1. Hintergrund der Überlegungen:
In meiner Kindheit war es für mich selbstverständlich, am Weltspartag meine Sparbüchse zusammen mit meinem Sparbuch zur Sparkasse zu tragen, wo der Mann hinterm Schalter den Inhalt der Büchse zählte und den Betrag im Sparbuch eintrug. Sehr gestaunt habe ich, als mir meine Eltern sagten, dass das Geld auf dem Sparbuch automatisch mehr wird, weil die Sparkasse
mir den sog. Zins gutschreibt. Über den Zinseszins habe ich mich dann jedoch nicht mehr gewundert, denn dass der Zinsbetrag, über den ich gestaunt hatte, zu dem zu verzinsenden Sparguthaben hinzuaddiert wird und im nächsten Jahr mitverzinst wird, erschien mir selbstverständlich. Im Mathematikunterricht des Gymnasiums rechneten wir dann aus, welches Guthaben aus einem Cent entstünde, wenn dieser im Jahre Null, also vor ungefähr 2000 Jahren, zu 4% mit Zinseszins angelegt worden wäre. Man erhält das Ergebnis nach der Formel 0,01*(1+0,04)^2000 €.
Dies ist ein Vermögen, das dem Wert mehrerer Erdkugeln aus purem Gold entspricht. Obwohl die Absurdität dieses
rechnerisch korrekten Ergebnisses offensichtlich ist, sah unser Lehrer keinen Anlass, auf die gesellschaftlichen
Probleme, die mit dem Zinseszins verbunden sind, einzugehen. Seit dem damaligen Mathematikunterricht sind inzwischen einige Jahrzehnte vergangen, in denen ich weder auf Schriften noch auf Personen gestoßen bin, die mich veranlasst hätten, über die Problematik des Zinswesens nachzudenken. Dies hat sich erst in letzter Zeit geändert.
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