„Genießendes Kapital – gefräßiger Wucher“

Fund­stück aus dem Jahre 1931

“ Schon vor vier­zig Jahren erscholl ein Warnungs­ruf des Hirten „aller Völker“, des heili­gen Vaters Leo XIII., in seiner Enzy­kli­ka vom 15. Mai 1891 „Rerum novarum“, der verkün­de­te, dass eine rich­ti­ge Lösung der schwe­ben­den sozia­len Arbei­ter­fra­ge drin­gend sei, wenn eine vernach­läs­sig­te Evolu­ti­on dersel­ben nicht eine Welt­re­vo­lu­ti­on zur Folge haben soll.
Eine gefähr­li­che, äußere Erschei­nung dieser Entwick­lung ist die Schei­dung der mensch­li­chen Gesell­schaft in zwei Lager, eine verhält­nis­mä­ßig kleine Zahl von sehr reichen und eine Millio­nen­mas­se von sehr armen, genannt Prole­ta­ri­er. Jene leben im zur Schau getra­ge­nen Luxus, vertrau­end auf die Macht ihres Reich­tums, diese stöh­nen in hoff­nungs­lo­ser Armut, rasselnd in rach­süch­ti­gem Hasse mit den Fesseln ihrer Skla­ve­rei, Armut und Hunger, wie schon der Psal­mist (Ps.20) sagt: „Si super­bit dives, ince­dit­ur pauper – wenn der Reiche stolz wird, entbrennt vor Zorn der Arme.“
Die gesell­schaft­li­chen Grund­la­gen waren schon damals erschüt­tert und die neue Gene­ra­ti­on in Lügen und in Vorur­tei­len gegen die Wahr­heit, beson­ders die offen­bar­te, erzo­gen.
Die mate­ria­lis­ti­schen Grund­sät­ze erzeug­ten in ihrer Anwen­dung auf das Staats­recht Anar­chie oder Partei­despo­tie oder abwech­selnd das eine oder das andere: ange­wen­det auf das Völker­recht: die Poli­tik des reinen Egois­mus, des Treue­bruchs und des Verrats, auf dem sozia­len Gebiete: 

Krieg aller gegen alle, die Herr­schaft des genie­ßen­den Kapi­tals, die Skla­ve­rei und die Verzweif­lung der Armut.

Unter den wirt­schaft­li­chen Grün­den des sozia­len Welt­übels nennt die Enzy­kli­ka an erster Stelle den Wucher, den sie bezeich­nend „usura vorax“ , den „gefrä­ßi­gen Wucher“, nennt, da er unge­bän­digt das ganze wirt­schaft­li­che Leben auffrißt.
Wucher – in seiner eigent­li­chen Bedeu­tung – ist Gewinn (lucrum) aus dem Darle­hen einer unfrucht­ba­ren Sache (Geld). In diesem Sinn des „arbeits­lo­sen Einkom­mens“ war er im Mittel­al­ter von der Kirche verbo­ten. Aber auch schon im Alten und Neuen Testa­ment (Bücher Moses, Luk. 6, 34) und sehr streng von den heili­gen Vätern Chry­sosto­mus, Lactan­ti­us, Ambo­si­us, Augus­ti­nus, Gregor von Nyssa und ande­ren.
In Anbe­tracht dessen, dass die Prole­ta­ri­sie­rung der Arbei­ter fort­schrei­tet, sowie des selbst von der Enzy­kli­ka vertre­te­nen Grund­sat­zes, dass „aller Reich­tum der Völker aus deren Arbeit fließt“, erklä­ren viele Sozio­lo­gen, dass der Zins in seinem Wesen „arbeits­lo­ses Einkom­men“ ist und als solches die Arbeit ande­rer sich aneig­net und deren Armut verschul­det, weil die Arbei­ter für die unge­heu­re Schul­den­last der Zins­zah­lung aufkom­men müssen und erst dann den verrin­ger­ten Anteil an dem Ertrag ihrer Arbeit als Lohn empfan­gen. Die Hundert­tau­sen­de und Millio­nen-Antei­le der hohen Banken und der Aktio­nä­re seien „nicht Eigen­tum, sondern – Dieb­stahl“, daher müsse das gegen­wär­ti­ge Geld­wirt­schafts­sys­tem mit den Zins­neh­mern abge­schafft werden. 

Prager Erzbi­schof Fran­ti­sek Kordac (1852–1934)
Einfüh­rung zur Schrift „Vorwärts – zur festen Kauf­kraft des Geldes und zur zins­be­frei­ten Wirt­schaft!“ von Fritz Schwarz
Inhalt:
Der Kampf für die feste Kauf­kraft des Geldes (Von der Econo­mic Guild USA preis­ge­krönt)
Die Brak­tea­ten, das Frei­geld des Mittel­al­ters
Frei­geld­ver­su­che in Schwa­nen­kir­chen, Wörgl und in der Schweiz
Prof. Dr. August Forel über frei­wirt­schaft­li­che Schriften

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