Veränderung braucht Freude am Engagement – Veronica Gnisia
Nie hätte ich gedacht, mit so vielen Ideen, neuen Gedanken und schönen Erinnerungen von Barcelona zurückzukommen – einer Konferenz, in der vor allem über Geld geredet werden sollte. Doch es war dieses kontroverse Thema, welches die Menschen an der Universitat Oberta de Catalunya über vier Tage näher zusammengebracht hat. Aus der ganzen Welt waren Menschen angereist, um sich wissenschaftlich wie auch im direkten Gespräch miteinander auszutauschen.
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An vier Tagen fanden jeweils von neun Uhr morgens bis sieben Uhr abends Vorträge statt. Sei es, dass Währungen von einzelnen Städten vorgestellt, andere Systeme wie das von Zeitbanken oder ressourcen-basierten Währungen erklärt oder theoretische Fragen bezüglich aktueller Wirtschaftsweisen erörtert wurden.
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So lernte ich die unterschiedlichen Ziele von Regionalwährungen kennen. In Lissabon führte man im Dezember letzten Jahres eine Währung namens Lixó ein. Sie ist ein Schritt, um das Müllproblem in Portugals Hauptstadt zu lösen und bietet ein Anreiz, Müll zu trennen und zu sammeln. Andere Währungen, wie die der spanischen Stadt San Juan de Aznalfarache, hatten weniger eine ökologische, als eine soziale Bedeutung. Hier war sie ein Mittel, um familiengeführte Unternehmen wieder sichtbar zu machen und zu unterstützen. Mit dabei waren aber auch Währungen, die weit darüber hinaus einen identitätsstiftenden Charakter besaßen, so wird der Bristol Pound dieses Jahr beispielsweise ein Happy City Festival veranstalten.
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Auch die verschiedenen Zahlungssysteme wurden vorgestellt. Start-Ups präsentierten das Blockchain-System, welches zwar für eine große Transparenz und Sicherheit sorgt, aber für den alltäglichen Gebrauch möglicherweise noch zu kompliziert ist. Auf die Frage der Digitalisierung von Komplementärwährungen gab es keine einheitliche Antwort und auch die Erfahrungen diesbezüglich waren sehr unterschiedlich. Einige Währungen gibt es schon seit Beginn lediglich in elektronischer Form, andere, so auch der Freitaler in Freiburg, sind diesen Schritt bisher noch nicht gegangen. Dennoch bleibt das elektronische Bezahlsystem ein spannendes Feld, auf dem sich in Zukunft bestimmt einiges entwickeln wird.
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Zwar war der informative Teil unglaublich interessant und vielseitig, dennoch waren die Menschen, die sich für das Thema Sozial- und Komplementärwährungen engagieren, die wirkliche Bereicherung der Reise. Viele junge Leute, wie beispielsweise Antonin, der eine Regionalwährung in Genf gründet; Eduard, der dabei ist, eine Zeitbank in seiner Heimatstadt in Katalonien auf die Beine zu stellen. Oder Alice aus Connecticut, die von einem Mentorenprogramm erzählt hat, welches Jugendliche mit Ideen für die Stadt fördert, ihnen hilft an der Seite von kooperierenden lokalen Banken Businesspläne zu erstellen und sie am Ende des einjährigen Programms ein kleines Startkapital in Form der dortigen Währung „Berkshares“ erhalten.
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So viele Einblicke in Initiativen und Projekte zu gewinnen, Freundschaft mit Jana und Haymo – den anderen beiden Stipendiaten – geschlossen zu haben und gemeinsam Barcelona kennenzulernen, waren wunderbare Erfahrungen.
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Nicht zuletzt hat mir eines besonders gut gefallen, dass zu Beginn der Konferenz in einer Rede betont wurde, wie wichtig es ist, die Freude am Engagement zu haben, um Dinge verändern zu können. Ich glaube, dass damit eine Wirtschaftsform, die auf Vertrauen, Respekt und Verantwortung gegenüber uns selbst und unserem Planeten basiert, vielleicht gar nicht mehr so weit weg sein kann.
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