Grundsicherung im Alter oder bedingungsloses Grundeinkommen?
Machen die Bundesarbeitsministerin und die SPD einen politischen Fehler, wenn sie die Grundsicherung diffamieren? Die Bedürftigkeitsprüfung sei bestimmten Menschen nicht zumutbar. Wieso nur diesen? Müsste nicht die Grundsicherung abgeschafft und ein bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) für alle Menschen im Rentenalter eingeführt werden? Dann hätte Jeder im Alter das Existenzminimum sicher. Seine Rente (egal ob hoch oder minimal) könnte er ebenso wie ein Arbeitseinkommen, eine Betriebsrente, eine private Versicherungsrente oder Zins- und Mieteinkünfte behalten. Er müsste zwar nicht zum Sozialamt, aber seine Gesamteinkünfte beim Finanzamt angeben und versteuern, soweit sie oberhalb des Existenzminimums liegen. Wird die finanzielle Offenbarung vor dem Finanzamt deswegen als weniger ehrenrührig empfunden als die vor dem Sozialamt, weil einem das Finanzamt mindestens die Hälfte, meistens viel mehr belässt? Wer die finanzielle Offenbarung vor Behörden nicht will, muss nicht nur die Grundsicherung, sondern auch die Einkommensteuer abschaffen und auf Verbrauchssteuern setzen. Das kann man machen.
Aber die Politik verzettelt sich gerne in halben Sachen! Bei der Grundsicherung heißt das, man rechnet bestimmte Einnahmen gar nicht oder nur teilweise an. Zum Beispiel wird bei Hartz IV Arbeitseinkommen nicht voll, sondern nur teilweise angerechnet, weil sich Arbeit lohnen soll. Die Rente ist ein Lohnersatzeinkommen; deshalb ist ihre Höhe abhängig von der Zahl und der Höhe der geleisteten Beiträge. Dabei sollte es bleiben. Die gesetzliche Rente sollte bei der Grundsicherung im Alter ebenso behandelt werden wie Arbeitseinkommen bei Erwerbsfähigen. Das wird teuer für den Staatshaushalt, aber es ist systemgerecht, denn Arbeit soll sich lohnen – bis hinein ins Alter.
Die Zuschussrente verstößt gegen das Grundprinzip der deutschen Rentenversicherung, weil sie allein auf die Zahl der Beiträge abstellt, ohne ihre Höhe zu berücksichtigen. Die Zuschussrente privilegiert einen kleinen Teil der Rentner, behandelt diese Privilegierten aber alle gleich, egal wie hoch ihr normaler Rentenanspruch ist. Das ist grob systemwidrig, zeigt aber deutlich, dass die Bedürftigkeitsprüfung, die zum Wesen der Grundsicherung gehört, als unangemessen empfunden wird. – Die gesetzliche Rentenversicherung ist seit eh und je sehr modern, weil sie schon immer davon ausgeht, dass Erwerbsbiographien vom Auf und Ab der Wirtschaftskonjunkturen und ‑krisen geprägt sein können, von einem Wechsel von selbständiger (nicht versicherungspflichtiger) und unselbständiger Erwerbstätigkeit, von Vollzeit- und Teilzeitarbeit. Da wird keine Motiv- oder Ursachenforschung betrieben und schon gar nicht nach faul oder fleißig differenziert. Daran sollten wir festhalten und prüfen, ob nicht jede selbständige Arbeit auch versicherungspflichtig werden sollte. Dann würde die an sich wünschenswerte Zunahme selbständiger Arbeit das Generationenproblem nicht noch zusätzlich verschärfen. Die Flucht aus der Versicherungspflicht wäre dann unmöglich und das Problem der Scheinselbständigkeit aus der Welt.
Die Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens können feststellen, dass die Bundesarbeitsministerin und die SPD einem (kleinen) Teil der Rentner die Vorteile des bGE zukommen lassen wollen – nämlich die Nichtanrechnung von Vermögen und Einkommen anderer Art. Die FDP und die jungen Koalitionsabgeordneten wollen – ausgehend von der Grundsicherung – die bisherige Vollanrechnung abmildern. Alle Politiker suchen nach einer bezahlbaren Lösung und gehen dabei Schritte von der Vollanrechnung zur Nichtanrechnung – und sei es in der Form der Teilanrechnung von sonstigen Einkommen. Vielleicht wird das in ferner Zukunft einmal von einem Sozialhistoriker als verschleierter Wettlauf zum bGE interpretiert werden.
