immer mehr Menschen auf der ganzen Welt die Nase voll. Dieses Geld entzweit, macht einsam und zerstört nach und nach alles, was uns lieb und „teuer“ ist. Wir wissen, was wir nicht mehr wollen.
Die Welt braucht fließendes Geld – Wolfgang Berger
Die Leser dieser Zeitschrift wissen es: Geld muss fließen, wenn es seine wohltuenden Wirkungen entfalten soll – fließen wie Blut in unserem Körper oder wie Wasser in der Natur. Der kleine Trick mit großer Wirkung beim fließenden Geld ist, dass das Ausgeben belohnt wird, nicht das Festhalten. Wer Geld zurückhält, zahlt eine kleine Steuer. Dieser „Umlaufimpuls“ entfällt für den, der Geld ausgibt, investiert, langfristig anlegt oder verschenkt. Dadurch verstetigt sich der Geldumlauf.
Das Geld ist der Fußball der Volkswirtschaft – Silvio Gesell Zitat
Die Rolle, die die Geldsubstanz spielt, lässt sich ziemlich gut mit dem vergleichen, was das Leder des Fußballes für die Spieler bedeutet. Es kommt den Spielern durchaus nicht auf die Substanz des Balles an, auch nicht mal auf seinen Besitz. Zerrissen,
beschmutzt, neu oder alt, alles ist gleichgültig. Ist der Ball greifbar und sichtbar, so kann die Balgerei losgehen. Und um mehr handelt es sich beim Geld auch nicht. Haben oder nicht haben; ein steter rastloser Kampf um seine Erwerbung, nicht weil man den Ball, das Geld an sich, den Geldstoff braucht, sondern weil man weiß, dass andere das Geld wiedergewinnen und zu seiner Wiedergewinnung Opfer bringen müssen. Beim Fußball bestehen diese Opfer in Fußtritten, beim Geld in Waren. Das ist der ganze Unterschied.
Und wer Liebhaber ist von kurzen Begriffserklärungen, der wird vielleicht Freude empfinden, wenn ich sage:
Das Geld ist der Fußball der Volkswirtschaft.
„Entweder Kapitalismus oder Sozialismus“ – Friedrich Müller-Reißmann
„NIEDER MIT DEM KAPITALISMUS – ES LEBE DER SOZIALISMUS“ stand auf dem Spruchband. „Nein“, dachte ich, als ich das las, „der Kapitalismus soll verschwinden und der Sozialismus bleiben, wo er ist: in unbelehrbaren Köpfen!“ In den gesellschaftswissenschaftlichen“ Seminaren, die ich seinerzeit als Student der Physik an der Universität Leipzig besuchen musste, wurde mir unablässig eingehämmert, dass der „Hauptinhalt unserer Epoche“ im „Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus“ bestünde. Den Studenten der anderen Fachrichtungen ging es zu DDR-Zeiten nicht besser. – Nun, die Geschichte folgte nicht der marxistischen Geschichtsideologie. Indes, die Propagandamühlen haben nicht vergebens geklappert. Noch immer sehen viele keine andere Alternative zum Kapitalismus, wenn er doch eines Tages sein Ende findet, als den „Sozialismus“.
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