Drachen träumen auch am Lernort – Tanja Adam-Heusler und Holger Kreft

An dem herbst­lich schö­nen Wochen­en­de 25. bis 27. Septem­ber 2015 trafen sich – ausge­zeich­net verpflegt durch die Fami­lie Bange­mann – 28 aktive Mitglie­der unse­res Netz­wer­kes in der Silvio-Gesell-Tagungs­stät­te in Wupper­tal. Beglei­tet durch die erfah­re­nen Coaches Ilona Koglin und Oliver Sachs war geplant, den Lern­ort Wupper­tal mit einer unge­wöhn­li­chen Metho­de weiter voran­zu­brin­gen. Diese Metho­de heißt „Dragon Drea­ming“. Von dem Austra­li­er John Croft erar­bei­tet, bedient sie sich auch verschie­de­ner Elemen­te aus der Abori­gi­ne Kultur und zeich­net sich beson­ders dadurch aus, die Persön­lich­kei­ten aller Betei­lig­ten stark zu berücksichtigen.



Zunächst haben Holger Kreft und Andre­as Bange­mann ihren (Ursprungs-)Traum vom Lern­ort mit allen Anwe­sen­den geteilt, indem sie in medi­ta­ti­ver Stim­mung von diesem Traum erzähl­ten. Laut eines ersten Schrit­tes im Dragon Drea­ming ergänz­ten dann alle Teil­neh­mer zusam­men diesen ursprüng­li­chen Traum um ihre eige­nen Träume. Im Verlauf der weite­ren gemein­sa­men Entwick­lung iden­ti­fi­zier­ten wir daraus eine Reihe von Aufga­ben­pa­ke­ten für das Projekt „Aufbau des Lern­or­tes Wupper­tal“, um dem gemein­sam Geträum­ten Leben einzu­hau­chen. Beispiel­haft erstell­ten wir für folgen­de vier Pakete Aktionspläne:

Philo­so­phie und Ziele

Resi­li­en­te Arbeitsstruktur

Finan­zie­rung und recht­li­che Fragen

Attrak­ti­ves Angebotsprogramm


Außer­dem erkann­ten wir noch weite­re Aufgabenpakete:

Metho­den zur Stär­kung des Einzel­nen und der Gruppe

Außen­dar­stel­lung erstellen

Raum­kon­zept aufstellen

Vision, Ziele und Projek­te mit Blick auf die regio­na­le Wirt­schaft entwickeln

Vernet­zung mit Akteu­ren außer­halb des Lernortes




Warum haben wir die Metho­de des Dragon Drea­ming gewählt?

Dragon Drea­ming schlägt für die Projekt­ent­wick­lung eine deut­li­che Unter­tei­lung in vier Phasen vor:

Träumen

Planen

Umsetzen

Würdi­gen und Feiern




Diese vier Phasen zeich­nen sich durch vier unter­schied­li­che „Denk-und-Fühl“-Haltungen aus, durch vier unter­schied­li­che Arten sich auszu­drü­cken und vier unter­schied­li­che Ausprä­gun­gen der mensch­li­chen Persön­lich­keit. Dabei wird jeder dieser vier Phasen etwa gleich­viel Wert beigemessen.
Die meis­ten an der Projekt­ent­wick­lung betei­lig­ten Menschen haben ihren Schwer­punkt und ihre Wohl­fühl­zo­ne in ein oder zwei Phasen. Um dies bild­lich darzu­stel­len schlug Tanja Adam-Heus­ler eine kleine Struk­tur­auf­stel­lung vor und leite­te diese an. Span­nend für den Einzel­nen und die Gruppe war es, seine Poten­zia­le in Gänze zu erken­nen und die eige­nen Wirk­räu­me zu finden. Schön bei der Metho­de Dragon Drea­ming ist, dass sich sehr deut­lich zeigt, welche Berei­che beson­ders stark und welche bei der Projekt­ent­wick­lung wenig besetzt sind. So kann gezielt auf das Gleich­ge­wicht bei der Beset­zung mit Projekt­ent­wick­lern geach­tet werden.



