Unvergängliche Spuren am Strand des Lebens – Die Redaktion
In memoriam Margrit Kennedy.
Am 28. Dezember 2013 verstarb
Margrit Kennedy in ihrem Zuhause
in Steyerberg an Krebs.
Bereits Ende der 70er Jahre begann
sie, innerhalb der beruflichen Tätigkeit
als Architektin und Stadtplanerin
die ökologischen Fragen in
den Mittelpunkt ihres Wirkens zu stellen.
Ihr Leben bekam jedoch ab 1982
eine unvorhersehbare Wendung. Sie
entdeckte die Ursachen für jene Auswirkungen,
die ihre Arbeit als umweltbewusst
denkende Wissenschaftlerin
und Planerin stets maßgeblich und vor
allen Dingen negativ beeinträchtigten
im herrschenden Geldsystem. Sie war
überzeugt, dass die Mechanismen einer
auf unendliches Wachstum ausgerichteten
Wirtschaft niemals mit den
Erfordernissen eines respektvollen
und wertschätzenden Umgangs mit
der Natur vereinbar sind. Auch erkannte
sie, wie die zunehmenden sozialen
Verwerfungen eng mit dem Geldsystem
zusammen hingen, das vor allen
Dingen zu einem prädestiniert war:
Immense Geldvermögen bei einer verschwindend
geringen Zahl von Menschen
zu kumulieren. Und das auf Kosten
und zu Lasten der Gesamtheit. Die
berufliche und gesellschaftliche Stellung
erlaubte es ihr, sich auf wirkungsvolle
Weise für Veränderungen starkzumachen.
Doch Margrit Kennedy beließ
es nicht bei theoretischen Forderungen
an abstrakte Adressaten.
Sie ergriff Initiative und nutzte internationale
Erfahrung und den Fundus an
Kontakten, um konkrete Projekte in die
Tat umzusetzen.
Sowohl im deutschsprachigen Raum
als auch weltweit wäre die Entwicklung
komplementärer Währungen heute
nicht auf dem Stand, auf dem sie
sich befindet.
Mit Margrit Kennedy verliert diese Bewegung
zwar eine der herausragenden
Kräfte, aber Impulse sind längst
in wegweisenden Projekten verwirklicht,
sodass der Geist ihrer Arbeit unverwüstliche
Früchte trägt. Mit „Geld
ohne Zinsen und Inflation“ legte sie
bereits 1991 ein leicht verständliches
Buch vor. Unzähligen Menschen
wurde damit der Blick in die Welt der
scheinbar undurchsichtigen Zusammenhänge
des Geldes geschärft. „Occupy
Money«, ihre letzte Buchveröffentlichung,
hat die sich weltweit
formierende Bewegung von Protestgruppen
mit grundlegendem Wissen
inspiriert. Wissen, das Instrumente an
die Hand gibt, mit denen aus Protesten
gegen vermeintlich fragwürdige
Mächte, eindeutige Forderungen für
Zukunftslösungen hervorgehen können.
Natürlich bemerkte Margrit Kennedy
zeitlebens, wie dick die Bretter
sind, die man bohren muss, um ein
derart fundamentales Umdenken vor
allem auf höchster politischer Ebene
zu erwirken. Ehrgeizige Ziele, dessen
war sie sich bewusst, erreicht man nur
durch vielschichtige Arbeit, maßgeblich
solche, die „von unten“ initiiert
wird. „Vielfalt“ war ohnehin ein Stichwort,
das sie stets bewegte. „Wir haben
bezüglich Kleidung, Autos und unendlich
vielen Dingen des Lebens eine
große Vielfalt an Angeboten. Zu nahezu
jeder einzelnen Vorliebe der Menschen
gibt es eine passende Auswahl.
Andererseits scheinen wir zu glauben,
dass eine einzige Geldform ausreicht,
all die Funktionen zu erfüllen,
die das Leben mit sich bringt!“ „Warum
lassen wir den Gedanken nicht zu,
dass es sinnvoll ist, ein unerschöpfliches
Reservoir an Zahlungsmitteln zu
gestalten, um die unterschiedlichen
Aufgaben zu meistern? Warum sollte
es nicht eigens eine Währung für Bildungsaufgaben
geben? Eine für die Altersvorsorge?
Oder eine, welche den
Erfordernissen der Nutzung unserer
Umwelt entspricht?“
In diesem Sinne argumentierte Margrit
Kennedy auf unzähligen Veranstaltungen,
auf denen sie als Referentin
oder Diskutantin eingeladen war. Sie
weigerte sich zu akzeptieren, dass es
„eine Wahrheit“ für alle Fragen gibt.
Immer war sie von der Totalität des
Seins überzeugt. Nichts, was wir tun,
aber auch nichts, was wir nicht tun,
bleibt ohne Folgen für das Ganze.
Sie konnte und wollte nicht verstehen,
warum die Logik eines Geldsystems,
das alles zu zerstören droht, was den
Menschen lieb und wertvoll ist, von einer
Mehrheit klaglos hingenommen zu
werden scheint.
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