Mit Links in die politische Bedeutungslosigkeit – Roland Rottenfußer
So wichtig Kapitalismuskritik ist – das Gebaren mancher Genossen ist einfach link.
- – - In Zeiten des Sozial- und Bürgerrechtsabbaus, des Auseinanderdriftens von Arm und Reich, der neuen Kriegstreiberei und einer grassierenden Ideologie der „Welt als Ware“ sollten sich Linke leichttun, hierzulande Wahlen zu gewinnen. Was linken Erfolgen im Wege steht, sind jedoch immer wieder – die Linken selbst. Jedenfalls einige von ihnen: freudlos, verkopft und verbissen vergraulen sie selbst Menschen, die mit ihnen inhaltlich viele Schnittmengen aufweisen. In jüngerer Zeit betätigen sich Linke zunehmend, wo man sie sonst nicht vermuten würde: etwa, wenn es um rot-rote Sozialkürzungen in Berlin geht. Oder wenn sich Kultursenator Klaus Lederer im Fall Jebsen am Abbau der Meinungsfreiheit in Deutschland beteiligt. Solche Linke können nicht gewinnen, weil sie nichts Gewinnendes an sich haben.
- – - An dieser Stelle sollen nur zwei (von vielen) Themen im Vordergrund stehen: Durch krude Spiritualitätsfeindlichkeit grenzen Linke aus, was vielen wichtig ist. Ebenfalls schädlich ist die Manie, Menschen mit oft nur geringen ideologischen Abweichungen als „rechts“ abzukanzeln. Gemeinsamkeit wird so unmöglich, und die Linke verschleißt ihre Kräfte in unfruchtbaren Grabenkämpfen – die Gegner freut’s.
- – - Das Wort „rechts“ ist der Linken liebstes Kind. Obwohl es ohne Zweifel wirkliche (und auch gefährliche) Rechte gibt, schwächt der inflationäre Gebrauch von „Nazi-Vorwürfen“ eine sachliche Auseinandersetzung. Es ist klar, dass sich Sozialisten in einem politisch ganz anders gepolten Umfeld generell im Modus des Dauerkonflikts befinden. Oft werden aber – nach dem Motto „ehrliche Feinde sind mir lieber als Verräter“ – Meinungsgegner im eigenen Lager noch härter angegangen als Rechte und Neoliberale. Das Ringen um den rechten linken Weg ist notwendig und normal, nicht aber unfaires Gebolze. Man muss die Frage stellen: Wenn die Zerstrittenheit und Zersplitterung des linken Lagers die Folge bestimmter Diffamierungskampagnen ist, ist das vielleicht mehr als ein Kollateralschaden, mehr als Zufall? Spekulationen darf man anstellen.
- – - Ich selbst wurde vor allem als spiritueller Mensch Opfer von – im doppelten Wortsinn – linken Angriffen. Eine bestimmte Klientel verkrallt sich ganz besonders in ihnen verhasste Menschen und Weltanschauungen. So stänkerte eine intelligent wirkende, antikapitalistisch gesinnte Person namens „Charlie“ auf dem von mir betriebenen Internetportal „Hinter den Schlagzeilen“ von Anfang an gegen die Verknüpfung von Politik und Spiritualität: „Ich halte Religionen ganz generell für kontraproduktiv und gefährlich – deshalb kann ich dazu ebenso wenig schweigen wie zu anderen Themen wie Armut, Ausbeutung, Krieg oder Faschismus.“
- – - Der Artikel, um den es ging, hieß „Engagierte Spiritualität“ und hatte ein Bild des sozial sehr regen buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh als Aufmacher. Charakteristisch ist die schnelle Verbindung, die zwischen Religion und Faschismus gezogen wird, obwohl ich auf die Gefahren rechter Esoterik explizit hingewiesen und mich von dieser distanziert hatte. „Ich sehe aber die Gefahr, dass das Thema Spiritualität – wie schon zur Zeit des Expressionismus und danach, zum Ende der Weimarer Republik – eine Menge notwendiger Kräfte und Menschen binden und sie so von der eigentlich so dringend notwendigen Gegenwehr abhalten kann“, so Charlie.*
- – - Dahinter scheint die Idee zu stehen, dass jeder Mensch nur begrenzte Zeit auf Erden habe. Meditiert oder betet er also, verschwendet er Zeit, die er besser auf einer Demo verbracht hätte. Tatsächlich gibt es aber unendlich viele Formen von “Zeitverschwendung” (Sportschau und Talkshows z. B.); um die Meditierenden mache ich mir da noch am wenigsten Sorgen.
