J. Spoden „Gesell Dich dazu“ – Neues Buch aus St. Vith – Redaktion
Geleitwort von Werner Onken zur Bucherscheinung
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Über den aus St. Vith in der Eifel stammenden Kaufmann und Sozialreformer Silvio Gesell (1862–1930) ist schon viel geschrieben worden – dennoch ist das vorliegende Buch von Joseph Spoden ein Novum. Joseph Spoden war bis zu seiner Pensionierung Primarlehrer und bietet seit mehr als 5 Jahren historische Stadtführungen durch St. Vith an. Dabei informiert er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch über Silvio Gesell als den „berühmtesten Sohn St. Viths“. Die vielen Fragen nach dessen Leben und Werk einschließlich seiner Wirkungsgeschichte haben Joseph Spoden zu einer intensiven Beschäftigung mit Silvio Gesell angeregt. Dabei entstand schließlich die Idee zu diesem Buch. Es sollte den zahlreichen wissenschaftlichen Studien über Silvio Gesell keine weitere theoretische Abhandlung hinzufügen, sondern seine Persönlichkeit porträtieren und für die unterschiedlichsten Menschen allgemeinverständliche Zugänge zu seiner sozialreformerischen Gedankenwelt schaffen.
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Das ist Joseph Spoden gelungen. Mit großer Wertschätzung, aber nicht unkritisch stellt er Silvio Gesells Leben und Werk vor und lässt dabei auch dessen über 90-jährige, seit langem in Argentinien lebende Tochter Sonja Tomys zu Wort kommen. Er vermittelt Eindrücke von dem von Gesells Sohn Carlos 400 km südlich von Buenos Aires gegründeten Badeort Villa Gesell und geht auf die künstlerischen Neigungen seiner jüngeren Geschwister Hermann und Laura ein. So entsteht gleichsam eine Panoramaaufnahme, auf der Silvio Gesells Werk eingerahmt wird von Informationen über seine Kindheit und Jugend in St. Vith und über seine Familienangehörigen sowie über die zeitgeschichtlichen Hintergründe seines weiteren Werdegangs als praktischer Kaufmann in Argentinien, als Bauer in der Schweiz und als weltoffener visionärer Theoretiker in Deutschland, der mit seinen Gedanken über Reformen von Geldordnung, Bodenrecht und Unternehmensverfassung der Menschheit zu sozialer Gerechtigkeit und Frieden verhelfen wollte.
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Joseph Spodens Zusammenstellung von erläuternden Texten, Originalzitaten, Fotos und Dokumenten ist eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Einführung in Silvio Gesells Gedankenwelt.
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Und wer sich nach der Lektüre eingehender mit Gesells Reformvorschlägen beschäftigen möchte, findet am Ende dieses Buches hilfreiche Hinweise auf weiterführende Literatur und Internetseiten.
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Werner Onken
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Joseph Spoden zu seinem Werk
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Silvio Gesells geistiges Vermächtnis – seine Vorstellungen einer sozialen Ordnung, die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben sind – ist 90 Jahre nach seinem Tod (fast) allen Eifelern unbekannt. Dabei könnte die Freiwirtschaftslehre des streitbaren Gesell zwar nicht das 21. Jh. prägen, wohl aber Impulse zu Lösungen aus den gegenwärtigen Krisen liefern – wenn wir seine Lehre denn kennen würden. Es folgen 2 Auszüge aus seinem Vermächtnis:
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„Wir wollen alle Proletarier, ohne auch nur einen einzigen zu vergessen, aus der kapitalistischen Krake befreien…“
„Reichtum und Armut sind gleichmäßig verkehrte Zustände, sie gehören nicht in einen geordneten Staat, sie sind mit dem Bürger- und Völkerfrieden unvereinbar.“
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Ziel meines Buches ist, Gesells Vermächtnis in St. Vith und der Eifel lesbar und spürbar zu machen. Deshalb ist es ganz bewusst auch keine rein wissenschaftliche Studie nur für einen erlesenen Kreis von Wirtschaftswissenschaftlern. Ich wollte, wie Werner Onken im Geleitwort zum Buch schreibt „für die unterschiedlichsten Menschen allgemeinverständliche Zugänge zu seiner sozialreformerischen Gedankenwelt schaffen“, d. h. ein für Laien lesbares und verständliches Buch.
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Die Veröffentlichung noch vor Weihnachten 2021 – also rechtzeitig zu seinem 160. Geburtstag – sehe ich auch als eine Hommage an St. Viths größten Sohn, von dem kein geringerer als der große Ökonom des 20. Jh. – John Maynard Keynes – sagte: „Die Zukunft wird mehr vom Geiste Silvio Gesells lernen, als von jenem von Marx.“
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Ich möchte die Leserinnen und Leser anregen, ähnlich wie Silvio Gesell auf Krisen zu reagieren: hinsehen, analysieren, einmischen. Der Titel des Buches „Silvio Gesell und… …gesell dich dazu!“ enthält schon im Untertitel „gesell dich dazu!“ eine Einladung festzustellen, dass in Krisenzeiten sich nichts ändern, sondern alles so weitergehen wird, wenn wir es denn zulassen.
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