Das Seminar für freiheitliche Ordnung wird diese und weitere Fragen in Bad Boll am 10./11. November 2012 unter dem Thema „Generationenvertrag und Grundeinkommen – Ergänzung oder Widerspruch?“ gründlich behandeln.
Über den Beitrag von Herrn Kuntz habe auch ich geschmunzelt und es ist mir die Idee gekommen, ob man daraus nicht einen Sketsch für politische Satire machen könnte. Habe dabei an den kommenden Karneval gedacht.
Aber als ich dann weiter gedacht habe ist es mir der kalte Schauer den Rücken herunter gelaufen. Der Mann hat absolut richtig analysiert!
Das derzeitige geozentrische Geldsystem als Mittelpunkt , dieser mittelalterlichen Glaubensweißheit folgt die Politik auf Rat des ihm zugeordneten hierarchischen, elitären und wissenschaftlichen Sachverstandes. Die Dinge scheinen sich nicht wirklich zu ändern.
Über den letzten Beitrag von Rolf Kuntz habe ich Tränen gelacht. Endlich einmal ein kluger Ansatz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit! Genial :)
Aber jetzt zum eigentlichen, ernsten Thema…
Vorsorge für Private
Wisst ihr wo die Rentner sind?
Sie balgten sich im Eiseswind.
Nun stehen ihre Hütten leer
und liegen ihre Leiber quer -
das ehrt sie!
Der Groschen fiel ins kalte Nichts,
im Angesicht des Lohnverzichts.
Wer riestern konnte, riesterte,
die andern Toren flüsterten
vom Tode.
Die Zocker rühmten den Ertrag,
der vage in der Zukunft lag.
Politiker beklatschten sie,
und Gelder flossen schnell wie nie
nach oben.
Da freute sich das Maklerherz
und warnte vor der Zukunft Schmerz.
Die Renten wurden investiert,
nur leider hat sich’s nicht rentiert -
wie schade!
„Investments bergen Risko,
das war, ihr Nörgler, immer so!“
So lobte der Gewinner sich,
eh’ er sich aus der Szene schlich,
nach Eden
http://www.politpoems.blogspot.de
Ehrlich gesagt, ich bin auch gegen die Einführung eines BGE. Nicht weil ich nicht von der Notwendigkeit einer Grundsicherung überzeugt wäre, sondern weil wir das so gesellschaftlich nicht durchbekommen werden. Das Bauchgefühl der Plebs und der fundierte ökonomische Sachverstand unserer leitenden Eliten stehen dem dagegen und die Macht der gesteuerten Medien agiert genau zwischen diesen beiden Polen.
In diese Überlegungen möchte ich meinen Vorschlag einbringen:
Da Arbeitsplätze für die Politiker das Erstrebenswerteste und für die Wirtschaft nur eine Kostenbelastung ist, schlage ich vor ein neues Berufsbild zu kreieren und zwar das des Verbrauchers um das Wirtschaftswachstum zu forcieren und zu stabilisieren. Eines qualifizierten Fachverbrauchers welcher dafür bezahlt wird, daß er all die Waren und Dienstleistungen verbraucht, die im Zuge der Effektivität- und Leistungsfähigkeitverbesserung hergestellt werden. So schaffen wir neue Vollzeitarbeitsplätze und entspannen damit immens die angespannte Finanzierung der Sozialsysteme, das Thema BGE kommt erst gar nicht auf den Tisch und wir haben für zukünftiges Wirtschaftswachstum keinen Deckel mehr nach oben. Ich denke kein Marktfundamentalist kann dieser logischen Erweiterung der Marktökonomie wiedersprechen.
Da der Markt von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, ist das Berufsbild des Verbrauchers schon längst überfällig und wie ich denke, dieses finanziert sich fast von selber und macht der Politik und Gesellschaft den Weg frei wieder nach vorne zu blicken.
