Der Schneeball muss für schlechte Systeme herhalten
Der Winter naht und die Schneebälle können wieder aus der Tiefkühltruhe geholt werden:
Aber was bitte schön macht ein Schneeballsystem aus?
Sie wissen schon, die Anlagemodelle bei denen einem Renditen versprochen werden, die zwangsläufig Luftschlösser an feinen Sandstränden am türkisblauen Meer nach sich ziehen. Ein Schneeballsystem zeichnet sich dadurch aus, dass die offensichtlich angeborene Gier der Menschen zu dem lemminghaften Verhalten führt sich vor einen talwärts rollenden Schneeball zu werfen, in der Hoffnung den ersten Platz beim Abfahrtslauf des Lebens zu belegen. Voller Stolz wollen sie am Ziel ihr Plakat hochhalten, auf dem steht: „Ich war dabei“ und in den Genuss der Champagnerdusche für die Sieger kommen. Und das alles, obwohl eigentlich alle wissen müssten, wie das ganze endet: Zerschellend an einem Baum, einer Felswand oder eben im Tal, alles lebende unter sich begrabend.
Man nennt es Schneeballsystem, weil das ungute Ende offensichtlich ist und weil nur wenige gewinnen können: Diejenigen, welche den Schneeball ins Rollen gebracht haben. Während die Attraktivität für die Teilnehmer in dem Gefühl des Schwindels beim Abwärtsrollen wohl noch gesteigert wird, so ist auch für die Initiatoren das Ende des Spieles und ihres Erfolges absehbar. Kann ein Mensch auf diese Weise ergaunertes Geld allen Ernstes ohne grausame Gewissensbisse genussvoll für ein eigenes schönes Leben ausgeben? Er kann es, denn es fehlt ihm das Unrechtsempfinden.
Die Schwelle, ab wann ein solches System Schneeballsystem genannt wird sinkt offensichtlich, denn wie in dem „Zeit“-Weblog „Geldseligkeiten“ beschrieben, wurde ein Schneeballsystem mit Zinsversprechungen in Höhe von 8,25% als solches entlarvt. Das galt vor ein paar Jahren noch für Systeme mit Zins(Gewinn)versprechen in Höhe von 71% p.a. (siehe hier unter Punkt 7). Interessant ist dabei dann der zusätzliche Begriff „Pyramidenspiel“, was wiederum die Assoziation zulässt, unter Zuhilfenahme dieses Spieles könnten die Pyramiden in Ägypten entstanden sein. Es ist das absehbare Ende des Systemes und die Tatsache, dass einige wenige sich dabei auf Kosten der Unbedarften eine goldene Nase verdienen, das es zu einem schlechten Spiel macht. Ein solches Spiel gehört an den Pranger. Die Profiteure sind Verbrecher, denn sie bereichern sich ohne eigene Leistungen an den Schwachen, weil Nichtsahnenden.
Die Frage muss erlaubt sein:
Ab welchem Zinssatz spricht man denn nicht mehr von einem Schneeballsystem, sondern von Angebot und Nachfrage auf dem Kapitalmarkt?
Der einzigste Unterschied zwischen dem vermeintlichen Schneeballsystem und unserem Zinssystem am Kapitalmarkt ist die Geschwindigkeit und die Zeit des Spieles, weil der Zinssatz statt 8,25% derzeit eben nur 4,75% ist. Ach – und noch einen Unterschied gibt es: Einem Schneeballsystem misstrauen viele von Anfang an, dem Kapitalmarktsystem vertrauen fast alle und rollen fleissig mit. Es ist die grosse Zahl der Mitspieler, die den Ball so lange rollen lässt.
Deshalb gibt es auch so wenige, die in der Lage sind, dieses System als ein Schneeballsystem mit bösem Ende zu entlarven. Es gibt kaum Aussenstehende. Sie gehören ab heute dazu.
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