Wann ist ein Staat pleite?
Ein Land ist dann pleite, wenn es keinen Kredit mehr bekommt. Wann bekommt es keinen Kredit mehr? Wenn kein Vertrauen in die Rückzahlung desselben besteht. Das Problem an der simplen Gleichung: Am Kapitalmarkt herrschen andere Bedingungen als in der rationalen Physik. Je mehr Anleger glauben, dass ein Land Probleme hat, seine Schulden zurückzuzahlen, desto höhere Zinsen muss das Land bieten; und je höher die Zinsen, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Land die Schulden nie wird zurückzahlen können.
Deshalb ist Vertrauen das allerhöchste Gut im Kapitalismus.
Sehr lesenswerter Beitrag von Robert von Heusinger in der Berliner Zeitung.
Die Macht des Vertrauens, das der Kapitalmarkt in Staaten, Einrichtungen oder Unternehmen steckt oder eben nicht, hängt in erster Linie vom Volumen des Marktes ab. Je mehr Geld in diesem Markt nach Anlagen sucht, um so mächtiger wird der Hebel, wenn diese Summen in Bewegung geraten. Hinzu kommt, dass einzelne große Banken oder Konsortien innerhalb des Marktes die Vorreiter in Bezug auf Vertrauen schenken und Vertrauen entziehen sind und dann ein Herdentrieb erfolgt.
Die Macht dieses Kapitalmarktes hat sich gespeist aus dem nach mathematischen Gesetzen wachsenden Geldvermögen weltweit. In dem Maße, in dem diese Geldvermögen sich von den Notwendigkeiten der Realwirtschaft abgekoppelt haben, haben sie die Macht des Finanzmarktes gestärkt. Die rasante Entwicklung der Technik hat ihr übriges getan.
Die extreme Ungleichverteilung von Geldvermögen spiegelt sich natürlich auch am Kapitalmarkt, wenngleich auch unter anderen Vorzeichen.
Dennoch bietet der Markt Einzelnen, denen man innerhalb des Marktes besonders vertraut, gute Chancen das Marktgeschehen maßgeblich zu beeinflussen. Ein gutes Beispiel aus vergangenen Tagen: George Soros.
Soros kommt aus dem griechischen und heißt „Haufen“. Vielleicht musste es deshalb George Soros sein, der zeigt wie man mit viel Geld das Marktgeschehen im Sinne eines einzelnen Akteurs beeinflusst.
Durch diese Macht des Kapitalmarktes konnte es geschehen, dass die Politik zum Getriebenen des Marktgeschehens wurde. Das war in Zeiten undenkbar, als die Spekulation noch „eine Blase auf dem Meer der Realwirtschaft“ (Keynes) war.
Wer die Staaten wieder zum Herr des Geschehens machen will – und dieses Interesse sollte eigentlich jede Bürgerin und jeder Bürger dieser Welt haben – muss an den Regeln dieses Marktes selbst nicht viel ändern. Er muss hauptsächlich das Zustandekommen dieser immensen Geldmengen einschränken, die ohne realwirtschaftlichen Bezug die wahre Macht des Kapitalmarktes ausmachen. Und dazu müsste man das Geldsystem auf grundlegend neue Füße stellen.
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