Alter Taler im neuen Gewand – Lukas Walter
Der FREITALER aus Freiburg im Breisgau
Regionalwährungen sind ein alter Hut,
könnte man meinen. Dass dem nicht
so ist, zeigen etablierte Dauerbrenner,
aber auch Regiogelder, die sich
neu erfinden. Die Gemeinschaftswährung
FREITALER existiert seit 2008.
Damals orientierten sich die Macher,
wie viele aus der Szene, an den Lehren
von Silvio Gesell. So konnte sich
schnell ein kleiner, aber engagierter
Freundeskreis bilden. Im Jahre 2012
wurde dann die Umstellung beschlossen.
Weg vom Regiogeld hin zur Spendenplattform.
Als regionales Zahlungsmittel
und Spendenplattform hat der
FREITALER nun etwa 130 Unternehmen
angeschlossen. Diese
Entwicklung, ein langsames
aber stetiges Wachstum, dauert
nach wie vor an.
Das Besondere:
Keine Klebemarken
Eine tief greifende und bis heute diskutierte
Veränderung, war die Abschaffung
des Umlaufimpulses in Form von Klebemarken.
Dieser Impuls, wie er bei vielen
Regiogeldern, wie beispielsweise dem
„Chiemgauer“ verwendet wird, kann
für einen schnelleren Umlauf des Geldes
sorgen. Die „Umlaufgebühr“ muss
durch den Kauf einer Klebemarke bezahlt
werden, die dann auf den Schein aufgebracht
wird. Dadurch ist jeder angehalten
das Geld schnell weiter zu geben, um keine
Klebemarken kaufen zu müssen.
In Freiburg brauchte es oft viel Überzeugungsarbeit
die Unternehmen und
Verbraucher fürs Kleben zu begeistern.
Dies und der erhöhte Verwaltungsaufwand
waren die Hauptgründe, es 2012 erst einmal ohne Umlaufgebühr zu versuchen.
Dafür trat die Projektförderung
in den Vordergrund.
Die Projektförderung im Fokus
Wie bei vielen Regionalwährungen werden
auch Spenden für gemeinnützige
Vereine in der Region generiert.
Die Förderung fließt, sobald beim Eintausch
von Euro in FREITALER ein Projekt
angegeben wird. Mittlerweile können
über 20 verschiedene Projekte gefördert
werden. Im Mittelpunkt stehen relativ
kleinen Initiativen, bei denen schon geringe
Beträge eine große Wirkung hervorrufen.
Das neueste Projekt ist die Studenteninitiative
Weitblick Freiburg e. V.
Sie konnten kürzlich ihre erste Förderung
von 74 FREITALER abholen. Unterstützer
des Projekts tauschten insgesamt 3700 €
in FREITALER ein, 2 % davon gingen sofort
an Weitblick Freiburg e. V. „Wir waren
freudig überrascht, dass wir als neues
Projekt mit dieser Förderung einsteigen,“
so das Vorstandsmitglied Eva Kimmig.
Das Besondere dabei ist, dass die Projekte
keine gemeinnützig eingetragenen
Vereine sein müssen. Ob ein Projekt förderungswürdig
ist oder nicht, entscheiden
die Bürger vor Ort, indem sie beim
Eintausch ein Projekt wählen. So können
viele verschiedene Initiativen und Neugründungen
eine größere Bekanntheit
erreichen und Spenden generieren. Im
ersten Jahr mit Projektförderung wurden
etwa 100.000 € eingetauscht.
„Die FREITALER werden wir bei einer lokalen
Druckerei wieder ausgeben“, so Eva
Kimmig weiter „Zuvor haben wir bei einer
Onlinedruckerei drucken lassen“. Der
gemeinnützige Verein verkauft jedes Jahr
Freiburgkalender, die in lokalen Schreibwarengeschäften
erhältlich sind. Vom
Erlös werden ein Freiburger Flüchtlingswohnheim
und ein Schulprojekt in Kenia
unterstützt. „Global denken und lokal
handeln, das ist auch unser Motto“, sagt
Kimmig. Durch den FREITALER, der sich
als Vermittler zwischen Unternehmen
und Projekten versteht, kann die Spende
als Startkapital eingesetzt werden, um
weitere Unterstützer, wie die Druckerei,
zu gewinnen. Da die Spende in FREITALER
ausgezahlt wird, fließt sie wieder in
die regionale Wirtschaft zurück.



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