Flüchtlinge: Heimat verloren – Zuflucht versperrt?
Ein aktuelles Tagungsangebot des Seminar für Freiheitliche Ordnung Bad Boll, am 28. und 29. Mai 2016
Die Tagung ist die zweite aus der „Trilogie“ „Die Welt aus den Fugen“
Die Flüchtlingsströme unserer Zeit sind keine freiwilligen Wanderungsbewegungen. Sie werden angetrieben von Gefahren und Not in den Herkunftsländern und der Hoffnung auf ein gesichertes Leben in den Ländern der Zuflucht. Die Zufluchtsländer haben die Flüchtlinge – anders als die Gastarbeiter früherer Zeiten – nicht gerufen. Die Ansässigen fürchten jetzt, den Flüchtlingen von ihrem Wohlstand etwas abgeben und womöglich mit ihnen um Wohnungen, Arbeitsplätze und Sozialleistungen des Staates konkurrieren zu müssen. Diese Sorge bremst die Aufnahmebereitschaft. Auch die Nähe des Fremden macht Einigen Angst. Es drohen politische Erdrutsche!
Der demokratische Rechtsstaat steht unter der Leitidee gleicher Freiheit seiner Bürger. Den Menschen, die nicht seine Bürger sind, gewährt er allenfalls Asyl, behält sich im Übrigen aber vor, ihre Einwanderung nach seinen eigenen Interessen zu genehmigen oder zu versagen.
Genehmigt er die Einwanderung, so wird aus dem Fremden, um den der Staat sich bis dahin nicht gekümmert hat, ein (Mit-)Bürger, der die gleiche Freiheit wie alle anderen im demokratischen Rechtsstaat genießt. Die Krisen, die wir zurzeit erleben, insbesondere die Flüchtlingskrise, die Klimakrise und die Kriege überall in der Welt lehren uns aber jetzt, dass uns die Menschen jenseits unserer Staatsgrenzen nicht gleichgültig sein dürfen.
Damit stellen sich ganz neue Fragen: insbesondere Fragen nach der Bedeutung und Rolle des Staates in einer immer mehr zusammenwachsenden Menschheit – Fragen, auf die Antworten erst noch gefunden werden müssen. Dabei ist zu bedenken, dass wir nicht nur Staatsbürger, sondern auch Erdenbürger sind. Über den Staat mit seinen Grenzen hinausgehend wird damit die Menschheit als größte Einheit menschlicher Gemeinschaften sichtbar. Im Unterschied zu allen bisherigen Gemeinschaften ist sie, weil sie alle umfasst, ohne Grenzen: sie schließt keinen aus. Eine Reform der Bodenordnung, die die Erde als Erbteil der ganzen Menschheit ansieht und jedem Menschen ein gleiches, originäres Heimatrecht auf ihr zuspricht, trägt dem vom Ansatz her Rechnung.
Es ist weiter zu bedenken, dass wir in der Wirtschaft Teilnehmer an einer weltweiten Arbeitsteilung geworden sind, in der tendenziell jeder Auftraggeber und Auftragnehmer aller anderen ist und davon nicht ausgeschlossen werden darf. Die Überwindung der Arbeitslosigkeit gehört auch ohne die Flüchtlinge zu den wichtigsten politischen Aufgaben. Eine Geldreform macht dieses Ziel erreichbar.
Und schließlich: Kulturelle Freiheit! Auch die brauchen wir im eigenen Land und weltweit. Wir brauchen sie und die aus ihr hervorgehende Vielfalt und schaffen damit zugleich den Boden für Toleranz und Anerkennung des Fremden – eine entscheidende Voraussetzung für die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen.
Alles Wesentliche, was wir benötigen, um bei uns die Flüchtlingskrise zu meistern, brauchen wir also sowieso – für uns selbst, für die Herkunftsländer und weltweit.
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