Das Greta-Phänomen – Editorial 03⁄19
Wenn die Schülerinnen und Schüler am „Friday for future“ der Schule fernbleiben, bekommen sie für diesen Akt des Ungehorsams zunehmend Rückendeckung aus der Bevölkerung. Das Problem, das sie auf die Straße bringt, ist der bedrohliche Klimakollaps. Er stehe bevor, falls die Menschheit weitermacht, wie die letzten Jahrzehnte. Die Angst nimmt zu, dass die Erde eines Tages kein wirtlicher Lebensraum mehr sein könnte. Dieser Sachverhalt alleine würde nicht zu großangelegten gemeinsamen Protestaktionen bewegen, denn es käme einem indianischen Regentanz gleich, bei dem man die Götter um Beistand bittet. Als das wesentliche Problem hat man ein anderes ausgemacht: das Versagen und die Untätigkeit der Eliten von Politik und Wirtschaft. Gegen ihr vermeintliches Unvermögen richtet sich der Protest. Man erwartet von ihnen konkrete Umsetzungen. Letztendlich sitzen sie an den Schalthebeln und ein radikaler Kurswechsel braucht einen handlungsfähigen Staat. Die europaweit zunehmende Masse an Protestierenden erzeugt Druck auf Entscheider und Politik. Während Skandale, wie der Dieselabgasbetrug der Autoindustrie, das Vertrauen in Demokratie und Konzerne erschüttern, findet die Forschung immer überzeugendere Indizien dafür, was die Klimaerwärmung für das Leben auf der Erde bedeutet. Nichts Gutes. Es gibt wissenschaftliche Einschätzungen, die zu relativierenden Ergebnissen kommen, wobei die dahinterstehenden Interessen zu Zweifeln Anlass geben. Der Gerechtigkeit wegen muss erwähnt werden, dass die Neutralität von Studien und Gutachten – egal, wer sie erstellt – wohl nie unanfechtbar bleibt.
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In einem Punkt scheint man sich einig zu sein: Die komplexe Problemlage lässt sich auf einzelne Aspekte reduzieren. Jeder kann im Alleingang etwas tun, ohne auf „Entscheidungen von oben“ zu warten. Bewusstes Einkaufen und Konsumieren, weniger Energie verbrauchen, auf Kunststoffverpackungen und Flugreisen verzichten, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr, statt dem Auto mit Verbrennungsmotor fahren. Kurz „der ökologische Fußabdruck“ jedes Menschen kann durch persönliche Maßnahmen verkleinert werden und so zu einer Verlangsamung des Klimawandels beitragen.
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Diese Problemreduktion erscheint zweckmäßig, bildet aber eine Art logischen Pferdefuß. Komplex miteinander in Beziehungen stehende Einzelaspekte erfordern, dass man Problemlagen ganzheitlich untersucht. Unterlässt man das, dann gelangt man zu einem positiven Urteil, wenn Leute eine Flugreise machen und als Kompensation für den Umweltschaden, den sie erzeugen, die Patenschaft für 3 qm Regenwald am Amazonas übernehmen. Oder eine Eiche im Stadtpark pflanzen.
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Der Zustand des Planeten und die unterstellte Unfähigkeit von Eliten sind Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses. Wissenschaftlich Analysen, die zu tieferliegenden Ursachen vorstoßen, beispielsweise den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sind Mangelware. Für Einzelne unkomplizierter ist es da, anderen eine Karbonisierungsaskese abzuverlangen. Vermeintliches Fehlverhalten wird mit Hilfe der „Sozialen Medien“ (wie paradox in diesem Zusammenhang) öffentlich angeprangert. „Shitstorms“ begleiten den Klimawandel; die moderne Form trivialen Getöses, bei dem man sich gegenseitig anschreit und zum umweltschonenden Leisetreten nötigt.
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Früher sah man keine Veranlassung und heute bleibt uns die Zeit nicht mehr für Ideen, die vorschlagen, den Problemraum zu erweitern und zielführende Umwege zu nehmen. Dabei ist es niemals zu spät für die Betrachtung des gesamten ökonomischen Ordnungsrahmens, der maßgeblich menschliches Handeln anregt. Alle seine Implikationen und unhinterfragten Forderungen, seine Eigentumsrechte, die Kapitalrendite, Zinsen, Dividenden, Gewinne, Patente, Urheberrechte und vieles mehr, bergen Erklärungen für unser Vorgehen. Um rechtliche Rahmenbedingungen zu ändern, braucht es eine bestimmte Vorgehensweise. Die Hüter der Gesetze zu Veränderungen zu bewegen, ist ein langwieriger Prozess. Außer allen Entscheidern innerhalb der Gewaltenteilung haben die Eliten aus Wirtschaft und Wissenschaft ausschlaggebenden Einfluss. Paradigmenwechsel entstehen aus diesen Kreisen heraus eher selten. Konservative Besitzstandswahrung und Schutz von Pfründen, findet man in allen Regierungs- und Oppositionsparteien als eine Art ungeschriebenes Gesetz. Deshalb wäre hilfreich, wenn sich Protest von außen mit Erkenntnissen vereint, die den Veränderungswillen mit der Kraft eines Paradigmenwechsels speist, der grundlegende Systemänderungen vorsieht. Radikale Umstürze, Revolutionen – das beweist die Geschichte zuhauf – ebnen den Weg für andere Machthaber, erschaffen Verlierer und verändern Gewinner, nur nicht zum Guten.
