Kategorie: Ausgabe 02 - 2012

Leserbriefe 02/2012 0

Leserbriefe 02/2012

Ihre Meinung ist uns wich­tig. Senden Sie uns Ihre Fragen, Anre­gun­gen oder persön­li­che Meinun­gen. Bitte fassen Sie sich kurz, um so wahr­schein­li­cher wird die Veröf­fent­li­chung. Die Redak­ti­on behält sich vor, Leser­brie­fe ohne Rück­spra­che zu kürzen.

Andreas Bangemann 0

Politische Maßnahmen für Griechenland werden zur Farce – Andreas Bangemann

Als Grie­chen­land seine Staats­schul­den noch maßgeb­lich bei priva­ten Gläu­bi­gern und deren Einrich­tun­gen hatte, began­nen die Zahlungsprobleme.
Die EU, die EZB und der IWF (die Troika) nahmen das Heft in die Hand und sorg­ten auf Kosten der Steu­er­zah­ler für „Über­gangs­lö­sun­gen“, die man gemäß deut­schem Recht auch als Insol­venz­ver­schlep­pung bezeich­nen könnte. Durch die immensen staat­li­chen Mittel konn­ten sich im Lauf der letz­ten zwei Jahre all jene aus den grie­chi­schen Staats­pa­pie­ren verab­schie­den, die in deren Besitz eigene Verlus­te sahen. Geblie­ben sind die abge­brüh­tes­ten Speku­lan­ten und ein paar mehr oder weni­ger zwangs­wei­se Verpflich­te­te, wie zum Beispiel Banken, die wieder­um auch die jewei­li­gen Staa­ten als Retter im Rücken haben.

www.georg-schramm.de 0

Georg Schramm occupies Deutsche Bank – Wolfgang Berger

Der däni­sche Schrift­stel­ler Søren Kier­ke­gaard (1813 – 1855) berich­tet, wie hinter den Kulis­sen des Thea­ters ein Feuer ausbricht. Der Clown tritt
scho­ckiert auf die Bühne und fordert alle auf, den Saal rasch zu verlas­sen. Das Publi­kum genießt die origi­nel­le Einla­ge und klatscht lauten Beifall.
Der Clown wird bleich vor Schreck, gesti­ku­liert heftig und warnt vor der drohen­den Gefahr. Alle sind begeis­tert und johlen vor Freude – bis das
Feuer auf den Zuschau­er­raum über­springt. Da ist es zu spät.

476638_original_R_by_Michael Kopatz_pixelio.de_1 0

Gläubiger-Schuldner-Beziehungen – Josef Hüwe

Wir erle­ben span­nen­de Zeiten, u. a. was die Folgen der lang­fris­tig haupt­säch­lich auf dem Zinses­zins­ef­fekt beruhenden
Geld­ver­mö­gen- und Schul­den-Akku­mu­la­ti­on betrifft. „Perma­nent einzu­ge­hen­de Bezie­hun­gen zwischen Schuld­nern und Gläu­bi­gern bilden letzt­lich das Funda­ment des Kapi­ta­lis­mus.“ (J. M. Keynes). Die Kette der Gläu­bi­ger-Schuld­ner-Bezie­hun­gen darf nicht reißen! Welt­weit ist sie zum Teil schon recht dünn. Die USA zum Beispiel können nur hoffen, dass ihnen China als Geld­ge­ber erhal­ten bleibt. An eine Tilgung der Schul­den ist nicht zu denken. Die „Schuld­ner-Sicher­heit“ besteht darin, dass die USA auch künf­tig reich­lich chine­si­sche Produk­te importieren.

