Vernetzung in der Freiwirtschaftsszene – Holger Kreft, FJvD e. V.

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Am Wochen­en­de 11.–13. Okto­ber 2019 fand in der Silvio-Gesell-Tagungs­stät­te am Nord­rand von Wupper­tal das 2. Vernet­zungs­tref­fen frei­wirt­schaft­li­cher Orga­ni­sa­tio­nen statt. Hier die Ergeb­nis­se im Überblick:
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Eine Struk­tur­auf­stel­lung brach­te einige Impul­se, die sicher noch über länge­re Sicht in unter­schied­li­che Rich­tun­gen wirken werden, auch weil wir mit dieser Metho­de auf eine andere Weise als bisher ins Gespräch kamen. Für viele Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer gilt ja das über­ge­ord­ne­te Ziel, die Wirk­sam­keit des frei­wirt­schaft­li­chen Enga­ge­ments zu stei­gern, diesem Ziel sind wir wieder ein Stück näher­ge­kom­men. Die folgen­de Darstel­lung geht bewusst nicht chro­no­lo­gisch vor.
Es wurde klar, dass auch für die Attrak­ti­vi­tät der Gruppe die weite­re Profes­sio­na­li­sie­rung wich­tig ist. Dazu gehört, dass wir ziel­ge­rich­te­ter und verbind­li­cher mitein­an­der arbei­ten wollen als bisher. Das wollen wir fördern, indem wir bei künf­ti­gen Tref­fen verstärkt ganz­heit­li­che Metho­den anwen­den, die v. a. das Visio­nie­ren zukünf­ti­ger wünschens­wer­ter Zustän­de nutzen. Und wir wollen erzähl­fä­hi­ger werden! Damit ist Folgen­des gemeint: Frei­wirt­schaft­li­che Inhal­te lassen sich als ein über­zeu­gen­der Sinn­zu­sam­men­hang präsen­tie­ren – je nach „Gesprächs­si­tua­ti­on“ reicht das von grif­fi­gen Slogans auf einem Plakat bei einer Fridays for Future-Demo über einen ein-minü­ti­gen Pitch „zwischen Tür und Angel“ bis zum abend­fül­len­den Vortrag. Der Nutzen frei­wirt­schaft­li­cher Prin­zi­pi­en kann noch deut­li­cher und eingän­gi­ger vermit­telt werden. So sollen auch künst­le­ri­sche Mittel und Vorge­hens­wei­sen bei der Erschlie­ßung und Vermitt­lung frei­wirt­schaft­li­cher Inhal­te eine größe­re Bedeu­tung bekommen.
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Als Ziel­grup­pen wollen wir zuneh­mend die enga­gier­ten Jugend­li­chen in den Blick nehmen, die bspw. Fridays for Future nahe stehen, ebenso einzel­ne junge Wissen­schaft­le­rIn­nen wie auch plural­öko­no­mi­sche Denk­fa­bri­ken, um dort unser Wissen einzubringen.
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Chan­cen für effi­zi­en­te­res und effek­ti­ve­res Arbei­ten liegen in inten­si­ve­rer Koope­ra­ti­on, die bis hin zu einer Struk­tur­er­neue­rung gehen könnte: Theo­re­tisch denk­bar sind verschie­de­ne Stufen bis hin zur Zusam­men­le­gung aller Orga­ni­sa­tio­nen in einer einzi­gen. Welche Ausprä­gung wann ange­mes­sen ist und welche davon über­haupt, werden wir im Lauf der weite­ren Entwick­lung klären müssen. Sicher ist auch, dass solche Verän­de­rungs­pro­zes­se auf indi­vi­du­el­ler und orga­ni­sa­tio­na­ler Ebene ihre Zeit brau­chen. Und auch zu deren Unter­stüt­zung gibt es Werk­zeu­ge und Methoden.
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Projekt­be­zo­ge­ne Zusam­men­ar­beit stellt eine der ersten Stufen dar, an denen wir Neues auspro­bie­ren und Erfah­run­gen sammeln können. Die Unter­stüt­zung des Silvio-Gesell-Prei­ses und der damit verbun­de­nen Konfe­renz ist solch ein Projekt. Weite­re Ideen zum Vorge­hen konn­ten gesam­melt, Mitwir­ken­de zur Unter­stüt­zung gewon­nen werden, eine verbind­li­che Arbeits­grup­pe wurde eingerichtet.