Bist du zum Beispiel ein Macher, dann bekommst du viel­leicht den größ­ten Frust, wenn du die ganze Zeit nur mit einem Träu­mer zusam­men­ar­bei­ten musst. Und wenn du ein Planer bist, findest du Feie­rer schnell chao­tisch und unor­ga­ni­siert, während die Feie­rer wieder­um dich einfach nur lang­wei­lig finden könn­ten. Um aber ein Projekt Wirk­lich­keit werden zu lassen, brau­chen wir alle vier Typen in unse­rem „Dream-Team“, welches das Projekt bear­bei­ten soll – und zwar im besten Fall zu glei­chen Teilen.



Uns verdeut­lich­te das Dragon Drea­ming daher stär­ker als viele andere Metho­den, dass Jeder gebraucht wird, weil Jeder seine Stär­ken hat und das Gesam­te durch seine Beiträ­ge bereichert.



Sind nun alle vier Typen an unse­rem Prozess betei­ligt, können wir auch eine Menge Konflik­te bekom­men. Und wir werden diese Konflik­te gar nicht vermei­den oder lösen können! Wir werden irgend­wie damit umge­hen müssen. Und gerade das wollen wir auch, sind sie doch Teil unse­res krea­ti­ven Prozes­ses und bieten uns unge­ahn­te Entwick­lungs­chan­cen. Dem Einzel­nen und der Gruppe und somit dem gesam­ten Prozess. Wir vertrau­en darauf, dass wir – wie dies in vielen ande­ren Projekt­ent­wick­lun­gen mit Dragon Drea­ming bereits gelang – eben diese Konflik­te zu Ressour­cen trans­for­mie­ren können. Um mit der Umwand­lung zu begin­nen, erstell­ten wir für jedes oben genann­te Aufga­ben­pa­ket einen „Spiel­plan“ oder Karab­irrdt. Karab­irrdt ist im Noon­gar Dialekt der austra­li­schen Abori­gi­nes ein Begriff für Spin­nen­netz. Karab­irrdts verdeut­li­chen uns wunder­bar, dass es bei unse­rer Projekt­ent­wick­lung gerade auch darum geht, viel Spaß und Freude zu haben. Denn eine der Dragon Drea­ming-Weis­hei­ten lautet: „Wenn es keinen Spaß und keine Freude macht, dann ist es nicht nachhaltig.“



Nun ist es für uns an der Zeit, diese Spiel­plä­ne umzu­set­zen, wobei wir sie immer wieder an neue Entwick­lun­gen anpas­sen werden. Wenn uns die Karab­irrdts zeigen, dass das „Spiel“ zu Ende ist, ist auch unser Projekt des Lern­ort-Aufbaus abge­schlos­sen und unser Traum ist Wirk­lich­keit gewor­den. Selbst­ver­ständ­lich werden wir den Lern­ort Wupper­tal auch darüber hinaus stetig weiterentwickeln.



Und was ist nun der Drache?
Im Grunde genom­men sind es viele Drachen – so viele wie es Heraus­for­de­run­gen für uns gibt. Die Drachen reprä­sen­tie­ren Berei­che außer­halb unse­rer Komfort­zo­ne, etwa wo wir uns mit einem ande­ren Menschen ausein­an­der setzen dürfen, der eine ganz andere Art des Heran­ge­hens hat als wir. Sobald wir uns in das Unbe­kann­te bege­ben, brau­chen wir nicht nach den Drachen zu suchen. Sie finden uns von ganz allein. Wenn wir aber lernen, mit unse­ren Ängs­ten zu tanzen, welche im jewei­li­gen Augen­blick unse­ren Drachen in uns wecken, dann wecken wir die noch schla­fen­den Ener­gien in uns. Erfah­run­gen zeigen, dass dort, wo unsere Ängste lauern, sich auch unsere Drachen verste­cken. Und genau diese Drachen stel­len die wahren Quelle unse­rer Kraft dar. Wir können die Drachen nicht töten, aber wir können uns ihnen stel­len, ohne vor ihnen zurück­zu­wei­chen. Und so machen wir uns ihre Kraft für unsere Ziele nutzbar.



Fazit:

Die meis­ten Teil­neh­mer schät­zen die noch neue Metho­de sehr. Die Ergeb­nis­se brach­ten mehr Klar­heit in Bezug auf die anste­hen­den Aufga­ben für alle. Klein­grup­pen nutz­ten schon Teile des Dragon Drea­ming, wie zum Beispiel die Traum­pha­se, für ihre aktu­ell anste­hen­de Gruppenarbeit. 

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