„Die Lösung ist immer der beste Fehler“ – Buchrezension
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Paul Watzlawick: „Die Lösung ist immer der beste Fehler – Typische Probleme der Kommunikation im Alltag“
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Carl-Auer-Verlag – 12. 06. 2021; Paperback; 61 Seiten; € 10,– ISBN 978–3‑8497–0389‑9
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Im Sommer 2021 wäre der 2007 verstorbene österreichische Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick 100 Jahre alt geworden. Der Carl-Auer-Verlag verlegte zu diesem Anlass ein 60-seitiges Büchlein, in dem ein bisher in Schriftform unveröffentlichter Vortrag von 1995 zu lesen ist. Neben seinen vielen als Buch herausgebrachten Werken, war er auch ein Redner mit Witz und vorzüglicher Vortragender.
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Welche Erwartung würde Watzlawick selbst erwecken wollen, die dazu anreizen könnte, sein kleines Werk gegen Bezahlung zu erwerben? Vielleicht durch die Vermittlung der Annahme, Sie könnten Ihr Leben mit einer Erkenntnis bereichern, die bezüglich Ihrer Beziehungen zu einer besonnenen Haltung führt? Mit Annahmen schafft man Wirklichkeit.
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Kommunikation verläuft allzu oft in teuflischen Kreisen. Ein Gedanke leitet die Art, wie wir anderen kommunikativ begegnen. Wie Paul Watzlawick eindrucksvoll erklärte, bedarf es dabei für den Austausch nicht einmal Worten oder Lauten. „Man kann nicht nicht kommunizieren.“, lautet eines seiner berühmtesten Zitate. Kommunikationsteufelskreise entstehen ständig und vergiften Beziehungen im Kleinen, aber sie können auch ganze Kriege zwischen Völkern heraufbeschwören. Das erzählt der Autor anhand vieler beispielhafter Geschichten. Paul Watzlawick weist einerseits zwar den Weg, wie man bezüglich Problemen, ob zwischenmenschlich oder systembedingt, zu Lösungen kommen könnte. Andererseits macht er jedoch auch deutlich, dass es häufig eher Außenstehende seien, denen ein Blick auf die Ganzheit der Problemlage gelänge, die schließlich zu einvernehmlichen Lösungen führten. Das bedingt eine Betrachtung, mit deren Hilfe man sich weniger den Personen als den vorhandenen oder entstehenden Beziehungen widmet. Watzlawicks „Patienten“ waren demnach nicht die Personen, sondern ihre Beziehung. Deshalb brachten auch Fragen an Konfliktbeteiligte, wie zum Beispiel „Was ist das Problem?“ eher keine Klarheit. Mit Blick auf die Beziehung ist der Versuch vielversprechender, die Widerstreitenden in die Lage zu versetzen, das Problem aus Sicht der gegnerischen Partei wiederzugeben. Diese einfache Genialität des Vorgehens ist leider in der Realität kaum anders zu erreichen als durch eine neutrale, sachverständige dritte Person.
Erkennbare Wirkungen in der Gegenwart haben Ursachen in der Vergangenheit. Dennoch kann man sie nicht in einer nur in eine Richtung verlaufenden Kausalität betrachten. „Situationen, die wir im Jetzt und Hier vorfinden sind ihre eigenen Tatsachen für sich und können nicht aus der Vergangenheit abgeleitet werden.“ Gelingt es, die starken Widerstände gegen diese Sichtweise abzubauen, dann findet man zur Betrachtung der Interaktion und der Frage, was hier und jetzt vorgeht und wie Eigenschaften sich neu bilden können.
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Bitte bestellen Sie dieses Buch auf keinen Fall, wenn sie vermeiden wollen, sich selbst wiederzuerkennen! Auch das Verhalten Ihnen bekannter Mitmenschen könnte erscheinen oder Problemlagen, die Sie ständig begleiten. Die Einfachheit aufgezeigter Lösungen könnte dazu führen, dass Sie in Selbstzweifel verfallen. Womöglich trägt das Lesen zur Erledigung von Konflikten bei, deren Weiterbestehen für Sie und Dritte eine nicht wegzudenkender Lebensbestandteil geworden sind. Das wäre fatal. Dieses unterhaltsame und informative Buch könnte dazu führen, dass Sie Ihre Idee der Wirklichkeit zu hinterfragen begännen. Überlegen Sie sich es also gut und erwarten nicht mehr, als dass Ihnen mit dem Erwerb hinterher 10,– € in der Geldbörse fehlen. ;-)
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