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Im Lauf der letz­ten zwei Jahre hat sich das Anlie­gen der Kampa­gne von „Grund­steu­er zeit­ge­mäß“ auch als ein gemein­sa­mes frei­wirt­schaft­li­ches Anlie­gen heraus­ge­bil­det. Die Orga­ni­sa­to­ren wollen sich nun nach der (zum Zeit­punkt unse­rer Tagung abseh­ba­ren) Entschei­dung des Deut­schen Bundes­tags am 18. Okto­ber zur Reform der Grund­steu­er auf einzel­ne Bundes­län­der konzen­trie­ren, die die Öffnungs­klau­sel nutzen wollen. Es ergibt Sinn, ggf. im Rahmen von Kommu­nal­po­li­tik oder Kommu­nal­wahl­kämp­fen mit dem Boden­the­ma aufzu­tre­ten. Außer­halb der Kampa­gne ist es wich­tig, darauf hinzu­ar­bei­ten, dass „die Boden­fra­ge“ in der öffent­li­chen Diskus­si­on plat­ziert wird und die Ziel­set­zun­gen einer gemein­wohl­ori­en­tier­ten Boden­po­li­tik weiter­ver­brei­tet werden. Konkre­te Anre­gun­gen zur Lösung der Boden­fra­ge können wir als Aufhän­ger nutzen.
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Bei allem können wir von einem inhalt­li­chen Grund­kon­sens aller frei­wirt­schaft­li­chen Grup­pie­run­gen ausge­hen. Einige Teil­neh­me­rIn­nen fänden es jedoch lohnens­wert, die Schnitt­men­gen zwischen den Vorstel­lun­gen (Model­len), die die frei­wirt­schaft­li­chen Akteu­re von Wirt­schaft und Gesell­schaft haben, noch genau­er zu klären. Dadurch wären auch wirk­sa­me Alli­an­zen leich­ter möglich. Auch dafür lassen sich neue Metho­den und Werk­zeu­ge erfolg­ver­spre­chend heran­zie­hen. Zu einer aktu­el­le­ren inhalt­li­chen Ausrich­tung der frei­wirt­schaft­li­chen Missi­on gab es einige Anre­gun­gen: Vor dem Hinter­grund des Welt­ge­sche­hens seit Erschei­nen von Silvio Gesells Werk „Die Natür­li­che Wirt­schafts­ord­nung“ vor rund 100 Jahren wurde auf die Heraus­for­de­run­gen hinge­wie­sen, die sich ihr jetzt stel­len, wie bspw. Digi­ta­li­sie­rung, Auto­ma­ti­sie­rung und Robo­ti­sie­rung. In vielen Gesell­schaf­ten lässt sich beob­ach­ten, dass die Ausbeu­tung endli­cher Natur­gü­ter verstärkt und die Akku­mu­la­ti­on von Wohl­stand verschärft wird, wodurch Schief­la­gen in der Gesell­schaft zuneh­men. Diese sich selbst verstär­ken­de Dyna­mik wird durch verschie­de­ne Struk­tur­ele­men­te (ökono­mi­sche, kultu­rel­le, juris­ti­sche u. a. Insti­tu­tio­nen) syste­misch stabi­li­siert, eben auch durch die rasant wach­sen­de digi­ta­le Infra­struk­tur, die sich jedoch weit­ge­hend in priva­ter Hand befin­det (Google/Alphabet, Apple, Face­book, Amazon, eBay, PayPal, Uber u. a.). Unter­schied­li­che Auffas­sun­gen wurden deut­lich in Bezug auf die Wirk­mäch­tig­keit einzel­ner Mecha­nis­men. Ist es bspw. die Verfasst­heit unse­res Geldes allein oder das Inein­an­der­grei­fen mehre­rer Fakto­ren? Es dürfte sich lohnen, mehr Klar­heit darüber zu gewin­nen und auch darüber, wie diese Entwick­lun­gen durch Prozes­se in uns selbst befeu­ert, gestützt und verstärkt werden. 

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