Ausgebrannt – Ralf Oettmeier
Fakten, tatsächliche Hintergründe, Bewältigungs- und Vermeidungsstrategien zum Burnoutproblem.
BURNOUT ist in aller Munde. Kaum ein
Tag vergeht, an dem nicht neue Nachrichten
über den Ausstieg von prominenten
Sportlern, Trainern, Politikern, Managern
aus der Leistungsgesellschaft
erscheinen. Der Zustand totaler Überforderung
und Erschöpfung ist dabei nach
Kriterien der Universitätsmedizin noch
nicht einmal eine Diagnose, sondern nur
eine Störung. Diese zerstört aber viele
Existenzen, stürzt Familien ins Unglück,
fördert Firmenpleiten und ist schließlich
einer der Hauptursachen für Selbstmord.
Kaum einer der Leser wird nicht in seinem
Umfeld jemanden kennen, welcher
von der offenbar modernen Volksseuche
betroffen ist. Und betrachtet man unsere
finanzpolitische Situation national,
europäisch wie global, so lassen sich
hier erstaunliche Parallelen zum Burnoutproblem
der Menschen aufzeigen,
welche durch Aufstau von Problemen
und einem Unvermögen von dessen Lösung
gekennzeichnet sind. Als Arzt habe
ich mich zunächst den menschlich-medizinischen
Hintergründen gestellt. Bei
der tiefgründigen Ursachenforschung
kommt man jedoch nicht an finanzökonomischen
Zusammenhängen vorbei.
Vorbemerkungen und Definition
Definitionsgemäß beschreibt Burnout
einen Zustand anhaltender Überforderung
(Stress) mit Erschöpfung, Leistungsabfall,
innerer Distanzierung und
psychosomatischen Beschwerden. Es
handelt sich dabei im eigentlichen Sinne
nicht um eine anerkannte Krankheit,
sondern eine Lebenssituation ganz persönlicher
Art. In den Industriestaaten
nimmt diese Problematik stetig zu. Insbesondere
in Leistungsberufen
mit
einem Höchstmaß
an Verantwortung,
wie bei Ärzten, Führungskräften,
Verkaufsmanagement
und Politikern geht
man von einer Quote
von 30–40 % der
über 40-jährigen
aus. Auch bei Lehrern,
Anwälten und
in Pflegeberufen
wird eine hohe Rate
beobachtet. Nach
aktuellen Schätzungen sollen gegenwärtig
etwa 4 Millionen Deutsche Zeichen
dieses Überlastungs- und Schwächezustandes
haben. Nach Angaben
der Krankenkassen stellen die Burnouttypischen
Symptome, wie Depression,
psychische Störungen, psychosomatische
Erkrankungszeichen und Anpassungsstörungen
inzwischen die häufigste
Krankschreibungsursache (AOK:
22,5 Tage/Jahr) dar. Der entstehende
volkswirtschaftliche Schaden durch
Arbeitsausfall, verminderte Leistungsfähigkeit
und Totalausfall geht jährlich
in die Milliarden.
Aktuelle Kommentare