Verstehen als Notwendigkeit – Editorial 04⁄19
Ich denke, also bin ich. Du bist, also denkst Du. Hier das Ei, dort die Henne. Es erscheint unmöglich, dass nicht eins vor dem anderen da war! Wie formte das Weichtier die harte Schale? Auch wenn es dem Denken schwerfällt, muss in Betracht gezogen werden, dass alles sich wechselseitig voraussetzt.
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Das Leben zwingt uns, Entscheidungen zu treffen. Wie frei sind wir dabei? Wie mutig sind wir, heute so und morgen ganz anders zu handeln? Wie ausgeprägt sind die äußeren Einflüsse und wie zweckdienlich sind Urteile, die wir fällen und die unser Tun festschreiben?
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Wenn ich die Entwicklungen der Zeit betrachte, die bedrohliche Klimaveränderung, die beängstigende Naturzerstörung, die existenzgefährdende soziale Spaltung, die hasserfüllte Sprache der Ängstlichen, ihre Verzweiflungstaten, das eiskalt wirkende der Kriegstreiber, die terrorisierenden und mordenden Barbaren der Neuzeit, überkommt mich Hilflosigkeit. Wenn es mir gelingt, diese Bedrückungen auszublenden, wozu ich Talent habe, kann ich wie Alexander Gerst, der deutsche Astronaut der internationalen Raumstation ISS empfinden und fasziniert von der Schönheit der Welt und der phänomenalen Kraft sein, die das Leben uns schenkte. Je routinierter es gelänge – so stelle ich mir vor –, den Blickwinkel auf alles Wahrnehmbare von klitzeklein zu unendlich gigantisch zu wechseln, als besäße man ein optisches Hilfsmittel, mit dem man die Galaxien des Weltraumes sähe und sich im nächsten Moment in der Zelle eines Organismus verlöre, umso demütiger würde man gegenüber der wahrgenommenen Phänomene werden. Im Klitzekleinen findet man das Universum und im Kosmos das mikroskopisch Winzige.
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Ein Problem, das bliebe, ist das unzulängliche Verstehen von Prozessen. Um klarer zu sehen, müsste man lange beobachten können und Entscheidungen treffen. Entscheidungen darüber, was die Entdeckungen zu bedeuten haben und welches die Handlungen sind, die sich für uns daraus ergeben.
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In jedem von uns steckt ein Rebell. Ob bei Kleinkram oder Weltproblemen: Der Hang, sich gegen das Etablierte, gegenwärtig Herrschende zu stellen, ist ein menschlicher Automatismus. Inwieweit einen diese Haltung vom Regen in die Traufe führt, spielt keine Rolle, weil es dabei um uns als Person, um Freiheit, um das Gefühl geht, wir seien Herr unserer Entscheidungen. Entwicklungsstränge, die sich aus zeitlichen Prozessen ergeben, werden in der Regel nur auf eine Weise untersucht, die sich mit dem Urteil verbinden lässt, das man fällen will. Das Urteil war meist vor dem Wahrgenommenen da. Wenn heute als »Rechte« eingestufte unverhohlen gegen das Fremde sprechen, dann, weil sie Angst haben und sich selbstsicher genug fühlen, mit dem Gesagten nicht isoliert dazustehen.
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Für das Beobachten von Phänomenen leistet der Verstand ausgezeichnete Dienste. Beim Wahrnehmen von Prozessen wird es schwieriger. Wir können messen, dass der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre zunimmt. Wir wissen, dass das nichts Gutes für das sensible Ökosystem Erde bedeutet, vor allem nicht für das darauf befindliche organische Leben. Wir wissen auch, dass die Zunahme von CO2 in der Atmosphäre daher rührt, dass wir bisher in der Erdkruste gebundenen Kohlenstoff in Form von Kohle, Öl, Gas u. v. m. entnehmen und verbrennen. Meere und Wälder sind in der Lage ein Maß an Vermehrung zu „verdauen“, aber der Mensch hat dieses Maß überschritten und will mehr. Die scheinbare Zügellosigkeit lässt sich rational nicht erklären, solange man darauf fokussiert, welche Folgen das „auf lange Sicht“ für alles Lebendige hat. Wir spekulieren über das Ende der Menschheit und des Planeten und klammern beharrlich die Frage nach dem „Warum?“ aus!
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Das geistige Erschließen von Beziehungen und wechselseitigen Abhängigkeiten ist keine Stärke des menschlichen Intellekts, was den Schluss zuließe, demütiger zu werden. Zweifellos ist der Mensch Teil der Natur. Mit all seinen Neigungen, Trieben und Unvollkommenheiten. Wir tendieren dazu, die Menschen ändern zu wollen. Zielführender wäre, sich mit dem Künstlichen zu beschäftigen, das der Mensch Kraft seines Verstandes der Welt hinzugefügt hat. Wir könnten überlegen, welche bereits erfolgten menschlichen Eingriffe in das organische Ökosystem nachteilig sind. Ein Sandkorn im Getriebe scheint das Wirtschaften zu sein, das – auf Wachstum programmiert – zur Triebkraft von Ausbeutung wurde. Alle ökologischen und ethischen Delikte haben eine ökonomische Wurzel. Wir erzeugen eine verbrauchte Welt mit dem Gebrauch von Geld. Warum es nicht umgekehrt versuchen und ein sich verbrauchendes Geld für den schonenden Gebrauch weltlicher Ressourcen ausarbeiten? Gier ist natürlich, Geld ein Konstrukt des Menschen. Was wenn das Zuviel an Gier in der Welt, welches zerstörerisch und zersetzend wirkt, die Folge eines selbstgeschaffenen, fehlerhaften Wirtschaftssystems ist? Wäre es da nicht sinnvoller, am Leben ausgerichtete Ordnungen zu ersinnen, anstatt sich an Lebenden abzuarbeiten?
