Wer verursacht die aktuelle Krise? – Karl-Dieter Bodack
Jede Woche gibt es neue Prognosen für die Wirtschaft, mal mit Wachstum, mal mit Stagnation, mit Risiken des Wirtschaftswachstums, es gibt Szenarien mit großen Bandbreiten. Warum bewegt dies so viele Menschen, auch solche, die sinnvolle, stets notwendige Arbeit verrichten und gar keinen Grund für Zukunftsängste haben müssten?
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Überlagert werden diese Prognosen allerdings von vielspaltigen Berichten über große Konzerne und Unternehmen. Da stehen die Deutsche Bank, Thyssen-Krupp, Bayer-Monsanto, Daimler Benz, BMW, Bosch und der VW-Konzern, ja sogar die Deutsche Bahn AG und der Reisekonzern Thomas Cook mit Krisenberichten in den Blättern und im Netz. Sind deren Krisen Urheber der flatterhaften Prognosen? Wie kann es sein, dass nahezu gleichzeitig so viele Große in Krisen geraten? In einer Zeit lange anhaltender Weltkonjunktur? In einem Jahrzehnt kontinuierlichen Wachstums?
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Wenn so viele Konzerne unterschiedlicher Sparten in externer Hochkonjunktur gleichzeitig in Krisen geraten, muss es doch Auslöser, tiefere Ursachen geben, Einflüsse, die entgegen aller bisherigen Erfahrungen solche Dramen verursachen. Sie sind offensichtlich noch nicht entdeckt, denn sonst könnten ja diese absolut unerwünschten und schadenstiftenden Krisen vermieden werden.
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Ähnliche Krisen — gleiche Ursachen?
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Worin liegen die Gemeinsamkeiten in den Krisen der Konzerne ganz unterschiedlicher Sparten? Ein paar Schlaglichter mögen sie beleuchten:
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• Die Deutsche Bank hat sich in ihrem weltweit ausgerichteten Wachstum verzockt und musste hohe Strafen wegen Verstößen gegen Bankreglements bezahlen;
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• Thyssen-Krupp hat zwei riesige Stahlwerke in Brasilien und in den USA gebaut, offensichtlich viel zu groß für die Märkte und nun Verluste erzeugend;
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• Der Bayer-Konzern hat für 83 Milliarden Dollar Monsanto gekauft, um damit größter Chemiegigant der Welt zu werden und leidet nun unter den Folgen offensichtlich verantwortungsloser Agrarchemie von Monsanto;
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• Daimler-Benz, BMW, Bosch und der VW-Konzern haben, um weltgrößte Autohersteller zu werden, Umweltschutzgesetze mit Abschalteinrichtungen und betrügerischen Tests umgangen. Dies kostete viele Milliarden Strafzahlungen, weitere drohen und bedrohen die Existenz;
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• Die Deutsche Bahn AG (1994 schuldenfrei gegründet!) hat zwei Jahrzehntelang viele hunderte Unternehmen in allen Erdteilen aufgekauft, fern dem eigentlichen Bahngeschäft, damit (einschließlich der Leasing-Verbindlichkeiten) fast 25 Milliarden Euro Schulden aufgehäuft und dabei die eigene Bahnsubstanz in Deutschland vernachlässigt, ja teilweise verrotten lassen;
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• Der Reisekonzern Thomas Cook musste unbedingt eine eigene Fluggesellschaft haben, kaufte die Condor von der Lufthansa und verliert damit laufend viel Geld.
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Gibt es Gemeinsamkeiten in diesen Entwicklungen? Bahnchef Mehdorn, befragt vom „stern“, bestätigte, als er nach dem Warum aller dieser Akquisitionen gefragt wurde, er fühle sich „wie Napoleon“. Greift hier ein Virus „Napoleon“ um sich und infiziert die Vorstände großer, gesunder Unternehmen? Sicher ist nicht ein Virus Auslöser — gemeinsam in all diesen Krisen ist offensichtlich ein unabwendbarer Wille, über jedes normale Wachstum hinaus, andere zu übertrumpfen, Schritte in neue Welten gigantischer Größe machen zu wollen… oder zu müssen? Ist hier eine Kraft hinter allen Beschlüssen, die — koste es, was es wolle — sprunghaft Gigantisches anstrebt und dabei die Risiken verdeckt? In den aktuellen Diskussionen mögen manche an eine Verschwörung denken, geheime Absprachen, die diese sehr gut gehenden Unternehmen ruinieren will. Das erscheint absurd.
Gibt es eine Diagnose?