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Ich begrüße das politische Erwachen der Jugend. Ich würde mir wünschen, dass es mit Ideen aufgeladen wird, die das reichhaltige Miteinander von Menschen und Natur, grundlegend verändert. Unsere selbsterlassenen Gesetze und die dadurch ausgelösten Handlungen hindern uns am Einssein mit dem fantastischen universalen Gefüge. Wir legen uns selbst Ketten an. Es ist Zeit, sie zu sprengen. Unverkrampft.
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mehr dazu online
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In einem Punkt scheint man sich einig zu sein: Die komplexe Problemlage lässt sich auf einzelne Aspekte reduzieren. Jeder kann im Alleingang etwas tun, ohne auf „Entscheidungen von oben“ zu warten. Bewusstes Einkaufen und Konsumieren, weniger Energie verbrauchen, auf Kunststoffverpackungen und Flugreisen verzichten, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr, statt dem Auto mit Verbrennungsmotor fahren. Kurz „der ökologische Fußabdruck“ jedes Menschen kann durch persönliche Maßnahmen verkleinert werden und so zu einer Verlangsamung des Klimawandels beitragen.
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Diese Problemreduktion erscheint zweckmäßig, bildet aber eine Art logischen Pferdefuß. Komplex miteinander in Beziehungen stehende Einzelaspekte erfordern, dass man Problemlagen ganzheitlich untersucht. Unterlässt man das, dann gelangt man zu einem positiven Urteil, wenn Leute eine Flugreise machen und als Kompensation für den Umweltschaden, den sie erzeugen, die Patenschaft für 3 qm Regenwald am Amazonas übernehmen. Oder eine Eiche im Stadtpark pflanzen.
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Der Zustand des Planeten und die unterstellte Unfähigkeit von Eliten sind Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses. Wissenschaftlich Analysen, die zu tieferliegenden Ursachen vorstoßen, beispielsweise den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sind Mangelware. Für Einzelne unkomplizierter ist es da, anderen eine Karbonisierungsaskese abzuverlangen. Vermeintliches Fehlverhalten wird mit Hilfe der „Sozialen Medien“ (wie paradox in diesem Zusammenhang) öffentlich angeprangert. „Shitstorms“ begleiten den Klimawandel; die moderne Form trivialen Getöses, bei dem man sich gegenseitig anschreit und zum umweltschonenden Leisetreten nötigt.
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Früher sah man keine Veranlassung und heute bleibt uns die Zeit nicht mehr für Ideen, die vorschlagen, den Problemraum zu erweitern und zielführende Umwege zu nehmen. Dabei ist es niemals zu spät für die Betrachtung des gesamten ökonomischen Ordnungsrahmens, der maßgeblich menschliches Handeln anregt. Alle seine Implikationen und unhinterfragten Forderungen, seine Eigentumsrechte, die Kapitalrendite, Zinsen, Dividenden, Gewinne, Patente, Urheberrechte und vieles mehr, bergen Erklärungen für unser Vorgehen. Um rechtliche Rahmenbedingungen zu ändern, braucht es eine bestimmte Vorgehensweise. Die Hüter der Gesetze zu Veränderungen zu bewegen, ist ein langwieriger Prozess. Außer allen Entscheidern innerhalb der Gewaltenteilung haben die Eliten aus Wirtschaft und Wissenschaft ausschlaggebenden Einfluss. Paradigmenwechsel entstehen aus diesen Kreisen heraus eher selten. Konservative Besitzstandswahrung und Schutz von Pfründen, findet man in allen Regierungs- und Oppositionsparteien als eine Art ungeschriebenes Gesetz. Deshalb wäre hilfreich, wenn sich Protest von außen mit Erkenntnissen vereint, die den Veränderungswillen mit der Kraft eines Paradigmenwechsels speist, der grundlegende Systemänderungen vorsieht. Radikale Umstürze, Revolutionen – das beweist die Geschichte zuhauf – ebnen den Weg für andere Machthaber, erschaffen Verlierer und verändern Gewinner, nur nicht zum Guten.
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Ich begrüße das politische Erwachen der Jugend. Ich würde mir wünschen, dass es mit Ideen aufgeladen wird, die das reichhaltige Miteinander von Menschen und Natur, grundlegend verändert. Unsere selbsterlassenen Gesetze und die dadurch ausgelösten Handlungen hindern uns am Einssein mit dem fantastischen universalen Gefüge. Wir legen uns selbst Ketten an. Es ist Zeit, sie zu sprengen. Unverkrampft.
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