Wozu denken, wenn man googeln kann? – Pat Christ
Im kommenden Jahr kann er 15-jähriges Bestehen feiern, der „Verein zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs“ (SuMa). Seit 2004 setzt sich die in Hannover etablierte Organisation dafür ein, dass das digitale Wissen der Welt ohne Bevormundung durch Staaten und Konzerne frei zugänglich ist. Dieses Ziel zu verfolgen, entpuppt sich zunehmend als Kampf gegen Windmühlenflügel. Denn Alternativen zum globalen Oligopol Google schrumpfen kontinuierlich.
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Bereits vor zehn Jahren warnten Wissenschaftler wie der Informatiker Hermann Maurer von der TU Graz vor der Gefahr, die dadurch entsteht, dass weltweit mehr als die Hälfte der monatlichen Suchabfragen über Google abgesetzt werden. Maurer forderte auf Basis einer von ihm erstellten Studie, die das österreichische Infrastrukturministerium unterstützt hatte, Google zu zerschlagen. „Jeder, der die Situation betrachtet, muss sich dessen bewusst sein, dass Google in noch nie dagewesener Art Macht angehäuft hat und damit unsere Gesellschaft in Gefahr bringt“, warnte der Informatiker Ende 2007.
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Solche Appelle wurden weithin ignoriert. Heute weist Google weltweit einen Marktanteil von fast 90 Prozent auf. Die Suchmaschine ist zum Synonym für das Recherchieren im Internet geworden. In Deutschland sucht nahezu niemand mehr mit Hilfe anderer Suchmaschinen. 95 Prozent aller Anfragen laufen über Google.
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Besser als in Afrika?
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Das Unternehmen selbst gibt es indessen nur noch als Tochterfirma: Seit Oktober 2015 gehört Google zur US-amerikanischen Holding Alphabet Inc. mit Sitz im Silicon Valley. Alphabet ist, was seinen Marktwert anbelangt, nach Apple und Amazon das weltweit drittwertvollste Unternehmen. Rund 765 Milliarden Dollar ist es wert. Deutschland hingegen ist mit knapp zwei Billionen Euro verschuldet.
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Seit Jahren versucht die EU-Kommission, gegen die Marktmacht von Google anzugehen. Mitte Juli schritt sie zur Tat und verhängte eine Geldbuße in Höhe von 4,34 Milliarden Euro. Der Grund: Google legt Herstellern von Android-Geräten und Betreibern von Mobilfunknetzen seit 2011 rechtswidrige Einschränkungen auf. „Google hat Android dazu verwendet, die marktbeherrschende Stellung seiner Suchmaschine zu festigen. Dadurch wurde Wettbewerbern die Möglichkeit genommen, innovativ und konkurrenzfähig zu sein“, so Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
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Unter Googles Diktat
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Konkret zwingt Google Handy-Hersteller, die eine Google-Lizenzierung haben möchten, den App-Store, die App Google-Suche sowie die Browser-App von Google auf den Geräten vorzuinstallieren. Außerdem floss viel Geld an Firmen und Mobilfunknetzbetreiber, wenn diese ausschließlich die App Google-Suche auf ihren Geräten vorinstallierten. Schließlich hinderte Google Produzenten, die Google-Apps auf ihren Geräten vorinstallieren wollten, daran, andere Smartphones zu verkaufen, die über eine von Google nicht genehmigte Android-Version betrieben werden. Bereits 2004 hat die Dudenredaktion „googeln“ in das wichtigste deutsche Wörterbuch aufgenommen. Der Suchmaschinenbetreiber erreichte 2006 – aus Markenschutzgründen –, dass die ergänzende Erklärung von „im Internet, besonders in Google suchen“ geändert wurde in „mit Google im Internet suchen“.
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Eigentlich sollte es so viel Marktmacht nicht geben dürfen. In Deutschland wurde deshalb vor 60 Jahren das Bundeskartellamt gegründet. Seitdem unterliegen Zusammenschlüsse der Fusionskontrolle. „Doch die greift nicht in hochkonzentrierten Märkten“, erklärt Tobias Lettl, Professor für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Uni Potsdam. Um den Wettbewerb im IT-Sektor sowie im Pestizid- und Saatgutgeschäft wiederzubeleben, sollten endlich staatliche Eingriffe erlaubt werden, um Konzernstrukturen zu entflechten, fordert er.
