Big Data – Gute Zeit, um in die Verantwortung zu gehen
Wissensvorsprung
Zu allen Zeiten wurden Daten gesammelt. Vor dem Internet, war es ein größerer Aufwand, an sie heranzukommen. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war es in einer Fernsehsendung Ende der 70er Jahre, als ein Reporterteam von einem beliebigen vorbeifahrenden Auto das Kennzeichen notierte und nach einiger Zeit an der Haustür des Halters klingelte und dem konsternierten Menschen die wichtigsten Daten seines Lebenswegs vorlasen.
Die Daten wurden teilweise unter „Umgehung“ von Rechtsvorschriften, aber auch ganz legal ermittelt. Der Anfang war dennoch nur das KFZ-Kennzeichen.
Der Aufwand dafür war natürlich immens und bewies nur eines: Wer will, bekommt von jedem alles nur Erdenkliche heraus.
Daten und Vertrauen
Heutzutage verlässt man für den Großteil von Recherche-Arbeit nicht einmal mehr den Bürostuhl. Die Möglichkeit massenhaft Daten zu bekommen, die bestimmten Zwecken dienlich sein können, ist verlockend und gefährlich.
Wir alle sind potentielle Datensammler und Ausgespähte zugleich. Solange alles weitgehend unbemerkt abläuft empfindet der Einzelne es eher angenehm, wenn einem die Wünsche sozusagen „von den Lippen abgelesen“ werden und der Online-Versender des Vertrauens aufgrund bereits getätigter Einkäufe Dinge vorschlägt, die zu einem passen, weil das „Käuferprofil“ immer besser wird.
Heikel wird es, wenn das so entstehende Profil selbst zur „Ware“ wird und plötzlich Angebote von Dritten ins Haus flattern, mit denen man nie zu tun hatte und denen man erst mal kein Vertrauen schenkt.
Einerseits ist übertriebene Hysterie im Spiel, wenn von „Datenkraken“ die Rede ist, andererseits ist es auf Seiten der Verbraucher und privaten Nutzer Zeit für umfangreiche Bildungsangebote zur Nutzung des Internet und für den Umgang mit heiklen Daten.
Das gilt hinsichtlich schulischer Angebote für Kinder, aber auch und vor allem im Bereich der Erwachsenenbildung.
Die Unternehmen, die heute versuchen an Konsumenten zu kommen, sind nicht besser oder schlechter als früher. Sie wollen Geschäfte machen und wollen um uns werben.
Wenn sie dafür lernen, die Klaviatur der Möglichkeiten des Internet zu spielen, so ist das per se nichts Verwerfliches. Es ist die moderne Form des Marketing und der Werbung. Die gebotenen Möglichkeiten bestmöglich für sich zu nutzen, darf nicht am Pranger stehen.
Politische Aufgaben
Ein unablässiges Feilen an Regeln, welche dem Missbrauch entgegenwirken, ist eine politische Aufgabe, die weder der Aufgeregtheit einiger ewig gestriger anheimfallen sollte, noch sollte sie allzu lax nebenbei erledigt werden. Die Abteilungen der Datenschützer müssen von unabhängigen Experten des Internet begleitet werden und als Schnittstelle für die Entscheider in Politik und Wirtschaft fungieren.
Das Internet und Big Data sind ein nie mehr endendes Zukunftsprojekt. Wenn Marketing- und Werbestrategen gemeinsam mit interessierten und aufgeschlossenen Unternehmen nach Zukunftskonzepten suchen, wie das beispielsweise in Amsterdam beim „Social Media Marketing iCommerce Summit“ (kurz SMICS) der Fall ist, dann kann das getrost als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Unternehmen in Kooperation mit ihren Kunden nach Wegen für Strategien suchen, die am Ende zum Vorteil aller gereichen. Denn eines ist doch klar: Der Vertrauensentzug im Internet – und darauf liefe es beim Entstehen monopolisierter und intransparenter Strukturen hinaus – schadet allen Unternehmen, die sich und ihre Leistungen bestmöglich an die Frau und den Mann bringen wollen.
Ob das Wunschdenken oder Realität ist, könnte man am besten vor Ort herausfinden, deshalb sollte die HUMANE WIRTSCHAFT eigentlich bei dem Summit als „unabhängiger Beobachter“ vertreten sein.
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