0

Die „Schuldenbremse“ – Ein Patentrezept? – Helmut Creutz

Mit der Verab­schie­dung eines Rettungs-Versuchs über eine Schul­den­brem­se beweist die Poli­tik nur ihre Unwis­sen­heit über die Vorgän­ge im Geld­be­reich! – Schon jeder Auto­fah­rer weiß, dass man zur Abbrem­sung eines Fahr­zeugs zuerst einmal den Fuß vom Gaspe­dal nehmen muss. Bezieht man das auf jene Schul­den­brem­se, die man in Deutsch­land bereits verbind­lich verab­schie­det hat und den ande­ren Euro-Ländern noch verpas­sen möchte, dann gilt genau das Glei­che: Auch hier muss man zuerst einmal „das Gas wegnehmen“…
das heißt, jene Vorgän­ge redu­zie­ren, die in unseren
heuti­gen Volks­wirt­schaf­ten den Staa­ten nicht nur die
Aufnah­me immer höhe­rer Schul­den ermög­li­chen, sondern
diese gera­de­zu erzwingen:

(c) Pat Christ
Foto: © Pat Christ
0

Eine praktische Revolte – Pat Christ

Mit einem für Human­wirt­schaft­le­rIn­nen frag­los span­nen­den Thema beschäf­tig­te sich in den vergan­ge­nen Jahren der Münch­ner Sozio­lo­ge Dr. Chris­ti­an Thiel: „Das ‚besse­re‘ Geld“ lautet seine ethno­gra­phi­sche Studie über Regio­nal­wäh­run­gen, die Ende 2011 erschien. Darin befasst er sich mit der Sozio­lo­gie und der Psycho­lo­gie des Geldes, den Wurzeln der Regio­geld­be­we­gung sowie verschie­de­nen Regio­geld-Konzep­tio­nen. Reich­lich Raum nimmt eine Fall­stu­die zur Alter­na­tiv­wäh­rung „Chiem­gau­er“ ein.

flickr_panlalto_6771955523_818b487e81_o 0

„Grüner Kapitalismus ist keine Lösung“ – Gerhard Dilger

Bereits zum sechs­ten Mal hat im Januar 2012 in Porto Alegre das Welt­so­zi­al­fo­rum getagt. Nach Ansicht der Gipfel­teil­neh­mer soll­ten die lebens­wich­ti­gen Ressour­cen Luft, Land, Ener­gie und Wasser verge­mein­schaf­tet werden. Mit der Fokus­sie­rung auf Gemein­gü­ter wollen sie den alten Gegen­satz zwischen Markt und Staat überwinden.

Wikipedia (comp. Martin Bangemann) 0

Gresham und die Drachme – Dirk Löhr

Die Einfüh­rung einer umlauf­ge­si­cher­ten Drach­me als Paral­lel­wäh­rung war Anlass für eine Tagung des Semi­nars für Frei­heit­li­che Ordnung am 19./20.11.2011. Mit diesem Vorschlag, der u. a. von Eckhard Behrens vertre­ten wird, soll Grie­chen­land aus der Klemme gehol­fen werden. Der Vorschlag
ist inter­es­sant, origi­nell und verdient eine einge­hen­de Diskus­si­on. In der bishe­ri­gen Diskus­si­on fehlt mir bislang noch die Behand­lung eines Aspek­tes, den ich für entschei­dend für den Erfolg des Vorschlags halte: nämlich die Rolle des Gresham’schen Geset­zes (ein ökono­mi­sches Gesetz, das nach Sir Thomas Gres­ham, benannt ist, der von 1519–1579 lebte).

mb_358528_original_R_K_B_by_Rainer Sturm_pixelio.de 0

Schulden = Guthaben – Erhard Glötzl

Bereits 1775 erklär­te die Fran­zö­si­sche Akade­mie der Wissen­schaf­ten, keine Arbei­ten zum Thema Perpe­tu­um Mobile mehr anzu­neh­men oder zu prüfen, da ein Perpe­tu­um Mobile unmög­lich ist. Auf heute über­tra­gen entspricht dies der Aussa­ge, dass sich kein Physi­ker mit Ideen beschäf­tigt, die dem 1. Haupt­satz der Ther­mo­dy­na­mik wider­spre­chen, der besagt, dass in einem geschlos­se­nen System die Gesamt­ener­gie stets erhal­ten bleibt. Weil mitt­ler­wei­le dieser Satz schon im Schul­un­ter­richt seinen festen Platz hat, befasst sich heute niemand mehr mit solchen physi­ka­lisch unmög­li­chen Dingen.