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Bei der Betrachtung der Entwicklungen in diese Krisen erscheint dagegen eine Haltung, eine Tendenz erkennbar, die mit „Größensucht“ oder sogar „Größenwahn“ bezeichnet werden kann und die historisch mit dem Turmbau zu Babel belegt ist. Das Großprojekt „Stuttgart 21“ ist solch ein aktueller Turmbau, bei dem Grundstücke einem Gesamtwert von etwa einer Milliarde Euro mit Baumaßnahmen im Volumen von etwa 10 Milliarden Euro gewonnen werden sollen (abgesehen davon, dass damit auch noch die Bahnanlagen dezimiert werden!). Wie lässt sich eine solche „Sucht“ verstehen, wie ist sie heilbar und vermeidbar?
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Ein Begleitphänomen in diesen Dramen ist offensichtlich, dass die Promoter Gespräche mit den Kritikern vermeiden oder sogar ablehnen: Sie werden zu „Bedenkenträgern“, „Kritikern per se“ abgestempelt, egal, welche Kompetenzen sie haben. Dazu sei ein Blick in die ganz generellen Seelensektoren geworfen: Aus dem Sektor Kognition, dem Wahrnehmen, Denken und Erkennen folgt der Wunsch, das Verlangen, nur eigene Erkenntnisse zu verbreiten. Ich vertrete sie und bin stolz auf sie. Ich argumentiere, versuche zu überzeugen und freue mich, wenn andere meinen Erkenntnissen folgen. Im Ich/Selbst entsteht dabei ein Feld, ein Lebensfeld, eine Dimension, die ich „Authentizität“ nenne. Hier agiert jeder mehr oder weniger in allen Kontakten mit anderen und entwickelt diese Dimension mehr oder weniger stark. Offensichtlich dezimiert dies die Empathie, die Bereitschaft des Zuhörens.
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In ganz anderer Weise agieren wir, wenn wir willentlich auf Weltgegebenheiten wirken: hier müssen wir uns unsere Lebensgrundlagen sichern, hier wollen wir nicht anderen etwas überstülpen, sondern uns Anteile an materiellen Ressourcen sichern. Hier praktizieren wir „Besitzstreben“ – in bestimmtem Maße notwendig, damit wir leben können. Die Millionen, die manche glauben verdienen zu müssen, dürfen jedoch als „Egoismus“, ja oft sogar als „Habsucht“ bezeichnet werden, da dieses Streben weit über die tatsächlichen Bedürfnisse hinausgeht. Der hier verwendete Begriff „Sucht“ weist darauf hin, dass es sich um krankhafte Entwicklungen handeln kann, die der Betroffene allein nicht vermeiden oder heilen kann. Diese beiden Suchterscheinungen können offensichtlich das Ich/Selbst der Betroffenen so befallen, dass es nicht mehr in der Lage ist, die Sucht zu erkennen und zu stoppen.
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Überlagert werden diese Prognosen allerdings von vielspaltigen Berichten über große Konzerne und Unternehmen. Da stehen die Deutsche Bank, Thyssen-Krupp, Bayer-Monsanto, Daimler Benz, BMW, Bosch und der VW-Konzern, ja sogar die Deutsche Bahn AG und der Reisekonzern Thomas Cook mit Krisenberichten in den Blättern und im Netz. Sind deren Krisen Urheber der flatterhaften Prognosen? Wie kann es sein, dass nahezu gleichzeitig so viele Große in Krisen geraten? In einer Zeit lange anhaltender Weltkonjunktur? In einem Jahrzehnt kontinuierlichen Wachstums?
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Wenn so viele Konzerne unterschiedlicher Sparten in externer Hochkonjunktur gleichzeitig in Krisen geraten, muss es doch Auslöser, tiefere Ursachen geben, Einflüsse, die entgegen aller bisherigen Erfahrungen solche Dramen verursachen. Sie sind offensichtlich noch nicht entdeckt, denn sonst könnten ja diese absolut unerwünschten und schadenstiftenden Krisen vermieden werden.
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Ähnliche Krisen — gleiche Ursachen?
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Worin liegen die Gemeinsamkeiten in den Krisen der Konzerne ganz unterschiedlicher Sparten? Ein paar Schlaglichter mögen sie beleuchten:
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• Die Deutsche Bank hat sich in ihrem weltweit ausgerichteten Wachstum verzockt und musste hohe Strafen wegen Verstößen gegen Bankreglements bezahlen;
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• Thyssen-Krupp hat zwei riesige Stahlwerke in Brasilien und in den USA gebaut, offensichtlich viel zu groß für die Märkte und nun Verluste erzeugend;
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• Der Bayer-Konzern hat für 83 Milliarden Dollar Monsanto gekauft, um damit größter Chemiegigant der Welt zu werden und leidet nun unter den Folgen offensichtlich verantwortungsloser Agrarchemie von Monsanto;
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• Daimler-Benz, BMW, Bosch und der VW-Konzern haben, um weltgrößte Autohersteller zu werden, Umweltschutzgesetze mit Abschalteinrichtungen und betrügerischen Tests umgangen. Dies kostete viele Milliarden Strafzahlungen, weitere drohen und bedrohen die Existenz;
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• Die Deutsche Bahn AG (1994 schuldenfrei gegründet!) hat zwei Jahrzehntelang viele hunderte Unternehmen in allen Erdteilen aufgekauft, fern dem eigentlichen Bahngeschäft, damit (einschließlich der Leasing-Verbindlichkeiten) fast 25 Milliarden Euro Schulden aufgehäuft und dabei die eigene Bahnsubstanz in Deutschland vernachlässigt, ja teilweise verrotten lassen;
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• Der Reisekonzern Thomas Cook musste unbedingt eine eigene Fluggesellschaft haben, kaufte die Condor von der Lufthansa und verliert damit laufend viel Geld.