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Weil die Situation immer bedenklicher wird, gründeten 24 Organisationen zu Jahresbeginn das Bündnis „Konzernmacht beschränken“. „Je größer die Konzerne, desto mehr Macht und finanzielle Mittel haben sie, die Politik und Märkte in ihrem Sinne zu beeinflussen“, erklärt dazu Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die dem Bündnis angehört. Die Marktkonzentration gerade im Agrarsektor gefährde nicht nur die Demokratie, sondern auch die Ernährungssouveränität der Menschen.
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mehr dazu online
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Bereits vor zehn Jahren warnten Wissenschaftler wie der Informatiker Hermann Maurer von der TU Graz vor der Gefahr, die dadurch entsteht, dass weltweit mehr als die Hälfte der monatlichen Suchabfragen über Google abgesetzt werden. Maurer forderte auf Basis einer von ihm erstellten Studie, die das österreichische Infrastrukturministerium unterstützt hatte, Google zu zerschlagen. „Jeder, der die Situation betrachtet, muss sich dessen bewusst sein, dass Google in noch nie dagewesener Art Macht angehäuft hat und damit unsere Gesellschaft in Gefahr bringt“, warnte der Informatiker Ende 2007.
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Solche Appelle wurden weithin ignoriert. Heute weist Google weltweit einen Marktanteil von fast 90 Prozent auf. Die Suchmaschine ist zum Synonym für das Recherchieren im Internet geworden. In Deutschland sucht nahezu niemand mehr mit Hilfe anderer Suchmaschinen. 95 Prozent aller Anfragen laufen über Google.
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Besser als in Afrika?
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Das Unternehmen selbst gibt es indessen nur noch als Tochterfirma: Seit Oktober 2015 gehört Google zur US-amerikanischen Holding Alphabet Inc. mit Sitz im Silicon Valley. Alphabet ist, was seinen Marktwert anbelangt, nach Apple und Amazon das weltweit drittwertvollste Unternehmen. Rund 765 Milliarden Dollar ist es wert. Deutschland hingegen ist mit knapp zwei Billionen Euro verschuldet.
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Seit Jahren versucht die EU-Kommission, gegen die Marktmacht von Google anzugehen. Mitte Juli schritt sie zur Tat und verhängte eine Geldbuße in Höhe von 4,34 Milliarden Euro. Der Grund: Google legt Herstellern von Android-Geräten und Betreibern von Mobilfunknetzen seit 2011 rechtswidrige Einschränkungen auf. „Google hat Android dazu verwendet, die marktbeherrschende Stellung seiner Suchmaschine zu festigen. Dadurch wurde Wettbewerbern die Möglichkeit genommen, innovativ und konkurrenzfähig zu sein“, so Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
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Unter Googles Diktat
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Konkret zwingt Google Handy-Hersteller, die eine Google-Lizenzierung haben möchten, den App-Store, die App Google-Suche sowie die Browser-App von Google auf den Geräten vorzuinstallieren. Außerdem floss viel Geld an Firmen und Mobilfunknetzbetreiber, wenn diese ausschließlich die App Google-Suche auf ihren Geräten vorinstallierten. Schließlich hinderte Google Produzenten, die Google-Apps auf ihren Geräten vorinstallieren wollten, daran, andere Smartphones zu verkaufen, die über eine von Google nicht genehmigte Android-Version betrieben werden. Bereits 2004 hat die Dudenredaktion „googeln“ in das wichtigste deutsche Wörterbuch aufgenommen. Der Suchmaschinenbetreiber erreichte 2006 – aus Markenschutzgründen –, dass die ergänzende Erklärung von „im Internet, besonders in Google suchen“ geändert wurde in „mit Google im Internet suchen“.
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Eigentlich sollte es so viel Marktmacht nicht geben dürfen. In Deutschland wurde deshalb vor 60 Jahren das Bundeskartellamt gegründet. Seitdem unterliegen Zusammenschlüsse der Fusionskontrolle. „Doch die greift nicht in hochkonzentrierten Märkten“, erklärt Tobias Lettl, Professor für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Uni Potsdam. Um den Wettbewerb im IT-Sektor sowie im Pestizid- und Saatgutgeschäft wiederzubeleben, sollten endlich staatliche Eingriffe erlaubt werden, um Konzernstrukturen zu entflechten, fordert er.
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Weil die Situation immer bedenklicher wird, gründeten 24 Organisationen zu Jahresbeginn das Bündnis „Konzernmacht beschränken“. „Je größer die Konzerne, desto mehr Macht und finanzielle Mittel haben sie, die Politik und Märkte in ihrem Sinne zu beeinflussen“, erklärt dazu Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die dem Bündnis angehört. Die Marktkonzentration gerade im Agrarsektor gefährde nicht nur die Demokratie, sondern auch die Ernährungssouveränität der Menschen.
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