556795_original_R_K_B_by_Finjet_pixelio.de 0

Erben – die Mühe, geboren zu werden – Roland Rottenfußer

Der Zins ist schäd­lich, gewiss, aber er bliebe ein begrenz­tes Übel, wäre da nicht ein ande­rer Faktor, der ihn verewigt und poten­ziert: das Erbe. Erbschaf­ten zemen­tie­ren Fami­li­en­pri­vi­le­gi­en und unter­höh­len die Chan­cen­gleich­heit. Der Sohn von Micha­el Ballack wird nicht nächs­ter Kapi­tän der Fußball-Natio­nal­mann­schaft. In Unter­neh­men sind derlei Absur­di­tä­ten aber durch­aus üblich. Schwe­rer wiegt, dass sich die Akku­mu­la­ti­on von Vermö­gen und poli­ti­schem Einfluss über Gene­ra­tio­nen fort­set­zen kann. Wer für das Leis­tungs­prin­zip und gegen demo­kra­tisch nicht legi­ti­mier­te Macht­kon­zen­tra­ti­on ist, kann nicht gleich­zei­tig für unein­ge­schränk­tes Erben sein. Es müssen Wege gefun­den werden, Erbschaf­ten auf ein sozi­al­ver­träg­li­ches Maß zu begrenzen.

(c) Martin Bangemann 0

Die Transformation des Geldes – Werner Onken

„Das herkömm­li­che Geld kann mit einer schad­haf­ten Leiter vergli­chen werden: je höher wir stei­gen, umso tiefer stür­zen wir, wenn sie bricht. Und sie wird brechen. Unser Geld bedingt den Kapi­ta­lis­mus, den Zins, die Massen­ar­mut, die Revol­te und schließ­lich den Bürger­krieg, der erfah­rungs­ge­mäß mit unheim­li­cher Schnel­lig­keit zur Barba­rei zurück­führt. … Wer es aber vorzieht, seinen eige­nen Kopf etwas anzu­stren­gen statt fremde Köpfe einzuschlagen,
der studie­re das Geld­we­sen, der trach­te danach, die ‚unbe­grenz­ten Möglich­kei­ten‘, die in der Arbeits­tei­lung liegen, dadurch der Mensch­heit und der Frie­dens­idee dienst­bar zu machen, dass er für diese Arbeits­tei­lung ein zweck­ent­spre­chen­des Geld­we­sen schafft.“
[Silvio Gesell, Geld oder Krieg (1912), zitiert nach: Silvio Gesell, Reich­tum und Armut gehö­ren nicht in einen geord­ne­ten Staat – Werk­aus­wahl zum 150. Geburts­tag, Kiel 2012, 2. erw. Auflage]

veer_4313885_Lightworks 0

Editorial: Dschungelcamp im Schilderwald – Andreas Bangemann

Das Fern­seh­for­mat, das sich keiner anschaut, von dem aber viele reden, ist dieses Mal der Einstieg, der mich einmal mehr zu jenem Thema führt, das im
Grunde wie kein ande­res unsere Zukunft bedeu­tet: die Wirt­schafts- und Finanz­kri­se, die längst zur System­kri­se des Kapi­ta­lis­mus gewor­den ist. Sie wird uns nicht mehr loslas­sen. Das wäre ja auch noch schö­ner, für die Zeit­schrift, die den Weg zu einer huma­nen Wirt­schaft als Ziel hat! Wir lassen in dieser Sache nicht mehr nach.