- – - Gelegentlich wurde mir mit gönnerhaftem Gestus Spiritualität auch als rein private Verrichtung zugestanden. Nur: ich dürfe keinesfalls damit in der Öffentlichkeit vernünftige Leute belästigen.
- – - „Solange diese Gesellen sich mit dem Beten oder meinetwegen auch mit dem Masturbieren oder mit Bauklötzen beschäftigen, soll mir das völlig recht sein – das tun sie hoffentlich daheim im stillen Kämmerlein und können zumindest in dieser Zeit keine größeren Schäden anderswo anrichten“, meint Charlie.
- – - Das Gebet also als etwas, was man eher verschämt im Geheimen tun soll – wie Onanie vor einem Bild von Heidi Klum. Ein weiterer gern erhobener Vorwurf war, ich würde die politische Szene spalten. Allein die Tatsache, dass ich über spirituelle Themen „predigte“, wurde als Ausgrenzung der Atheisten und Agnostiker verstanden. Dabei hätte es genügt, um die missliebigen spirituellen Artikel herum zu lesen und sie als Ausdruck einer abweichenden Meinung innerhalb der systemkritischen Medienszene zu akzeptieren.
- – - Woher kommt es, dass bestimmte Linke in diesem Punkt absolut unversöhnlich sind? Ich muss hier ein bisschen weiter ausholen und die Geschichte der linken Spiritualitätsfeindlichkeit streifen. Ihre Grundlage ist die Interpretation der neueren Sozialgeschichte als Verschwörung von Kapital und kirchlicher Vertröstungstheologie. Diesbezüglich wirkte bei vielen Genossen noch Lenins radikales Verdikt nach: “Jede Idee von jedem Gott ist die gefährlichste Abscheulichkeit”.
- – - Ebenso natürlich die marxistische Religionskritik vom „Opium des Volkes“. Und natürlich ist an der Kritik was dran. In empörender Weise haben sich Kirchenvertreter über Jahrhunderte mit den jeweiligen Machthabern verbrüdert, haben Widerstandsimpulse unter wolkigen Worten erstickt, haben zu Demut und Obrigkeitstreue aufgefordert, die Waffen gesegnet und die Aufsässigen verflucht, dabei selbst als „Kirchenfürsten“ einem obszönen Wohlleben gefrönt. Religionen als Mietmäuler von Kapital und Obrigkeit – dieser schlechte Ruf ist wohlverdient. Und konsequenterweise gewann Irreligiosität, gewann radikale Diesseitigkeit damit den Nimbus eines ideologischen Gegengifts. „Lasst euch nicht verführen“, beginnt ein Gedicht Brechts. Es endet: „Ihr sterbt mit allen Tieren. Und es kommt nichts nachher.“
- – - Freilich verbietet sich Verallgemeinerung auch hier. Ebenso wie es „solche und solche“ spirituelle Menschen gibt, existierten immer mindestens zwei Richtungen der „Linken“. Die einen sind vitale Naturen wie der wackere Pablo Neruda, der das Leben liebte und wunderbare Oden über das Meer, den Wein und die Tomate dichtete. Die anderen halten sich eher an Mao Tse Tung, der, wie seine Biografin Jung Chang berichtet, das Anpflanzen von Blumen als „feudalistisch“ verbot. Linke von diesem Zuschnitt sind durch den Kampf gegen einen zugegebenermaßen gnadenlosen und harten Klassenfeind selbst sehr hart geworden. Ein Robespierre-Typus hat sich herausgebildet, ein asketisch-unlebendiger Typus des