Magisches Dreieck – Editorial
Komplexe Entscheidungsprobleme in der Praxis werden mit Hilfe der geometrischen Figur auf eine theoretische Hilfsebene projiziert. Man erhält damit eine Entscheidungshilfe. – - –
Dem Raum innerhalb der drei Linien wird, je nach Kontext, eine Bedeutung beigemessen. Dabei geht es meistens um Grenzen abstrakter Systeme und die Annahme eines sich darin abspielenden Spannungsverhältnisses. Ziel ist es, eine Balance zu finden. Das Gesamtsystem funktioniert am erfolgreichsten, wenn man ein stabiles Gleichgewicht erreicht und dieses halten kann. Bei allen Entscheidungen, die im Innern der gesetzten Abgrenzungen getroffen werden müssen, kommt es zu ständigen Veränderungen der Beziehungen zu den Seiten. Stabilität wird durch Reaktion auf Abweichung erwirkt. Das Gesamtgefüge bedarf eines permanenten Ausgleichs. – - –
So hilfreich es für die Entscheidungsfindung sein mag, ein Gefühl des Gefangenseins schwingt mit. Der Designer Dr. Robert Lindner sah den Zweck von Leben im Ausbruch aus derart erzeugten Gefängnissen. Menschlichkeit würde darin gefangen gehalten. Erstrebenswert sei eine Neuordnung von Werten, in der ein derart begrenzendes Dreieck nicht mehr existiert. Im Bereich Design werde laut Lindner die Balance innerhalb biologischer Gegebenheiten, dem Lebensraum und unter Berücksichtigung der Sterblichkeit gesucht. Durch die Überwindung einer oder sämtlicher dieser Grenzen erlangte Leben erst Bedeutung und Substanz. – - –
Das magische Dreieck der Geldfunktionen hat etwas Sinnwidriges an sich. – - –
Neben dem Spannungsverhältnis enthält es einen Widerspruch. Die Notwendigkeit des Fließens von Geld durch die Wirtschaft in Erfüllung der Funktion als Tauschmittel und das Festhalten und Horten zum Zwecke der Wertaufbewahrung erscheinen unvereinbar. Der »Rubel muss rollen« und gleichzeitig aufbewahrt werden können? – - –
Geht man der Sache auf den Grund, stößt man auf etwas Merkwürdiges: Es gibt keine allgemein gültige Definition von Geld. Vielleicht hilft uns das Magische Dreieck der Geldanlage? Man kann es sich als eines der Wertaufbewahrungsfunktion untergeordnetes oder eingebettetes vorstellen. Bei der Frage: Wie bewahre ich meine Ersparnisse und laufenden Überschüsse am sinnvollsten auf, bilden die drei Seiten Rentabilität, Liquidität und Sicherheit das Dreieck. Wobei Liquidität bedeutet, dass man das Festgehaltene jederzeit – in der Regel auf einem verlässlichen Markt – verwandeln kann. Es findet dabei ein ständiges Wechselspiel von Aggregatzuständen statt, auf dessen Auswirkungen reagiert werden muss, um im Gleichgewicht zu bleiben. Und während die Eskimos zig Namen für Schnee unterschiedlicher Konsistenz kennen, heißt in der Wirtschaft alles »Geld«. Am flüssigsten ist eindeutig Bares. Das wird aber auf Finanzmärkten nicht über die Handelstresen geschoben. Man verlässt sich auf das Bankensystem, das einer zentralen Aufsicht unterliegt: der Zentralbank. Sie beobachtet, was die Wirtschaftsteilnehmer mit „ihrem“ Geld machen, dokumentiert es und beschließt Maßnahmen, die sie für zielführend erachtet, um die Währung stabil und die Inflation unter Kontrolle zu halten. Auf vielen Gebieten nimmt Dezentralität zu, nicht zuletzt in der digitalen Welt. Doch die damit verbundene Ungewissheit behindert bis jetzt ihre Erfolgsgeschichte. Indem wir beim Geld nicht nur am Festhalten festhalten, sondern auch an der Ungenauigkeit in der Befassung mit ihm, bleiben wir Gefangene. Es bedarf weder Wärtern noch Mauern, um uns »auf Linie« auszurichten. – - –
Mit der HUMANEN WIRTSCHAFT schlagen Sie sich auf die Seite der Rebellion. Gegen magische Dreiecks-Gefängnisse und für die Befreiung menschlichen Zusammengehörigkeitsgefühls. – - –
Herzlich grüßt Ihr Andreas Bangemann
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