Gedanken zur „Besteuerung“ – Jeder Selbstständige beschäftigt für
teures Geld einen „Steuerberater“.
Was berät denn der? Doch nur, wie
man zu viel Steuern vermeidet. „Steuervermeidung“
ist der Sinn seines Daseins,
sonst nichts. Jeder macht das
so und befindet sich damit im gesetzlichen
Rahmen. Im Übrigen ist das
Steuerrecht noch im Stadium wie zu
Zeiten von Christi Geburt, dessen Eltern
zum Zwecke der Steuerschätzung
nach Bethlehem reisen mussten, um
der Obrigkeit, der wir „untertan sind
und die Gewalt über uns hat“, den
geschuldeten Obolus zu entrichten.
(Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die
Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit
ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist,
die ist von Gott verordnet, Römer 13,1)
Heute ist die Obrigkeit von den
Parteien ausgewählt immer noch
eine Obrigkeit, die Gewalt über
uns hat und die beschließt, was wir ihr
schulden. Diese als Finanzbehörde fungierende
Einrichtung ist ein Staat im
Staate, die in dieser Form schon Jahrhunderte
besteht. Sie hat schon zu Zeiten
der deutschen Kleinstaaten existiert,
hat sich mit dem ersten deutschen
Reich gefestigt, hat den ersten und den
zweiten Weltkrieg ohne Abstriche überstanden,
hat dem Kaiserreich das Heer
und die Flotte finanziert, hat die Weimarer
Republik mit Inflation und Deflation
überstanden. Dann hat sie ungebrochen
dem Diktator Hitler seine Großmachtspläne
finanziert und durfte danach die
Staatspleite „abwickeln“.
Nehmen und Geben
Wir, das Volk, von dem alle Staatsgewalt
ausgehen sollte, müssen nämlich
langsam anfangen, tatsächlich selber
zu beschließen, was wir für die Zwecke
des Staates ausgeben wollen. Aber das
wird uns verweigert, weil wir so etwas
angeblich nicht beurteilen könnten.
Gerade auf dem Gebiet des Steuerrechts
wissen die Mächtigen genau,
wie sie vorgehen müssen, denn die
Kuh, die man melkt, soll vom Gemolken-
Werden möglichst nichts merken,
es soll diskret zugehen (Grundsatz der
Unmerklichkeit der Besteuerung). Es
ist dieses das Prinzip der Spitzbuben,
dass die Leute, die bestohlen werden,
es nicht immer gleich merken, damit
nämlich der Dieb möglichst unerkannt
bleibt. Man hat es dem Gott der Diebe
– Merkur – abgelauscht: man soll
möglichst überhaupt nichts merken.
Das haben auch die Kaufleute und –
last, but not least – die Ärzte (deren
Gott auch Merkur ist!) an sich, unmerklich
das wegzuschaffen, was zu viel ist,
dorthin, wo es fehlt, wobei sich die drei
Berufe im real existierenden Leben gelegentlich
schlecht voneinander unterscheiden
lassen, weil sie manchmal im
Einzelnen als Gemengelage auftreten.
Inwieweit nun Politiker – insbesondere
Steuerpolitiker – einer der drei genannten
Kategorien angehören, ist so
leicht nicht auszumachen. Sie müssen
auch einerseits wegnehmen, damit sie
woanders hinzufügen können. Sie können
dabei ärztlich handeln, wenn sie
beabsichtigen, den kranken Zustand
in einen gesunden zu verwandeln und
wenn die ergriffenen Maßnahmen auch
zu diesem hehren Ziel führen. Vorgeben
tun es die Politiker meist lauthals, dass
genau dieses und nichts anderes ihre
Absicht sei. Rechnet man es dann allerdings
vor – oder auch nach –, so landet
zum Schluss das Weggenommene häufig
dort, wo sowieso schon zu viel ist,
und wird genau denen letztlich weggenommen,
denen es gut getan hätte.
Dabei sind die Wege der zu verteilenden
Beute oft so verschlungen, dass
die Spuren in die Irre führen, was auch
der Gott Merkur bald nach seiner Geburt
meisterlich beherrschte, indem er
die seinem Bruder Apollo gestohlenen
Rinder rückwärts in sein Versteck führte,
damit es so aussähe, als wären sie in
entgegen gesetzter Richtung gelaufen
Ja, die Frage ist berechtigt: lässt sich
das Ruder „herumwerfen“, oder auch:
lässt sich das oder die Steuer herumwerfen?
Wenn die See stürmisch ist,
ist das nicht so einfach, und manch
ein Schiff ist gekentert, weil das Steuer
zu schnell oder auch zu spät herumgeworfen
wurde. Deshalb ist es sicher
gut, wenn nicht zu schnell herumgeworfen
wird, wobei dann vor allem der
neue Kurs stimmen muss: es wird zwar
dauernd der Kurs gewechselt, aber wo
es letztlich hingehen soll, welches Ziel
erreicht werden muss, darüber macht
sich kaum einer Gedanken. Hauptsache
das Schiff fährt mal wieder in einer
anderen Richtung, egal wohin die Passagiere
eigentlich wollen.
Im Mittelpunkt aller steuerrechtlichen
Überlegungen steht heute der Mensch
nur im Hinblick auf den Widerstand,
den er der „legalen“ Enteignung entgegenbringen
wird, aber nicht, wozu das
Ganze eigentlich dienen soll. Die zentrale
Frage: „Was ist der Mensch?“ wird
ausgeklammert. Die einzige Antwort
darauf lautet heute: Der Mensch ist ein
(böser) Egoist, und deshalb muss man
ihn zum Wohltun führen, z. B. durch
Erheben von Steuern für das Gemeinwohl,
da dieses nicht egoistisch, sondern
altruistisch (gut) sei. So wird der
Mensch auch gegen seinen Willen anscheinend
von einem bösen zu einem
(jedenfalls teilweise) guten Menschen
gemacht, was vom Gesichtswinkel der
Ewigkeit her ihm wiederum nützt (jedenfalls
im höheren Sinn). Wozu sich
also noch Gedanken machen!
Aktuelle Kommentare