Vom Herzen in die Hände – Stefan Nold
Samstag, 20. April 2019
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Es ist Ostersamstag, 10:00 Uhr. Filomena und ich sitzen auf unserer Veranda, frühstücken, schauen auf unseren schönen Garten und unterhalten uns über das, was wir gerade lesen und was heute zu erledigen ist. Am Samstag gehe ich morgens um sieben oder halb acht in mein etwa 100 Meter entferntes Büro, arbeite zwei oder drei Stunden und hole dann die Brötchen für unser gemeinsames Frühstück. Es ist ein schönes Ritual.
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Tucholsky hat einmal gesagt: „Für die Arbeit ist der Mensch auf der Welt, für die ernste Arbeit, die wo den ganzen Mann ausfüllt. Ob sie einen Sinn hat, ob sie schadet oder nützt, ob sie Vergnügen macht –: das ist alles ganz gleich. Es muss eine Arbeit sein. Und man muss morgens hingehen können. Sonst hat das Leben keinen Zweck.“ Danach blättere ich ein wenig in dem Buch „Überzeugen im Handumdrehen“ von Robert Cialdini – ein Buch, das besser ist, als der Titel vermuten lässt. Ich liege noch ein wenig auf der Couch und dann schwinge ich mich auf mein Fahrrad und fahre in die Innenstadt. Gestern ist eine Mail gekommen, dass im Depot der Solidarischen Landwirtschaft im Martinsviertel, von wo wir einen Teil unseres Gemüses beziehen, noch ein paar Wirsingköpfe, Schwarzwurzeln und Schnittlauch übrig sind. Filomena gibt mir einen kleinen Einkaufszettel mit Dingen mit, die es in unserem Ortsteil Arheilgen nicht zu kaufen gibt.
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Anschließend will ich im Baumarkt vorbeifahren und eine Schachtel mit Kompostbeschleuniger kaufen. Es ist Frühling, die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Die Tour in der Stadt dauert seine Zeit, aber es ist ganz schön, wenn man für jedes Ding, das man kaufen möchte, in verschiedene Läden geht, so wie der Onkel Tobi aus dem alten Kinderbuch, der mit seinem Pferd und Wagen samstags in die Stadt fährt und Besorgungen macht: „Einen Besen für den Stall, für die Katze einen Ball, für die Äpfel eine Schüssel und den neuen Haustürschlüssel; na für diesmal ist’s nicht viel, das behalt ich, das behalt ich, das ist ja ein Kinderspiel.“
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One-stop-shopping geht schneller, aber wie sagte der chinesisch-amerikanische Philosoph Lin Yutang vor gut 80 Jahren: „Four thousand years of efficient living would ruin any nation“ (Viertausend Jahre effiziente Lebensführung richtet jede Nation zugrunde). Nachdem in der Stadt alles erledigt ist, komme ich auf dem Weg zum Baumarkt an einem Flohmarkt vorbei, der jeden Samstag auf einem großen Firmenparkplatz stattfindet. Einer plötzlichen Eingebung folgend stelle ich mein Fahrrad ab und steuere einen Stand an, wo auch Bücher verkauft werden. Aus mehreren Kisten, hauptsächlich – aber nicht nur – angefüllt mit Herz-Schmerz-Literatur, fische ich nach längerer Suche vier Bücher heraus: „Automation: Risiko und Chance“, der zweite Band einer internationalen Arbeitstagung der IG Metall aus dem Jahr 1965 in Oberhausen, ein schmales Bändchen mit autobiografischen Fragmenten von Martin Buber, die Biographie einer Türkin in Deutschland, Inci Y. mit dem Titel „Erstickt an euren Lügen“ und „Bruder Abel“ eine Sammlung von Erzählungen zum Thema Barmherzigkeit, herausgegeben von Elisabeth Kumpf aus dem St. Benno Verlag, Leipzig „nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und in den sozialistischen Ländern“ wie auf der ersten Seite vermerkt ist. Das scheint nicht ganz geklappt zu haben. Aus dem Buch fällt mir eine kleine gefaltete Dankeskarte des Marianischen Missionsvereins in Hünfeld bei Fulda aus dem Jahr 1956 mit weihnachtlichen Segenswünschen an seine Förderinnen und Förderer entgegen: „Möge das Licht, angezündet an Bethlehems Stern, auch Ihre Herzen erhellen, erwärmen und froh machen; trotz aller Nacht, die uns bedroht“. Ich liebe diese alten Bücher und ihre Geschichte. Ich bezahle vier Euro für die vier Bücher und die Händlerin wünscht mir frohe Ostern.
