Währungsvielfalt in Japan – eine Forschungsreise ans Ende der Welt – Christian Gelleri und Leander Bindewald

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Währungs­viel­falt in Japan – eine Forschungs­rei­se ans Ende der Welt — Bericht von der 5. RAMICS Forschungs­kon­fe­renz zur Währungs­viel­falt, Japan
— Chris­ti­an Gelle­ri und Lean­der Bindewald
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Es gibt nicht nur über 10.000 Komple­men­tär­wäh­run­gen auf der Welt, sondern auch eine immer größer werden­de Forschungs-Commu­ni­ty, die welt­weit zu dem Thema forscht und alle zwei Jahre eine inter­na­tio­na­le Konfe­renz veran­stal­ten. Dieses Mal waren japa­ni­sche Forsche­rin­nen und Forscher Gast­ge­ber der Konfe­renz, die vom 11. bis 15. Septem­ber 2019 statt­fand. Zuvor fand die Konfe­renz der „Rese­arch Asso­cia­ti­on for Mone­ta­ry Inno­va­ti­on and Commu­ni­ty and Comple­men­ta­ry Curren­cy Systems“ (kurz RAMICS) in Brasi­li­en, Spani­en, Frank­reich und den Nieder­lan­den statt. Einen Vorläu­fer gab es bereits 2004 mit der ersten inter­na­tio­na­len Konfe­renz an der Katho­li­schen Akade­mie in Bad Honnef. Die akade­mi­sche Konfe­renz zeich­net sich dadurch aus, dass expli­zit auch Komple­men­tär­wäh­rungs­in­itia­ti­ven und Prak­ti­zie­ren­de einge­la­den werden, um den enge­ren Austausch zwischen Theo­rie und Praxis im Sinne eines gemein­sa­men gesell­schaft­lich trans­for­ma­ti­ven Wirkens zu fördern.
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Bereits bei der Ankunft wurde klar, dass die Kultur in Japan in beein­dru­cken­der Weise auf Gast­freund­schaft und Profes­sio­na­li­tät ausge­rich­tet ist. Nichts wurde dem Zufall über­las­sen. Meter­ho­he Fahnen waren an den Eingän­gen des Bahn­hofs Taka­ya­ma drapiert und auch in der Stadt gab es tausen­de Plaka­te, die auf die Konfe­renz hinwie­sen. Die Aushän­ge waren meist an Geschäf­ten ange­bracht, die selbst Akzep­tanz­stel­le für eine Regio­nal­wäh­rung sind. Auffäl­lig waren auch Hinwei­se an kommu­na­len, touris­ti­schen und sozia­len Einrich­tun­gen. Man merkt der Stadt ihre Erfah­rung mit Festi­vals und Veran­stal­tun­gen an. So finden regel­mä­ßig tradi­tio­nel­le Umzüge statt, die in ganz Japan für ihre Origi­na­li­tät sehr bekannt sind. Bei einem nähe­ren Blick offen­ba­ren sich in Japan viel­fäl­ti­ge Netz­werk­struk­tu­ren, die auf eine starke kollek­ti­ve Kultur hindeu­ten. Im schlech­ten Fall kann dies mit einer indi­vi­du­el­len Gleich­för­mig­keit in einge­fah­re­nen männ­lich gepräg­ten Hier­ar­chien einher­ge­hen, unter denen viele Japa­ne­rin­nen und Japa­ner leiden. In Taka­ya­ma lassen sich die posi­ti­ven Seiten der kollek­ti­ven Vernet­zun­gen an einer Viel­zahl von sozia­len, kultu­rel­len, finan­zi­el­len und eduka­ti­ven Insti­tu­tio­nen beob­ach­ten. Im Falle der in Taka­ya­ma behei­ma­te­ten Komple­men­tär­wäh­run­gen wird eben­falls ein gemein­schaft­li­cher Willen sicht­bar, der für die vorhan­de­nen Betrie­be und Insti­tu­tio­nen eine zusätz­li­che Möglich­keit der Vernet­zung auf mone­tä­rer Ebene ermöglicht.
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Bereits mit der Regis­trie­rung bei der Konfe­renz beka­men die Teil­neh­men­den die Währung „Enepo“ über­reicht und wurden auf diese Weise in die lokale Währungs­welt mit einbezogen.- – - 

Der Enepo kursiert ausschließ­lich als Gutschein im Wert von 500 Yen. Er ist aus loka­lem Zedern­holz geschnit­ten und wird von einer loka­len Forst-Initia­ti­ve heraus­ge­ge­ben, die sich darum bemüht, den loka­len Wald zu erhal­ten. Im Wald­pro­jekt tref­fen sich die Frei­wil­li­gen zwei­mal pro Woche, um aufzu­fors­ten, zu dich­ten Wald auszu­dün­nen und Über­schüs­se zu vermark­ten. Die Frei­wil­li­gen­ar­beit hilft dabei, den Wald in einer natür­li­chen Form zu erhal­ten, da es sich rein betriebs­wirt­schaft­lich nur lohnen würde, wenn der Wald „maschi­nell geern­tet“ würde und selbst dafür ist die Region im globa­len Wett­be­werb zu teuer. Die Initia­ti­ve ist Teil einer regio­na­len Frei­wil­li­gen­or­ga­ni­sa­ti­on, die Rentner*innen moti­viert, sich in die Gemein­we­sen­ar­beit einzu­brin­gen. – - –
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