Revolutionärs, unbarmherzig gegen sich und andere. Vitale Impuse, Milde und Lebensfreude kämpft dieser Typ konsequent in sich nieder. Boris Pasternak hat den kommunistischen Funktionär, wie er sich während der Revolutionsjahre herausgebildet hat, in „Doktor Schiwago“ treffend beschrieben: „Von der Revolution zu Göttern erhoben, denen sie alle ihre Gaben und Opfer zu Füßen legte, saßen sie da, schweigsame, strenge Götzenbilder, denen der politische Hochmut alles Lebendige, Menschliche genommen hatte.“
- – - Lenin selbst vertrat diesen Typ wohl in seiner reinsten Form. Wie Maxim Gorki in seinen Erinnerungen beschreibt, hörte Lenin gelegentlich gern klassische Musik und lobte bei einem gemeinsamen Konzertbesuch Beethovens Sonate „Appassionata“: „Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik.“ Dann aber, so Gorki, habe Lenin die Augen zusammengekniffen und hinzugefügt: „Aber allzu oft kann ich diese Musik doch nicht hören. Sie wirkt auf die Nerven, man möchte liebe Dummheiten reden und Menschen den Kopf streicheln, die in schmutzigen Höllen leben und trotzdem solche Schönheiten schaffen können. Aber heutzutage darf man niemandem den Kopf streicheln – die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muss man auf die Köpfe, unbarmherzig schlagen.“
- – - Interessant ist an diesem Beispiel, dass eine Empfänglichkeit für das Schöne bei Lenin durchaus vorhanden war. Er musste die Blume aufkeimender Seelenweichheit gleichsam in einem Kraftakt zertreten und sich selbst zu „notwendiger“ Unbarmherzigkeit antreiben. Die „Appassionata“ war durch ihren Klang wie schon durch ihren Namen Symbol für alles „Bourgeoise“, alle konterrevolutionäre Innerlichkeit und Seelenaufwühlung, gegen die sich der Klassenkämpfer verwahren musste.
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- – - In Zeiten des Sozial- und Bürgerrechtsabbaus, des Auseinanderdriftens von Arm und Reich, der neuen Kriegstreiberei und einer grassierenden Ideologie der „Welt als Ware“ sollten sich Linke leichttun, hierzulande Wahlen zu gewinnen. Was linken Erfolgen im Wege steht, sind jedoch immer wieder – die Linken selbst. Jedenfalls einige von ihnen: freudlos, verkopft und verbissen vergraulen sie selbst Menschen, die mit ihnen inhaltlich viele Schnittmengen aufweisen. In jüngerer Zeit betätigen sich Linke zunehmend, wo man sie sonst nicht vermuten würde: etwa, wenn es um rot-rote Sozialkürzungen in Berlin geht. Oder wenn sich Kultursenator Klaus Lederer im Fall Jebsen am Abbau der Meinungsfreiheit in Deutschland beteiligt. Solche Linke können nicht gewinnen, weil sie nichts Gewinnendes an sich haben.
- – - An dieser Stelle sollen nur zwei (von vielen) Themen im Vordergrund stehen: Durch krude Spiritualitätsfeindlichkeit grenzen Linke aus, was vielen wichtig ist. Ebenfalls schädlich ist die Manie, Menschen mit oft nur geringen ideologischen Abweichungen als „rechts“ abzukanzeln. Gemeinsamkeit wird so unmöglich, und die Linke verschleißt ihre Kräfte in unfruchtbaren Grabenkämpfen – die Gegner freut’s.
