Bofinger sollte den Notenbanken maßvoll helfen
Beitrag von Eckhard Behrens, Heidelberg
Nun hat sich auch ein bekannter deutscher Ökonom die Forderung zu eigen gemacht, das Bargeld abzuschaffen. Auch er will damit der Notenbank mehr Spielraum für ihre Geldpolitik verschaffen. Das ist ein sehr berechtigtes Anliegen. Es ist richtig, das Bargeld wegen seiner Hortbarkeit ins Auge zu fassen. Denn die Möglichkeit, Bargeld fast verlustfrei aufzubewahren, hat die sogenannte Nullzinsschranke für den Leitzins zur Folge; die Notenbanken können ihre Leitzinsen nicht spürbar in den negativen Raum absenken, weil die Banken dann Kredit zum Leitzins aufnehmen und Bargeld bunkern (horten).
Aber die Forderung, das Bargeld abzuschaffen, „schüttet das Kind mit dem Bade aus“, denn es reicht völlig aus, die Hortbarkeit des Bargeld durch eine Haltegebühr so einzuschränken, wie es Silvio Gesell schon vor 100 Jahren empfohlen hat. Technisch kann man die Gebühr heute viel eleganter erheben, als man damals dachte – wenn man will, kann man sie heute tagesgenau berechnen.
Die Analyse Bofingers ist richtig! Darüber kann man sich nur freuen! Auch der Vorschlag, das Bargeld abzuschaffen, geht in die richtige Richtung, nur eindeutig zu weit!
Bofinger sollte als Wissenschaftler bekannt sein, dass Silvio Gesell erkannte, dass die Zahlungsmittelfunktion des Geldes und seine Wertaufbewahrungsfunktion sich gegenseitig ausschließen, wenn die Wertaufbewahrung durch Bargeld nicht spürbar (etwa 5% pro Jahr Verlust) eingeschränkt wird.
Zentralbankgeld (Bargeld und Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank) sollte mit 5% p.a. belastet werden, damit es ökonomisch sinnlos wird, Liquidität zu horten. Die Notenbank kann dann bei konjunkturellem Bedarf negative Leitzinsen festsetzen. Die sogenannte Nullzinsschranke ist dann weit in den negativen Bereich verschoben.
Die Notenbank kann dann nicht nur negative Leitzinsen festsetzen, sondern auch auf ein Inflationsziel als Sicherheitsabstand von der Deflation verzichten und echte Geldwertstabilität von +/- 0% Inflation/Deflation anstreben, weil ein Absturz in die Deflation nicht mehr zu befürchten ist, wenn das Halten von Zentralbankgeld mit 5% p.a. belastet ist.
Guter Beitrag in der aktuellen Diskussion. Es ist in der Tat sehr auffällig, wie heute eine ernste Bargelddiskussion geführt wird. Ich bin an sich auch für die Abschaffung des Bargeldes, aber fange an, zu zweifeln, wenn ich Beiträge lese wie dieser hier: http://norberthaering.de/de/27-german/news/370-thiele-bargeld (und der Beitrag vom 18.5., in die auch Bofinger und Rogoff genannt werden.
Der obige Beitrag fehlt es leider an konkreten Vorschlägen. „Technisch kann man die Gebühr heute viel eleganter erheben, als man damals dachte – wenn man will, kann man sie heute tagesgenau berechnen.“
Das weiß ich, z.B. indem das Bargeld abgeschafft wird, und ein Guthabenkonto sich automatisch vermindert :(.
Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist der Ersatz des Bargeldes durch Chipkarten, mit dem man ähnlich wie bei Prepaid-Karten anonym bezahlen kann. Aber diese Möglichkeit haben wir über mehrere Jahre gehabt, und unlängst begraben, wegen des Siegeszuges des Bezahlens per Bankkarte.
Wenn Prepaid-Karte – dann würde diese nur dann zu Akzeptanz verholfen werden, wenn das Bargeld tatsächlich abgeschaftt würde.