Experten entdecken umlaufgesichertes Geld
In der internationalen Presse häufen sich die konstruktiven Beiträge zu einer Lösung für die derzeitigen Turbulenzen.
Robert Skidelsky empfiehlt Silvio Gesell und „Gestempeltes Geld“
Der britische Wirtschaftshistoriker und bedeutende Keynes-Biograph hat in einem Beitrag für das Magazin „New Statesman“ dafür plädiert hinsichtlich der Lösungen im Falle Griechenlands über den Vorschlag von Silvio Gesell nachzudenken.
Wie viele Experten konstatiert Skidelsky ebenfalls, dass Griechenland außerstande sein wird, seine Schulden zu bedienen. Die Forderung des siegreichen Bündnisses „Syriza“ mit ihrem Chef Alexis Tsipras nach einem Schuldenerlass befürwortet er. Gleichzeitig erinnert er Deutschland daran, dass es nach dem 2. Weltkrieg ebenfalls von großzügigen Begünstigungen profitierte.
Die geldpolitischen Anreize der EZB hält er für nicht geeignet, die Schuldenkrise der schwachen Länder zu überwinden. Gutscheine mit Zeitablauf nach dem Vorbild der Gesellschen Lösung, ausgegeben an Haushalte in den Ländern, deren Wirtschaft noch immer hinter den Zahlen von 2008 herhinken, hält er für eine gute Alternative zur aktuellen EZB-Politik.
Gebühr auf Bargeld
Miles Kimball arbeitet an der Universität Michigan in Ann Arbor und gilt als „Vordenker für Negativzinsen“. In einem Interview für das Schweizer Magazin „Finanz und Wirtschaft“ plädiert für negative Zinsen in Verbindung mit einer „Strafgebühr“ für Bargeld. Er hält nichts von den Anleihekauf-Programmen mit denen die Notenbanken die Märkte mit Geld überschwemmen. Weitaus effektiver seien negative Zinsen, insbesondere, wenn der Weg zur Haltung von Bargeld als „sicherer Hafen“ verbaut wird. Mit einer Gebühr sieht er das gewährleistet.
Zitat:
Weshalb sollte die SNB das Halten von Papiergeld behindern? Wenn die Leute sicher sind, dass die SNB nichts unternimmt gegen den Profit durch das Lagern von Bargeld, dann ist die Fähigkeit der Nationalbank, Negativzinsen zu setzen, stark beeinträchtigt. Die SNB hat den Rubikon schon überschritten: Sie muss zusätzliche Dinge tun, um das massive Lagern von Papiergeld zu verhindern.
Und weiter:
Wenn wir einen Zins von –4% im Jahr 2009 in den USA gehabt hätten, wäre es bis Ende des Jahres zu einer robusten Wirtschaftserholung gekommen. Ein Zins von –3% hätte wahrscheinlich auch gereicht. Leuten, die das bezweifeln, antworte ich, dass die Notenbank so tief gehen kann, wie sie will. An einem Punkt wird die Wirtschaft mit grosser Geschwindigkeit Fahrt aufnehmen. Das bringt die Zinsen dann wieder nach oben. Die Grenze, wie tief die Geldpolitik die Zinsen herabsetzen kann, ist nur, dass dies ab einem bestimmten Punkt eine wirtschaftliche Erholung auslöst.
Der Blog von Miles Kimball im Internet
Kann Wörgl Griechenland retten?
Das hält der britische Journalist und Kolumnist des „Guardian“, George Monbiot für möglich. Wie viele internationale Medienvertreter prangert auch er die derzeitige deutsche Politik im Zusammenhang mit Griechenland an.
In der festgefahrenen Situation ermahnt Monbiot, nach alternativen Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Eine sieht er in dem Beispiel, das als „Wunder von Wörgl“ bekannt ist und bei dem eine kleine österreichische Gemeinde sich auf ein lokales Währungsexperiment eingelassen hat, das einen weltweit beachteten Erfolg bewirkte.
Die darin praktizierte Lösung eines umlaufgesicherten Währungssystems auf Gutscheinbasis sieht der Autor als mögliche Blaupause für ein Vorgehen auf lokaler Ebene in Griechenland an.
Ordnungspolitischer Dreischritt aktueller, denn je
Mit einem Positionspapier machte bereits 2012 das Bad Boller „Seminar für Freiheitliche Ordnung“ auf einen für Griechenland gangbaren Lösungsweg aufmerksam.
Durch eine geordnete Insolvenz, die geldpolitische Innovation einer Parallelwährung und Strukturreformen würde laut Einschätzung der Baden-Württembergischen Denkfabrik sowohl Griechenland der Euro-Austritt, als auch den Europäern ein Superstaat erspart bleiben.
Eckhard Behrens, neben Fritz Andres und Jobst von Heynitz einer der Unterzeichner des Positionspapiers, veröffentlichte in der HUMANEN WIRTSCHAFT, Ausgabe 6–2011 in diesem Zusammenhang den lesenswerten Aufsatz: „Griechenland braucht Regiogeld“
http://www.arte.tv/guide/de/051622–000/macht-ohne-kontrolle-die-troika
Film von heute abend, 24.02.2015 über Wirken und Walten der Troika. Spannend, die Wirkung der psychologischen Ketten, Fehlwahrnehmungen und Reflektionsunfähigkeit. Beamte ohne Spürsinn und Gefühl. Es sei denn, die vollstänige Okkupation Griechenlands wäre das Ziel.
Zeit für den Flug übers Kuckucksnest.
Grüße
Wolfgang