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Gibt es Gemeinsamkeiten in diesen Entwicklungen? Bahnchef Mehdorn, befragt vom „stern“, bestätigte, als er nach dem Warum aller dieser Akquisitionen gefragt wurde, er fühle sich „wie Napoleon“. Greift hier ein Virus „Napoleon“ um sich und infiziert die Vorstände großer, gesunder Unternehmen? Sicher ist nicht ein Virus Auslöser — gemeinsam in all diesen Krisen ist offensichtlich ein unabwendbarer Wille, über jedes normale Wachstum hinaus, andere zu übertrumpfen, Schritte in neue Welten gigantischer Größe machen zu wollen… oder zu müssen? Ist hier eine Kraft hinter allen Beschlüssen, die — koste es, was es wolle — sprunghaft Gigantisches anstrebt und dabei die Risiken verdeckt? In den aktuellen Diskussionen mögen manche an eine Verschwörung denken, geheime Absprachen, die diese sehr gut gehenden Unternehmen ruinieren will. Das erscheint absurd.
Gibt es eine Diagnose?
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Bei der Betrachtung der Entwicklungen in diese Krisen erscheint dagegen eine Haltung, eine Tendenz erkennbar, die mit „Größensucht“ oder sogar „Größenwahn“ bezeichnet werden kann und die historisch mit dem Turmbau zu Babel belegt ist. Das Großprojekt „Stuttgart 21“ ist solch ein aktueller Turmbau, bei dem Grundstücke einem Gesamtwert von etwa einer Milliarde Euro mit Baumaßnahmen im Volumen von etwa 10 Milliarden Euro gewonnen werden sollen (abgesehen davon, dass damit auch noch die Bahnanlagen dezimiert werden!). Wie lässt sich eine solche „Sucht“ verstehen, wie ist sie heilbar und vermeidbar?
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Ein Begleitphänomen in diesen Dramen ist offensichtlich, dass die Promoter Gespräche mit den Kritikern vermeiden oder sogar ablehnen: Sie werden zu „Bedenkenträgern“, „Kritikern per se“ abgestempelt, egal, welche Kompetenzen sie haben. Dazu sei ein Blick in die ganz generellen Seelensektoren geworfen: Aus dem Sektor Kognition, dem Wahrnehmen, Denken und Erkennen folgt der Wunsch, das Verlangen, nur eigene Erkenntnisse zu verbreiten. Ich vertrete sie und bin stolz auf sie. Ich argumentiere, versuche zu überzeugen und freue mich, wenn andere meinen Erkenntnissen folgen. Im Ich/Selbst entsteht dabei ein Feld, ein Lebensfeld, eine Dimension, die ich „Authentizität“ nenne. Hier agiert jeder mehr oder weniger in allen Kontakten mit anderen und entwickelt diese Dimension mehr oder weniger stark. Offensichtlich dezimiert dies die Empathie, die Bereitschaft des Zuhörens.
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In ganz anderer Weise agieren wir, wenn wir willentlich auf Weltgegebenheiten wirken: hier müssen wir uns unsere Lebensgrundlagen sichern, hier wollen wir nicht anderen etwas überstülpen, sondern uns Anteile an materiellen Ressourcen sichern. Hier praktizieren wir „Besitzstreben“ – in bestimmtem Maße notwendig, damit wir leben können. Die Millionen, die manche glauben verdienen zu müssen, dürfen jedoch als „Egoismus“, ja oft sogar als „Habsucht“ bezeichnet werden, da dieses Streben weit über die tatsächlichen Bedürfnisse hinausgeht. Der hier verwendete Begriff „Sucht“ weist darauf hin, dass es sich um krankhafte Entwicklungen handeln kann, die der Betroffene allein nicht vermeiden oder heilen kann. Diese beiden Suchterscheinungen können offensichtlich das Ich/Selbst der Betroffenen so befallen, dass es nicht mehr in der Lage ist, die Sucht zu erkennen und zu stoppen.
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