Wie Geld Armut schafft
Menschliche Gesellschaften haben schon immer Handel mit Gütern und Dienstleistungen betrieben, aber dieser war den Wirtschaftssystemen von Natur und Mensch untergeordnet. Die Erhebung des Marktes und des Geldes als vom Menschen gemachtes Kapital zum höchsten Ordnungsprinzip einer Gesellschaft hat die Prozesse untergraben, die das Leben in Natur und Gesellschaft aufrecht erhalten. Je reicher wir werden, desto mehr verarmen wir ökologisch und kulturell. Das in Geldeinheiten ausgedrückte Wachstum unseres Wohlstands hat ein Wachstum der Armut in materieller, kultureller, ökologischer und spiritueller Hinsicht zur Folge.
Diese Sätze stammen aus der Rede von Dr. Vandana Shiva, gehalten auf dem Kongress „Jenseits des Wachstums“ an der TU Berlin, 20. bis 22.5.2011.
Eine lesenswerte, flammende Rede, die unmissverständlich deutlich macht, dass wir eine völlig neue Form des Wirtschaftens brauchen, um gesellschaftlich und ökologisch nicht gegen die Wand zu fahren.
Die Analyse von Vandana Shiva geht in die Tiefe menschlichen Empfindens und offenbart dennoch eine Form von Kapitulation vor dem Wirtschaftssystem als Ganzes. Die erdrückende Macht des Kapitals führt bei Vandana Shiva zu der zwar verständlichen, aber am Ende nicht hinreichenden Lösung einer vom Geld befreiten Wirtschaft.
Dabei wird leider einmal mehr nicht unterschieden zwischen Geld und Kapital. Und auch nicht zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus. Dabei wäre diese Unterscheidung ein Schritt in die Richtung, die in der Folge alle Optionen zu neuen Formen der Wirtschaft und zum Umgang mit Geld eröffnen würden.
Die erdrückende Macht des Kapitals ist Folge der strukturellen Beschaffenheit unseres Geldsystem, das durch die Möglichkeit, Geld mit Geld zu verdienen, zu Konzentrationsprozessen führt, die enden, wie jedes Monopoly-Spiel auch endet: Einer hat alles, der Rest ist verarmt.
Bevor wir das „Kind“ Wirtschaft mit dem Bade „Geld“ ausschütten, sollten wir den Versuch starten, das Geldsystem von seinen Fehlern zu befreien. Davor brauchen wir nicht kapitulieren, denn der Systemfehler ist erkennbar und behebbar.
Wenn Kapital erst einmal nicht mehr aus sich selbst heraus wächst, haben wir das Tor zu völlig neuen Formen des Wirtschaftens eröffnet, die dann vielfältigst mit Leben gefüllt werden können.
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