Brüder im Geiste – J. Ries und S. Padberg

Als die sozia­le Frage von Frei­wir­ten und Anthro­po­so­phen des frühen 20. Jahr­hun­derts ganz unab­hän­gig vonein­an­der mit jeweils der „Frei­wirt­schaft“ bzw. der „Drei­glie­de­rung des sozia­len Orga­nis­mus“ beant­wor­tet wurde, stell­te sich heraus, dass beide Bewe­gun­gen „Brüder im Geiste“ waren. Auch wenn es sehr unter­schied­li­che Brüder waren, gab es doch Gemein­sam­kei­ten vor allem bei den Themen Geld- und Bodenreform.
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Ein Arti­kel von Gerhar­dus Lang aus dem Jahre 2012 skiz­zier­te für die Leser der HUMANEN WIRTSCHAFT die Grund­la­gen von Stei­ners Drei­glie­de­rung. Rudolf Stei­ner sah die natür­li­che Struk­tur des sozia­len Orga­nis­mus in einer drei­glied­ri­gen Verwe­bung von Frei­heit, Gleich­heit und Brüder­lich­keit mit den drei gesell­schaft­li­chen Teil­be­rei­chen Geis­tes­le­ben, Rechts­le­ben und Wirt­schafts­le­ben. Dabei sollte sich das Geis­tes­le­ben, so Stei­ner, am Prin­zip der Frei­heit orien­tie­ren, das Rechts­le­ben an dem der Gleich­heit und das Wirt­schafts­le­ben an der Brüder­lich­keit. Ähnlich wie beispiels­wei­se Herz, Lunge und Leber im Gesamt­or­ga­nis­mus des Menschen zwar eng zusam­men­ar­bei­ten, aber getrenn­te Funk­tio­nen über­neh­men, so müssen auch diese drei Glie­der der Gesell­schaft ihre Aufga­ben selb­stän­dig wahr­neh­men, um im Gesamt­or­ga­nis­mus in orga­ni­scher, natür­li­cher Weise inter­agie­ren zu können. Silvio Gesell benutz­te ähnli­che Begrif­fe, wenn er forder­te, dass die Wirt­schaft „natür­lich“ geord­net sein sollte.
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Etwa 100 Jahre nach der Entste­hung dieser Impul­se sieht sich die Welt durch Stif­tun­gen, Initia­ti­ven, Netz­wer­ke, Insti­tu­te, Semi­na­re, Zeit­schrif­ten, Websei­ten und Grup­pie­run­gen unter­schied­lichs­ter Couleur berei­chert, die mit diesen Impul­sen arbei­ten und versu­chen sie umzu­set­zen. Am ersten Dezem­ber­wo­chen­en­de 2016 hiel­ten die in der „Initia­ti­ve Netz­werk Drei­glie­de­rung“ vernetz­ten Menschen und Grup­pen zum ersten Mal ihr jähr­li­ches Netz­werktref­fen in der tradi­ti­ons­rei­chen Silvio-Gesell-Tagungs­stät­te ab, um gemein­sam darüber nach­zu­den­ken, wie sie „Sozia­le Impul­se in der Gesell­schaft wirk­sam werden lassen“ können.- – - 

Zur einer einlei­ten­den Podi­ums­dis­kus­si­on am Frei­tag­abend waren Chris­ti­an Gelle­ri, Mitbe­grün­der der Regio­nal­wäh­rung Chiem­gau­er, Falk Zientz, lang­jäh­ri­ger Mitar­bei­ter in der GLS-Bank und Chef­re­dak­teur des „Bank­spie­gels“, dem Print­me­di­um der GLS-Bank sowie Clau­di­ne Nierth, Vorstands­spre­che­rin von Mehr Demo­kra­tie e. V. einge­la­den. Die das Gespräch leiten­de Frage­stel­lung war, was zum Gelin­gen sozia­ler Initia­ti­ven beitra­gen kann. Mit ihren lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen im Hinter­grund kam es zu einem lebhaf­ten Austausch mit den Anwe­sen­den. Am nächs­ten Morgen fand ein „Markt der Initia­ti­ven“ statt. Nach einer kurzen Vorstel­lungs­run­de wurden Tische im Raum aufge­stellt und die Teil­neh­mer, die Mate­ri­al mitge­bracht hatten, konn­ten dieses ausle­gen. So konnte man von Tisch zu Tisch „flanie­ren“ und sich im persön­li­chen Gespräch über die verschie­de­nen Arbeits­an­sät­ze infor­mie­ren. Zu dieser Idee kam man durch den Umstand, dass bei Tref­fen oft zu wenig Zeit ist mitein­an­der ins Gespräch zu kommen. Das sollte dies­mal anders sein, denn „Vernet­zung findet eben immer zwischen Menschen statt“, so der Wupper­ta­ler Stefan Padberg, einer der Mode­ra­to­ren des Treffens.
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Präsent waren u. a.:- – - 

Das Stutt­gar­ter Büro mit Chris­toph Strawe und der Zeit­schrift „Sozi­al­im­pul­se“. http://sozialimpulse.de – - – 

Die Berli­ner Gruppe um Micha­el Wilhel­mit mit einer pfif­fi­gen Postkartenaktion. – - – 

Karl-Dieter Bodack mit verschie­de­nen Texten und seinem Buch „Sich selbst verste­hen – andere entdecken“. – - – 

Ulrich Schöne stell­te seine Idee eines Drei­glie­de­rungs­baus vor, indem Stei­ners Idee in einem eigens entwor­fe­nen Bauwerk eine Heimat finden soll. – - – 

Ein großer Bücher­tisch des „Inter­na­tio­na­len Kultur­zen­trums Achberg“. http://www.kulturzentrum-achberg.de – - – 

Die Freun­de vom „Insti­tut für sozia­le Drei­glie­de­rung“ Berlin stell­ten ihre Arbeit vor. http://www.dreigliederung.de – - – 

Kurt Wilhel­mi vom „Omni­bus für direk­te Demo­kra­tie“ hatte Info­ma­te­ri­al ausge­legt. http://www.omnibus.org/ – - – 

Insge­samt war zu spüren, dass der Vernet­zungs­be­darf groß ist, nicht nur inner­halb der Drei­glie­de­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, sondern auch darüber hinaus. Am Ende des Tref­fens regte Stefan Padberg an, dass sich eine Drei­glie­de­rungs­grup­pe in Wupper­tal grün­den soll. Dies ist in der Zwischen­zeit gesche­hen. Es wäre schön, wenn es zu mehr Begeg­nung und Austausch zwischen den Frei­wir­ten und den Drei­glie­de­r­ern kommen würde. Vermut­lich würden beide davon profitieren. 

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