- – - Das Wort „rechts“ ist der Linken liebstes Kind. Obwohl es ohne Zweifel wirkliche (und auch gefährliche) Rechte gibt, schwächt der inflationäre Gebrauch von „Nazi-Vorwürfen“ eine sachliche Auseinandersetzung. Es ist klar, dass sich Sozialisten in einem politisch ganz anders gepolten Umfeld generell im Modus des Dauerkonflikts befinden. Oft werden aber – nach dem Motto „ehrliche Feinde sind mir lieber als Verräter“ – Meinungsgegner im eigenen Lager noch härter angegangen als Rechte und Neoliberale. Das Ringen um den rechten linken Weg ist notwendig und normal, nicht aber unfaires Gebolze. Man muss die Frage stellen: Wenn die Zerstrittenheit und Zersplitterung des linken Lagers die Folge bestimmter Diffamierungskampagnen ist, ist das vielleicht mehr als ein Kollateralschaden, mehr als Zufall? Spekulationen darf man anstellen.
- – - Ich selbst wurde vor allem als spiritueller Mensch Opfer von – im doppelten Wortsinn – linken Angriffen. Eine bestimmte Klientel verkrallt sich ganz besonders in ihnen verhasste Menschen und Weltanschauungen. So stänkerte eine intelligent wirkende, antikapitalistisch gesinnte Person namens „Charlie“ auf dem von mir betriebenen Internetportal „Hinter den Schlagzeilen“ von Anfang an gegen die Verknüpfung von Politik und Spiritualität: „Ich halte Religionen ganz generell für kontraproduktiv und gefährlich – deshalb kann ich dazu ebenso wenig schweigen wie zu anderen Themen wie Armut, Ausbeutung, Krieg oder Faschismus.“
- – - Der Artikel, um den es ging, hieß „Engagierte Spiritualität“ und hatte ein Bild des sozial sehr regen buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh als Aufmacher. Charakteristisch ist die schnelle Verbindung, die zwischen Religion und Faschismus gezogen wird, obwohl ich auf die Gefahren rechter Esoterik explizit hingewiesen und mich von dieser distanziert hatte. „Ich sehe aber die Gefahr, dass das Thema Spiritualität – wie schon zur Zeit des Expressionismus und danach, zum Ende der Weimarer Republik – eine Menge notwendiger Kräfte und Menschen binden und sie so von der eigentlich so dringend notwendigen Gegenwehr abhalten kann“, so Charlie.*
- – - Dahinter scheint die Idee zu stehen, dass jeder Mensch nur begrenzte Zeit auf Erden habe. Meditiert oder betet er also, verschwendet er Zeit, die er besser auf einer Demo verbracht hätte. Tatsächlich gibt es aber unendlich viele Formen von “Zeitverschwendung” (Sportschau und Talkshows z. B.); um die Meditierenden mache ich mir da noch am wenigsten Sorgen.
- – - Gelegentlich wurde mir mit gönnerhaftem Gestus Spiritualität auch als rein private Verrichtung zugestanden. Nur: ich dürfe keinesfalls damit in der Öffentlichkeit vernünftige Leute belästigen.
- – - „Solange diese Gesellen sich mit dem Beten oder meinetwegen auch mit dem Masturbieren oder mit Bauklötzen beschäftigen, soll mir das völlig recht sein – das tun sie hoffentlich daheim im stillen Kämmerlein und können zumindest in dieser Zeit keine größeren Schäden anderswo anrichten“, meint Charlie.
- – - Das Gebet also als etwas, was man eher verschämt im Geheimen tun soll – wie Onanie vor einem Bild von Heidi Klum. Ein weiterer gern erhobener Vorwurf war, ich würde die politische Szene spalten. Allein die Tatsache, dass ich über spirituelle Themen „predigte“, wurde als Ausgrenzung der Atheisten und Agnostiker verstanden. Dabei hätte es genügt, um die missliebigen spirituellen Artikel herum zu lesen und sie als Ausdruck einer abweichenden Meinung innerhalb der systemkritischen Medienszene zu akzeptieren.
- – - Woher kommt es, dass bestimmte Linke in diesem Punkt absolut unversöhnlich sind? Ich muss hier ein bisschen weiter ausholen und die Geschichte der linken Spiritualitätsfeindlichkeit streifen. Ihre Grundlage ist die Interpretation der neueren Sozialgeschichte als Verschwörung von Kapital und kirchlicher Vertröstungstheologie. Diesbezüglich wirkte bei vielen Genossen noch Lenins radikales Verdikt nach: “Jede Idee von jedem Gott ist die gefährlichste Abscheulichkeit”.
