„Die Lösung ist immer der beste Fehler“ – Buchrezension

„Die Lösung ist immer der beste Fehler“ Typi­sche Proble­me der Kommu­ni­ka­ti­on im Alltag – Buch­re­zen­si­on von Andre­as Bangemann
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Paul Watz­la­wick: „Die Lösung ist immer der beste Fehler – Typi­sche Proble­me der Kommu­ni­ka­ti­on im Alltag“
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Carl-Auer-Verlag – 12. 06. 2021; Paper­back; 61 Seiten; € 10,– ISBN 978–3‑8497–0389‑9
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Im Sommer 2021 wäre der 2007 verstor­be­ne öster­rei­chi­sche Philo­soph, Psycho­the­ra­peut und Kommu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler Paul Watz­la­wick 100 Jahre alt gewor­den. Der Carl-Auer-Verlag verleg­te zu diesem Anlass ein 60-seiti­ges Büch­lein, in dem ein bisher in Schrift­form unver­öf­fent­lich­ter Vortrag von 1995 zu lesen ist. Neben seinen vielen als Buch heraus­ge­brach­ten Werken, war er auch ein Redner mit Witz und vorzüg­li­cher Vortragender.

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Welche Erwar­tung würde Watz­la­wick selbst erwe­cken wollen, die dazu anrei­zen könnte, sein klei­nes Werk gegen Bezah­lung zu erwer­ben? Viel­leicht durch die Vermitt­lung der Annah­me, Sie könn­ten Ihr Leben mit einer Erkennt­nis berei­chern, die bezüg­lich Ihrer Bezie­hun­gen zu einer beson­ne­nen Haltung führt? Mit Annah­men schafft man Wirklichkeit.

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Kommu­ni­ka­ti­on verläuft allzu oft in teuf­li­schen Krei­sen. Ein Gedan­ke leitet die Art, wie wir ande­ren kommu­ni­ka­tiv begeg­nen. Wie Paul Watz­la­wick eindrucks­voll erklär­te, bedarf es dabei für den Austausch nicht einmal Worten oder Lauten. „Man kann nicht nicht kommu­ni­zie­ren.“, lautet eines seiner berühm­tes­ten Zitate. Kommu­ni­ka­ti­on­steu­fels­krei­se entste­hen stän­dig und vergif­ten Bezie­hun­gen im Klei­nen, aber sie können auch ganze Kriege zwischen Völkern herauf­be­schwö­ren. Das erzählt der Autor anhand vieler beispiel­haf­ter Geschich­ten. Paul Watz­la­wick weist einer­seits zwar den Weg, wie man bezüg­lich Proble­men, ob zwischen­mensch­lich oder system­be­dingt, zu Lösun­gen kommen könnte. Ande­rer­seits macht er jedoch auch deut­lich, dass es häufig eher Außen­ste­hen­de seien, denen ein Blick auf die Ganz­heit der Problem­la­ge gelän­ge, die schließ­lich zu einver­nehm­li­chen Lösun­gen führ­ten. Das bedingt eine Betrach­tung, mit deren Hilfe man sich weni­ger den Perso­nen als den vorhan­de­nen oder entste­hen­den Bezie­hun­gen widmet. Watz­la­wicks „Pati­en­ten“ waren demnach nicht die Perso­nen, sondern ihre Bezie­hung. Deshalb brach­ten auch Fragen an Konflikt­be­tei­lig­te, wie zum Beispiel „Was ist das Problem?“ eher keine Klar­heit. Mit Blick auf die Bezie­hung ist der Versuch viel­ver­spre­chen­der, die Wider­strei­ten­den in die Lage zu verset­zen, das Problem aus Sicht der gegne­ri­schen Partei wieder­zu­ge­ben. Diese einfa­che Genia­li­tät des Vorge­hens ist leider in der Reali­tät kaum anders zu errei­chen als durch eine neutra­le, sach­ver­stän­di­ge dritte Person.
Erkenn­ba­re Wirkun­gen in der Gegen­wart haben Ursa­chen in der Vergan­gen­heit. Dennoch kann man sie nicht in einer nur in eine Rich­tung verlau­fen­den Kausa­li­tät betrach­ten. „Situa­tio­nen, die wir im Jetzt und Hier vorfin­den sind ihre eige­nen Tatsa­chen für sich und können nicht aus der Vergan­gen­heit abge­lei­tet werden.“ Gelingt es, die star­ken Wider­stän­de gegen diese Sicht­wei­se abzu­bau­en, dann findet man zur Betrach­tung der Inter­ak­ti­on und der Frage, was hier und jetzt vorgeht und wie Eigen­schaf­ten sich neu bilden können.

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Bitte bestel­len Sie dieses Buch auf keinen Fall, wenn sie vermei­den wollen, sich selbst wieder­zu­er­ken­nen! Auch das Verhal­ten Ihnen bekann­ter Mitmen­schen könnte erschei­nen oder Problem­la­gen, die Sie stän­dig beglei­ten. Die Einfach­heit aufge­zeig­ter Lösun­gen könnte dazu führen, dass Sie in Selbst­zwei­fel verfal­len. Womög­lich trägt das Lesen zur Erle­di­gung von Konflik­ten bei, deren Weiter­be­stehen für Sie und Dritte eine nicht wegzu­den­ken­der Lebens­be­stand­teil gewor­den sind. Das wäre fatal. Dieses unter­halt­sa­me und infor­ma­ti­ve Buch könnte dazu führen, dass Sie Ihre Idee der Wirk­lich­keit zu hinter­fra­gen begän­nen. Über­le­gen Sie sich es also gut und erwar­ten nicht mehr, als dass Ihnen mit dem Erwerb hinter­her 10,– € in der Geld­bör­se fehlen. ;-)

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