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Das Leben zwingt uns, Entscheidungen zu treffen. Wie frei sind wir dabei? Wie mutig sind wir, heute so und morgen ganz anders zu handeln? Wie ausgeprägt sind die äußeren Einflüsse und wie zweckdienlich sind Urteile, die wir fällen und die unser Tun festschreiben?
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Wenn ich die Entwicklungen der Zeit betrachte, die bedrohliche Klimaveränderung, die beängstigende Naturzerstörung, die existenzgefährdende soziale Spaltung, die hasserfüllte Sprache der Ängstlichen, ihre Verzweiflungstaten, das eiskalt wirkende der Kriegstreiber, die terrorisierenden und mordenden Barbaren der Neuzeit, überkommt mich Hilflosigkeit. Wenn es mir gelingt, diese Bedrückungen auszublenden, wozu ich Talent habe, kann ich wie Alexander Gerst, der deutsche Astronaut der internationalen Raumstation ISS empfinden und fasziniert von der Schönheit der Welt und der phänomenalen Kraft sein, die das Leben uns schenkte. Je routinierter es gelänge – so stelle ich mir vor –, den Blickwinkel auf alles Wahrnehmbare von klitzeklein zu unendlich gigantisch zu wechseln, als besäße man ein optisches Hilfsmittel, mit dem man die Galaxien des Weltraumes sähe und sich im nächsten Moment in der Zelle eines Organismus verlöre, umso demütiger würde man gegenüber der wahrgenommenen Phänomene werden. Im Klitzekleinen findet man das Universum und im Kosmos das mikroskopisch Winzige.
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Ein Problem, das bliebe, ist das unzulängliche Verstehen von Prozessen. Um klarer zu sehen, müsste man lange beobachten können und Entscheidungen treffen. Entscheidungen darüber, was die Entdeckungen zu bedeuten haben und welches die Handlungen sind, die sich für uns daraus ergeben.
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In jedem von uns steckt ein Rebell. Ob bei Kleinkram oder Weltproblemen: Der Hang, sich gegen das Etablierte, gegenwärtig Herrschende zu stellen, ist ein menschlicher Automatismus. Inwieweit einen diese Haltung vom Regen in die Traufe führt, spielt keine Rolle, weil es dabei um uns als Person, um Freiheit, um das Gefühl geht, wir seien Herr unserer Entscheidungen. Entwicklungsstränge, die sich aus zeitlichen Prozessen ergeben, werden in der Regel nur auf eine Weise untersucht, die sich mit dem Urteil verbinden lässt, das man fällen will. Das Urteil war meist vor dem Wahrgenommenen da. Wenn heute als »Rechte« eingestufte unverhohlen gegen das Fremde sprechen, dann, weil sie Angst haben und sich selbstsicher genug fühlen, mit dem Gesagten nicht isoliert dazustehen.
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Für das Beobachten von Phänomenen leistet der Verstand ausgezeichnete Dienste. Beim Wahrnehmen von Prozessen wird es schwieriger. Wir können messen, dass der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre zunimmt. Wir wissen, dass das nichts Gutes für das sensible Ökosystem Erde bedeutet, vor allem nicht für das darauf befindliche organische Leben. Wir wissen auch, dass die Zunahme von CO2 in der Atmosphäre daher rührt, dass wir bisher in der Erdkruste gebundenen Kohlenstoff in Form von Kohle, Öl, Gas u. v. m. entnehmen und verbrennen. Meere und Wälder sind in der Lage ein Maß an Vermehrung zu „verdauen“, aber der Mensch hat dieses Maß überschritten und will mehr. Die scheinbare Zügellosigkeit lässt sich rational nicht erklären, solange man darauf fokussiert, welche Folgen das „auf lange Sicht“ für alles Lebendige hat. Wir spekulieren über das Ende der Menschheit und des Planeten und klammern beharrlich die Frage nach dem „Warum?“ aus!
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Das geistige Erschließen von Beziehungen und wechselseitigen Abhängigkeiten ist keine Stärke des menschlichen Intellekts, was den Schluss zuließe, demütiger zu werden. Zweifellos ist der Mensch Teil der Natur. Mit all seinen Neigungen, Trieben und Unvollkommenheiten. Wir tendieren dazu, die Menschen ändern zu wollen. Zielführender wäre, sich mit dem Künstlichen zu beschäftigen, das der Mensch Kraft seines Verstandes der Welt hinzugefügt hat. Wir könnten überlegen, welche bereits erfolgten menschlichen Eingriffe in das organische Ökosystem nachteilig sind. Ein Sandkorn im Getriebe scheint das Wirtschaften zu sein, das – auf Wachstum programmiert – zur Triebkraft von Ausbeutung wurde. Alle ökologischen und ethischen Delikte haben eine ökonomische Wurzel. Wir erzeugen eine verbrauchte Welt mit dem Gebrauch von Geld. Warum es nicht umgekehrt versuchen und ein sich verbrauchendes Geld für den schonenden Gebrauch weltlicher Ressourcen ausarbeiten? Gier ist natürlich, Geld ein Konstrukt des Menschen. Was wenn das Zuviel an Gier in der Welt, welches zerstörerisch und zersetzend wirkt, die Folge eines selbstgeschaffenen, fehlerhaften Wirtschaftssystems ist? Wäre es da nicht sinnvoller, am Leben ausgerichtete Ordnungen zu ersinnen, anstatt sich an Lebenden abzuarbeiten?
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