25 Billionen US-Dollar in „Schwarzen Löchern“

Der Pullit­zer-Preis­trä­ger von 1990 für inves­ti­ga­ti­ven Jour­na­lis­mus Joe Kilzer hat für „TribLi­ve“ unter­sucht, wie es um die Steu­er­ge­rech­tig­keit im Hinblick auf große Geld­ver­mö­gen steht.

Seine Erkennt­nis­se konn­ten erwar­tet werden, sind aber ange­sichts der sich welt­weit zuspit­zen­den „Schul­den­kri­sen“ dennoch aufschluss­reich. Demnach wird geschätzt, dass sich welt­weit rund 25 Billio­nen US-Dollar auf Bank­kon­ten in Ländern befin­den, die sich durch nied­ri­ge Steu­ern und/oder gut gehü­te­te Bank­ge­heim­nis­se auszeichnen.

Bei diesen Summen verwi­schen zuneh­mend die Motive der Halter dieser Geld­an­la­gen. Gewinn­ver­la­ge­run­gen durch Grün­dung von Toch­ter­un­ter­neh­men verlie­ren gegen­über dem Verste­cken von Geld­ver­mö­gen an Gewicht. Unter dem Strich steht nur eines fest: Die Nutzung dieser inter­na­tio­na­len Bank­ver­ste­cke erfolgt durch eine rela­tiv gerin­ge Zahl von großen Unter­neh­men und Super­rei­chen. Betei­ligt sind natür­lich auch alle großen Bank­häu­ser dieser Welt, die sich dieses Geschäft mit den großen Summen nicht entge­hen lassen wollen. In den ganz exoti­schen Bank­plät­zen treten sie dabei mit Toch­ter­un­ter­neh­men auf. 

Die Effek­te dieser Form der Kapi­tal­ver­la­ge­rung werden mit der Zeit zuneh­mend fata­ler für die Volks­wirt­schaf­ten der Länder, aus denen die Gelder vornehm­lich stam­men. Die Akku­mu­la­ti­on der Geld­ver­mö­gen nimmt noch rasan­ter zu, weil die regu­lä­ren Steu­ern auf Gewin­ne und Geld­ver­mö­gen nicht einge­nom­men werden. Die zwangs­läu­fi­gen Spar­maß­nah­men für die „norma­len“ Steu­er­zah­ler wirken wohl­fahrst­min­dernd für die gesam­te Gesell­schaft, während die erwirt­schaf­te­ten Über­schüs­se in Händen weni­ger mehr und mehr durch die dunk­len Kanäle der inter­na­tio­na­len Finanz­welt vagabundieren. 

Wir haben es mit sich selbst verstär­ken­den Prozes­sen zu tun, die am Ende alles mit in den Abgrund ziehen. Dabei sollte man sich aber den Anfang dieser Entwick­lung stets vergegenwärtigen. 

Am Anfang steht ein Geld­sys­tem, das Geld dort akku­mu­liert, wo es sich in Form von Über­schüs­sen ange­sam­melt hat. Zu Beginn (nach dem 2. Welt­krieg) waren es Über­schüs­se aus Leis­tung. Im Läufe der Zeit zuneh­mend solche aus Geld­an­la­gen. Dieser „Selbst­a­li­men­ta­ti­on“ liegt ein mathe­ma­ti­scher Prozess zu Grunde, der uner­bitt­lich abläuft und der durch physi­sche Leis­tung von Menschen bedient werden muss. Doch Mathe­ma­tik ist gegen­über real exis­tie­ren­den Belas­tungs­gren­zen uner­bitt­lich. So müssen schwar­ze Löcher quasi zwangs­läu­fig entste­hen, dienen sie doch auch dazu, die Gegen­sät­ze zwischen syste­mi­schen Zwän­gen und realen Möglich­kei­ten eine zeit­lang zu überbrücken. 

Natür­lich sind die schwar­zen Löcher das Ergeb­nis mensch­li­chen Handelns. Natür­lich müssen Moral und Ethik der Handeln­den ange­pran­gert werden. Dennoch blei­ben sie das Ergeb­nis der Wirkungs­wei­se eines Systems, das sich die Menschen selbst geschaf­fen haben, um mitein­an­der zu wirt­schaf­ten. Wer das nach­hal­tig ändern will, muss die zugrun­de liegen­den Mecha­nis­men ändern, statt die Sympto­me anzu­pran­gern und zu bekämpfen. 

Bild von mimax unter CC-Lizenz auf Flickr.com

 

 

3 Antworten

  1. Rolf Kuntz sagt:

    Dazu gibt’s nichts zu sagen.
    Dieses quasi mathe­ma­ti­sche Hoch­lau­fen ist es! (Und das sind keine Verschwörungstheorien!)

    Was viel­leicht diesem Beitrag noch als Nach­satz fehlt ist der markan­te Hinweis das alle Abläu­fe die auf einem Zins­me­cha­nis­mus basie­ren, der mathe­ma­ti­schen Regeln folgend zwangs­läu­fig in einer expo­nen­ti­el­len Kurve verlau­fen und wir und gerade an der Stelle befin­den, wo dieser Verlauf in eine Para­bel übergeht.
    Einen Rake­ten­start nur als sich selbst verstär­ken­de Prozes­se zu bezeich­nen ist Ange­sicht der Proble­ma­tik doch fast schon eine partei­li­che Beschreibung.

  2. Weil’s so „schön“ war und so gut passt:

    Ihr schreit nach der Schuldenbremse,
    meint, die Rettung sei schon nah.
    Kluges Schnat­tern stopft die Gänse,
    die ich fett ganz oben sah.

    „Sparen soll die Staa­ten retten,
    sparen hilft aus tiefs­ter Not!“
    Wir soll’n uns beschei­den betten,
    Kost­ver­zicht erhält das Brot.

    Seht ihr die Vermögensmassen,
    die den Schuld­zins absorbier‘n?
    Nein, das wollt ihr nicht erfassen,
    denn ihr wollt nicht protestier’n!

    Jeder Cent und jeder Dollar,
    der verzinst Vermö­gen schafft,
    macht das Leben unheilvoller,
    denn er frisst die Wirtschaftskraft. 

    Wie ein schwar­zes Loch im Weltall,
    zieht Vermö­gen Gelder an.
    Zinses­zins, des Teufels Einfall,
    knech­tet alle Klei­nen dann.

    Können wir den Zehn­ten zahlen,
    quetscht uns die Gewalt nicht aus.
    Doch sie sendet Not und Qualen,
    wächst der Schul­den­berg zum Graus. 

    Schul­den spie­geln das Vermögen,
    das sich leis­tungs­los vermehrt.
    Schwei­ne stop­fen sich an Trögen,
    deren Fett­kost uns verzehrt. 

    http://www.politpoems.blogspot.de

  1. 3. August 2012

    […] Der Grund für diese Bewe­gung ist einfach – und ziem­lich albern: Steu­er­hin­ter­zie­hung. Ein Delikt, für das Entschei­der in Deutsch­land viel Verständ­nis haben, während sie das gleich­wer­ti­ge “Schwarz­fah­ren” in öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln mit Haft­stra­fen bele­gen. Es geht hier um gigan­ti­sche Summen, siehe “humane-Wirt­schaft”: […]

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