Gemeingüter – Commons – Allmende
Drei Worte, eine starke Idee.
Nicht erst seit Elinor Ostrom 2009 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekommen hat, sind die Commons auf dem Vormarsch in das Blickfeld vieler politisch und sozial Engagierter. Der „Boom“ dürfte mit der Entwicklung von Linux, Wikipedia usw. seinen neuerlichen Anfang genommen haben, wenngleich man festhalten sollte, dass der Gedanke der Allmende schon sehr alt ist. Der neoliberale Siegeszug in den Wirtschaftswissenschaften hat die so wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse vorübergehend auf das Abstellgleis gefahren. Mit dem immer offensichtlicher werdenden Scheitern des Neoliberalismus, der auch geprägt war von dem hemmungslosen Zerschlagen und Veräußern von vormals im kommunalen Eigentum befindlichen Grundstücken, Wohnungen, Versorgungs- und Verkehrsbetrieben, wächst nunmehr auch das Bewusstsein für die Gestaltungsmacht im eigenen Lebensumfeld. Auf der Basis „kranker“ Kommunen – oder noch tiefer gehend – armer und perspektivloser Menschen lässt sich kein gesunder Gesellschaftskörper aufbauen. Das System muss von seinen kleinsten Teilen her gesunden. Das heißt aber auch, dass man zunächst Erkenntnisse darüber gewinnen muss, wie es zu den verheerenden gesellschaftlichen Ergebnissen kommen konnte. Lange Zeit für richtig gehaltene Annahmen müssen hinterfragt werden. Wenn die Zukunft besser und vor allem nachhaltig
besser werden soll, ist das eine zwingende Voraussetzung.
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Das unter Creative Commons-Lizenz stehende Gewinner-Bild 2007 des jährlichen Wikimedia-Commons-Bilder-Wettbewerbs
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Wer sich für Gemeingüter einsetzt, redet nicht Verstaatlichungen das Wort. Gemeingüter müssen in den Regionen, den Kommunen und bei den Menschen vor Ort verankert werden, die sich aus einem Verantwortungsgefühl für ihr direktes Lebensumfeld einsetzen. Das können Gemeinschaften und Lebensformen vielfältigster Art sein.
Wichtig in der Diskussion zu den Gemeingütern ist auch deren offene Struktur. Während Software, Wasser, Saatgut, Genmaterial, Wasser, Wissen, Atmosphäre usw. bereits einen hohen Stellenwert in der Diskussion über Gemeingüter erlangt haben, sind andere Gemeingüter noch viel zu sehr „unterbelichtet“. Dazu zählt vor allem die Bodenfrage.
Aber auch die Frage des Geldes. Wenn wir erst einmal erkennen, dass das Geldsystem und sein Fundament des Vertrauens auf eine Währung in einem Land, einer Region oder gar auf einem ganzen Kontinent, in erster Linie und maßgeblich von der Gemeinschaft der dort lebenden Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „geprägt“ wird, dann können wir auch erkennen, dass die größte Herausforderung bei der Gestaltung von Gemeingütern, die Frage des Geldes ist. Haben wir das Tauschmittel Geld erst einmal als Gemeingut erkannt und die Bereitschaft es zu gestalten in uns geweckt, dann haben wir den richtigen Weg zu einem nachhaltigen nicht mehr durch leidvolle Krisen und Zusammenbrüche erschütterten Wirtschaftssystem eingeschlagen.
Es wird spannend sein, den Diskurs und die Gestaltungsprozesse zu den Gemeingütern aktiv zu begleiten.
Empfehlenswerte Webseiten der jüngeren Zeit sind diesbezüglich das Commons-Blog, für das Silke Helfrich verantwortlich zeichnet und das „Gemeingüter-Nachrichten-Portal“.
Wertvolle, jahrzehntelange Vorarbeit im Hinblick auf die Bodenfrage hat das Seminar für freiheitliche Ordnung in Bad Boll geleistet.
Für alle, die sich einen höchst aufschlussreichen Überblick über die Commons verschaffen wollen, sei das Buch „Wem gehört die Welt?“ ans Herz gelegt.
Was wäre wenn…?
… die Gemeingüter wieder der Gemeinschaft gehören würden?
Ein interessanter Vorschlag: Emissionsrechte für Klimagase (CO2, etc.) haben alle Menschen auf der Welt in gleicher Höhe. Eine gemeinnützige Treuhand versteigert diese und gibt die Erlöse an alle Menschen auf der Welt in gleicher Höhe aus. Wer mehr emittiert als der Durchschnitt, zahlt drauf, wer weniger emittiert, bekommt mehr Geld. Über Geldtransfers an diejenigen, die derzeit unter den Folgen des Klimawandels leiden, bräuchte man dann nicht mehr nachdenken. Und es wären keine Almosen, sondern Geld, dass ihnen zusteht, weil das Gemeingut Klima und Aufnahmefähigkeit von Treibhausgasen ein globales Gemeingut ist, das sich derzeit noch die Unternehmen der reichen Länder einverleiben und in Profite umwandeln.