- – - Ebenso natürlich die marxistische Religionskritik vom „Opium des Volkes“. Und natürlich ist an der Kritik was dran. In empörender Weise haben sich Kirchenvertreter über Jahrhunderte mit den jeweiligen Machthabern verbrüdert, haben Widerstandsimpulse unter wolkigen Worten erstickt, haben zu Demut und Obrigkeitstreue aufgefordert, die Waffen gesegnet und die Aufsässigen verflucht, dabei selbst als „Kirchenfürsten“ einem obszönen Wohlleben gefrönt. Religionen als Mietmäuler von Kapital und Obrigkeit – dieser schlechte Ruf ist wohlverdient. Und konsequenterweise gewann Irreligiosität, gewann radikale Diesseitigkeit damit den Nimbus eines ideologischen Gegengifts. „Lasst euch nicht verführen“, beginnt ein Gedicht Brechts. Es endet: „Ihr sterbt mit allen Tieren. Und es kommt nichts nachher.“
- – - Freilich verbietet sich Verallgemeinerung auch hier. Ebenso wie es „solche und solche“ spirituelle Menschen gibt, existierten immer mindestens zwei Richtungen der „Linken“. Die einen sind vitale Naturen wie der wackere Pablo Neruda, der das Leben liebte und wunderbare Oden über das Meer, den Wein und die Tomate dichtete. Die anderen halten sich eher an Mao Tse Tung, der, wie seine Biografin Jung Chang berichtet, das Anpflanzen von Blumen als „feudalistisch“ verbot. Linke von diesem Zuschnitt sind durch den Kampf gegen einen zugegebenermaßen gnadenlosen und harten Klassenfeind selbst sehr hart geworden. Ein Robespierre-Typus hat sich herausgebildet, ein asketisch-unlebendiger Typus des Revolutionärs, unbarmherzig gegen sich und andere. Vitale Impuse, Milde und Lebensfreude kämpft dieser Typ konsequent in sich nieder. Boris Pasternak hat den kommunistischen Funktionär, wie er sich während der Revolutionsjahre herausgebildet hat, in „Doktor Schiwago“ treffend beschrieben: „Von der Revolution zu Göttern erhoben, denen sie alle ihre Gaben und Opfer zu Füßen legte, saßen sie da, schweigsame, strenge Götzenbilder, denen der politische Hochmut alles Lebendige, Menschliche genommen hatte.“
- – - Lenin selbst vertrat diesen Typ wohl in seiner reinsten Form. Wie Maxim Gorki in seinen Erinnerungen beschreibt, hörte Lenin gelegentlich gern klassische Musik und lobte bei einem gemeinsamen Konzertbesuch Beethovens Sonate „Appassionata“: „Eine wunderbare, nicht mehr menschliche Musik.“ Dann aber, so Gorki, habe Lenin die Augen zusammengekniffen und hinzugefügt: „Aber allzu oft kann ich diese Musik doch nicht hören. Sie wirkt auf die Nerven, man möchte liebe Dummheiten reden und Menschen den Kopf streicheln, die in schmutzigen Höllen leben und trotzdem solche Schönheiten schaffen können. Aber heutzutage darf man niemandem den Kopf streicheln – die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muss man auf die Köpfe, unbarmherzig schlagen.“
- – - Interessant ist an diesem Beispiel, dass eine Empfänglichkeit für das Schöne bei Lenin durchaus vorhanden war. Er musste die Blume aufkeimender Seelenweichheit gleichsam in einem Kraftakt zertreten und sich selbst zu „notwendiger“ Unbarmherzigkeit antreiben. Die „Appassionata“ war durch ihren Klang wie schon durch ihren Namen Symbol für alles „Bourgeoise“, alle konterrevolutionäre Innerlichkeit und Seelenaufwühlung, gegen die sich der Klassenkämpfer verwahren musste.
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