Auf, auf zum ersten Gefecht – Kommentar von Wilhelm Schmülling
Wer den Frieden will, darf nicht rüsten,
denn der Rüstung folgt der Krieg. Da
Deutschland keine Feinde hat, bräuchte
es auch keine Rüstung.
Wenn nur nicht die Rüstungslobby
mit dem Argument „Arbeitsplätze“
hausieren ginge,
natürlich nicht bei Ihnen, Sie wollen
sich doch keinen Panzer in den Vorgarten
stellen, sondern bei denen,
die das Geld dafür haben: bei den Regierenden.
Genau genommen, haben
auch die Regierungen dafür kein Geld,
das holen sie sich bei Ihnen. Nicht mit
einem bewaffneten Stoßtrupp, sondern
unbewaffnet mit Wahlunterlagen,
damit Sie ja die friedliebenden
Rüstungsbefürworter wählen. Sehr
freundlich reden sie über „Friedenssicherung“,
leben wir doch in einem
demokratischen Land, das verteidigt
werden müsse.
In Mali, Somalia oder Afghanistan und
vielen Ländern dieser Welt ist das anders.
Da herrschen Diktatur und Not.
Die Terroristen nützen das schamlos
aus, holen die jungen Männern aus
den Hütten, versprechen ihnen Brot
und Spiele, greifen erst ihre Landsleute,
dann auch uns an. Also müssen
wir uns bewaffnet verteidigen,
auch am Hindukusch. So hieß doch
der Schlachtruf zum ersten Gefecht in
Afghanistan. Jetzt schließt Ursula von
der Leyen Kampfeinsätze in Mali nicht
mehr aus.
Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen plädierte für ein stärkeres,
internationales Engagement in Afrika.
Die Truppenstärke in Mali soll von
180 auf 250 Soldaten erhöht werden.
Dort leben 15 Millionen Menschen, die
Hälfte davon – so Frau von der Leyen
– sind unter 15 Jahre alt. Können wir
sie bis zum Erwachsenenalter mit verstärkter
Entwicklungshilfe versorgen?
Wohl kaum. Also wird Deutschland
zunächst auch Waffen liefern. Da aber
Malis und andere
Afrikaner damit
nicht umgehen
können, müssen
deutsche Soldaten
vor Ort sein,
um den Umgang
mit der Waffe zu
lehren, auch um
zu töten. Wenn
Terroristen dabei
stören, wird
zurückgeschossen.
Einige Gutmenschen
schlagen doch tatsächlich
vor, wir sollten nur Brunnen bauen und
Ackerbau betreiben. Was für Narren!
Friedensverteidigung ohne Waffen? Ja,
das muss möglich sein, denn wie weit
haben uns bewaffnete „Landesverteidigungen“
gebracht? Kürzlich plakatierte
MISEREOR „Mut ist, Waffen mit
Worten zu bekämpfen.“ Sich darauf beschränken
bedeutet allerdings, den Zustand
des Elends zu festigen. Und hier
muss angesetzt werden: Gerechtigkeit
zur Grundlage der Politik machen!
Trachten wir zuerst nach der Gerechtigkeit
und alles andere wird uns zufallen.
Statt militärischer Verteidigung unhaltbarer
Zustände in der Welt – auch
bei uns – muss die soziale Frage gelöst
werden. Ihre Ursache muss erkannt
und beseitigt werden. In einer auf Profit
ausgerichteten Wirtschaftsordnung
ist das unmöglich. Eine auf Arbeitsertrag
fixierte Wirtschaftsordnung muss
eingerichtet werden.
Es gibt Hoffnung. Wir sind dabei, unsere
Einheit mit all unseren Mitmenschen
zu erkennen, so dass es bald
unmöglich sein wird, einander auszubeuten,
zu berauben oder gar zu
töten. Solange uns das nicht gelingt,
können wir nicht behaupten, in einer
zivilisierten Welt zu leben.
Auf, auf zum letzten Gefecht zur
Beseitigung systembedingter
Ungerechtigkeiten –
ohne Waffen!
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