Das Generationsproblem entschärft sich dramatisch, ja wir werden mittelfristig sogar eine Arbeitshöchstzeitbegrenzung einführen müssen, was defacto einer Vollbeschäftigung entspricht. Auch die Bildungsausgaben lassen sich so erheblich zurückfahren, insbesondere wenn wir die fehlende durch präventive Prothesen ersetzen, d.h. wir betrachten Auto, Fernseher, Handy, iPad usw . nicht als Konsumartikel, sondern als preiswertes Ersatzkonstrukt zur Aktivierung nicht gewonnener Kompetenz.
Und da soll mal einer sagen, wir könnten unsere Probleme nicht marktkonform lösen.
Das erzählen Sie uns gerne! Das Gegenteil ist der Fall!!
Wenn ich so was lese – http://www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de/ – kann ich nur lachen!
Hoffentlich fallen nicht allzu viele auf so etwas rein.
Falsch gestellte Fragen führen nicht zu richtigen Antworten.
Anonymicus
„bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) für alle Menschen im Rentenalter“?
Verwechseln Sie da nicht irgendwelche Begrifflichkeiten?
Die Idee des BGE unterscheidet nicht nach Alter?
Jeder soll es bekommen.
Von der Wiege bis zur Bahre.
Hier mal zum Recherchieren:
http://www.grundeinkommen.de/
http://www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de/
http://www.unternimm-die-zukunft.de/
Die Idee und die Literatur sind mir sehr wohl bekannt. Wenn man sie diskutiert, sollte man sich auch fragen, ob das Grundeinkommen nicht schrittweise, z.B. zunächst für die Altersstufen eingeführt werden könnte, die als nicht erwerbsfähig gelten. Mich interessiert, wie die Widerstände in der Gesellschaft überwunden werden können. Die haben nicht nur mit den hohen Kosten des bGE zu tun. – Auch den starken Kräften nachzuspüren, die sich den Rigorositäten der Anrechnung von Einkommen und Vermögen im bestehenden Sozialsystem entgegenstemmen, ist mein Anliegen, denn vielleicht kann man so deutlich machen, dass die Idee der Bedingungslosigkeit des Grundeinkommens etwas sehr Berechtigtes ist.
Dieser Ansatz war für mich aus dem ursprünglichen Text nicht erkennbar.
Und obwohl mir dieser ehrenwert erscheint, möchte ich dennoch zu bedenken geben, daß die „Kosten“ eines BGE keinen Widerstand gegen ein solches darstellen können.
Diese erscheinen mir vielmehr eine teure Ausrede derjenigen zu sein, die ein BGE partout nicht wollen.
Nach dem Motto:
Wenn ich etwas möchte, werde ich Wege finden.
Wenn ich etwas ablehne, werde ich Gründe finden.
Alle Güter und Dienstleistungen die wir für’s tägliche Überleben benötigen haben wir im Überfluß.
Wir exportieren diese sogar auf weltmeisterlichem Niveau.
Ein BGE ist folglich bereits mehr als bezahlt!
Das Unbehagen gegenüber dem BGE liegt wohl tiefer.
Eine Regierung würde Macht über die Menschen verlieren.
Machen wir uns nichts vor:
HartzIV ist kein intellektueller Unfall den man im Zuge einer vernüftigen Diskussion in Zukunft verhindern wird.
Dahinter stecken knallharte wirtschaftliche und machtpolitische Interessen.
Systemrelevant und alternativlos, sozusagen.
Ob es Zufall ist, daß wir im Rahmen der Lissaboner Verträge bereits wieder die Todesstrafe haben und die Bundeswehr nun auch im Inland eingesetzt werden darf, soll der mündige Bürger selbst beurteilen.
In diese Richtung zu argumentieren halte ich für vergebene Liebesmüh’.
Das ist Absicht.
Einen wichtigen Schritt in Richtung BGE sehe ich darin, die Menschen davon zu überzeugen, daß ein paar tausend sogenannte Faulenzer weder einen Staat, noch ein Sozialsystem oder auch „nur“ ein BGE gefährden könnten.
Das würden nicht mal ein paar sich verzockende Banken oder betrügerische Banker schaffen.
Solange man diese Banken pleite gehen lassen würde und diese Banker verurteilen würde.
Die Empörung muß an der richtigen Stelle ansetzen.
Entmutigen wollte ich Sie aber nicht. :-)
Danke für Ihr Engagement!