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Es ist Ostersamstag, 10:00 Uhr. Filomena und ich sitzen auf unserer Veranda, frühstücken, schauen auf unseren schönen Garten und unterhalten uns über das, was wir gerade lesen und was heute zu erledigen ist. Am Samstag gehe ich morgens um sieben oder halb acht in mein etwa 100 Meter entferntes Büro, arbeite zwei oder drei Stunden und hole dann die Brötchen für unser gemeinsames Frühstück. Es ist ein schönes Ritual.
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Tucholsky hat einmal gesagt: „Für die Arbeit ist der Mensch auf der Welt, für die ernste Arbeit, die wo den ganzen Mann ausfüllt. Ob sie einen Sinn hat, ob sie schadet oder nützt, ob sie Vergnügen macht –: das ist alles ganz gleich. Es muss eine Arbeit sein. Und man muss morgens hingehen können. Sonst hat das Leben keinen Zweck.“ Danach blättere ich ein wenig in dem Buch „Überzeugen im Handumdrehen“ von Robert Cialdini – ein Buch, das besser ist, als der Titel vermuten lässt. Ich liege noch ein wenig auf der Couch und dann schwinge ich mich auf mein Fahrrad und fahre in die Innenstadt. Gestern ist eine Mail gekommen, dass im Depot der Solidarischen Landwirtschaft im Martinsviertel, von wo wir einen Teil unseres Gemüses beziehen, noch ein paar Wirsingköpfe, Schwarzwurzeln und Schnittlauch übrig sind. Filomena gibt mir einen kleinen Einkaufszettel mit Dingen mit, die es in unserem Ortsteil Arheilgen nicht zu kaufen gibt.
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Anschließend will ich im Baumarkt vorbeifahren und eine Schachtel mit Kompostbeschleuniger kaufen. Es ist Frühling, die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Die Tour in der Stadt dauert seine Zeit, aber es ist ganz schön, wenn man für jedes Ding, das man kaufen möchte, in verschiedene Läden geht, so wie der Onkel Tobi aus dem alten Kinderbuch, der mit seinem Pferd und Wagen samstags in die Stadt fährt und Besorgungen macht: „Einen Besen für den Stall, für die Katze einen Ball, für die Äpfel eine Schüssel und den neuen Haustürschlüssel; na für diesmal ist’s nicht viel, das behalt ich, das behalt ich, das ist ja ein Kinderspiel.“
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One-stop-shopping geht schneller, aber wie sagte der chinesisch-amerikanische Philosoph Lin Yutang vor gut 80 Jahren: „Four thousand years of efficient living would ruin any nation“ (Viertausend Jahre effiziente Lebensführung richtet jede Nation zugrunde). Nachdem in der Stadt alles erledigt ist, komme ich auf dem Weg zum Baumarkt an einem Flohmarkt vorbei, der jeden Samstag auf einem großen Firmenparkplatz stattfindet. Einer plötzlichen Eingebung folgend stelle ich mein Fahrrad ab und steuere einen Stand an, wo auch Bücher verkauft werden. Aus mehreren Kisten, hauptsächlich – aber nicht nur – angefüllt mit Herz-Schmerz-Literatur, fische ich nach längerer Suche vier Bücher heraus: „Automation: Risiko und Chance“, der zweite Band einer internationalen Arbeitstagung der IG Metall aus dem Jahr 1965 in Oberhausen, ein schmales Bändchen mit autobiografischen Fragmenten von Martin Buber, die Biographie einer Türkin in Deutschland, Inci Y. mit dem Titel „Erstickt an euren Lügen“ und „Bruder Abel“ eine Sammlung von Erzählungen zum Thema Barmherzigkeit, herausgegeben von Elisabeth Kumpf aus dem St. Benno Verlag, Leipzig „nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und in den sozialistischen Ländern“ wie auf der ersten Seite vermerkt ist. Das scheint nicht ganz geklappt zu haben. Aus dem Buch fällt mir eine kleine gefaltete Dankeskarte des Marianischen Missionsvereins in Hünfeld bei Fulda aus dem Jahr 1956 mit weihnachtlichen Segenswünschen an seine Förderinnen und Förderer entgegen: „Möge das Licht, angezündet an Bethlehems Stern, auch Ihre Herzen erhellen, erwärmen und froh machen; trotz aller Nacht, die uns bedroht“. Ich liebe diese alten Bücher und ihre Geschichte. Ich bezahle vier Euro für die vier Bücher und die Händlerin wünscht mir frohe Ostern.
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