Geldsystem: 13 ½ Gründe für eine Erneuerung 2. Teil
| 8 | Instabilität und wachsende Kriegsgefahren.
Arme Gebiete werden zum Spielball von Spekulationen mit Geld. Weltweit operierende Großkonzerne eignen sich die Rohstoffvorkommen der Entwicklungsländer an, beuten Land und Leute aus und haben nur ihre eigene Kapitalentwicklung im Auge. Geld, das schnell hereinkommt, ist genauso schnell wieder verschwunden und hinterlässt wirtschaftlich ruinierte Regionen oder ganze Länder. Instabile politische Verhältnisse, eine zerstörte Umwelt, große Armut und latente Kriegsgefahren sind die Folge.
| 9 | Wachsende Umweltschäden.
Nicht der Nutzen einer nötigen Maßnahme für eine intakte Umwelt steuert die Realisierung erforderlicher Projekte, sondern einzig die Rentabilität des eingesetzten Kapitals. Wirft eine Investition nicht mindestens eine am Kapitalmarkt durchschnittlich erzielbare Rendite ab, wird sie schlichtweg nicht verwirklicht und sei sie auch für Natur und Umwelt noch so dringend erforderlich. Insoweit Innovationen zum Schutze unserer Umwelt umgesetzt werden, sind diese meist mit erheblichen finanziellen Nachteilen für die Initiatoren verbunden und werden deshalb in der Regel von Idealisten umgesetzt. So löblich die wachsende Zahl dieser Idealisten ist, so stellt sich dennoch die Frage, warum es sein muss, dass diesem Idealismus die Mauer des Geldsystems in den Weg gestellt wird?
| 10 | Falsche Produktinformationen.
Der Preis eines Produktes gibt den Konsumenten keine Informationen über die Konsequenzen des Kaufes. Irrwitzige internationale Handelswege zerstören lokale Strukturen und regionale Gemeinschaften, weil es irgendwo auf der Welt gelingt, ein Produkt so billig zu produzieren, dass die Kosten des Transportes um den Erdball geringer sind, als die Differenz der Lohnkosten. Die so verdeckt ausgebeutete Arbeit birgt zudem noch die Chance, eine noch höhere Kapitalrendite zu erzielen.
| 11 | Spargeld verlässt die Gemeinschaft.
Das Geld der Sparer sucht und findet über Banken die gewinnträchtigste Anlageform, vorzugsweise in den Regionen mit den niedrigsten Lohnkosten. Geldanlagen haben in den meisten Fällen nur ein Ziel: Die höchstmögliche Rendite. Die Anonymität des Geldes beginnt jenseits des Bankschalters – mit fatalen Folgen. In der heimischen Region fehlen die Mittel für sinnvolle Investitionen, weil diese in der Konkurrenz um den größten Kapitalertrag nicht mithalten können.
| 12 | Unnötiger internationaler Konkurrenzkampf.
Durch das zinssuchende Kapital, welches sich nur gegen bestmögliche Verzinsung zur Verfügung stellt, entsteht ein systematischer Mangel an Geld für Investitionen. Dadurch wird der gesunde Konkurrenzkampf auf den Realmärkten um den knallharten und vor allem destruktiven Kampf um Finanzierungen erweitert. Aus dem Zusammenleben wird mehr und mehr ein „Gegeneinanderleben“.
| 13 | Korruption.
Damit ist nicht einmal nur die direkt erkennbare Korruption gemeint, bei der der Einzelne sich zum Schaden der Allgemeinheit bereichert, wie es vor allem in den armen Ländern und ihren Eliten deutlich erkennbar ist. Das Geldsystem sorgt für eine strukturelle Korruption, die – meist unbewusst – das Handeln aller Menschen beeinflusst. Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Treue oder Vertrauen sind mit materiellen Nachteilen verbunden. Den eigenen Überfluss in erster Linie nach den Prinzipien der Rentabilität und des höchstmöglichen persönlichen Gewinns zu verwenden, ist heutzutage eine allgemein anerkannte Selbstverständlichkeit. Dennoch wird dieses Verhalten von kommenden Generationen in einer Rückbetrachtung nur als die strukturelle Korruption, als Folge eines veralteten Geldsystems betrachtet werden können.
| 13 – 1⁄2 | Ethik und Moral
Der Mensch ist verantwortlich für sein Tun. Gesetz und Ordnung bestimmen weite Teile des öffentlichen Lebens. Moral und Ethik fließen als “ungeschriebene Gesetze” in das menschliche Handeln. Der ständige Antrieb eines renditegeprägten Geldsystems, hat aber auch Einfluss auf das menschliche Handeln. Ein Handeln, das Moral und Ethik dauerhaft mit materiellen Nachteilen bestraft, entwickelt sich fast zwangsläufig unmenschlich. Ein Geldsystem, das die beste Belohnung nur für schon vorhandenes Kapital kennt, untergräbt mit der Zeit jede Moral.
In einem Umfeld, in dem Unternehmen und Menschen dann am erfolgreichsten sind, wenn sie Klaviatur aus Verknappung, Aneignung, Privatisierung, schonungslosem Konkurrenzkampf am besten beherrschen, wird moralisches Handeln – zu dem jeder Mensch von Natur aus neigt – immer nur eine Nebenrolle spielen. Die Befreiung von einem Geldsystem mit den hier beschriebenen Wirkungen führt auch zu einer Befreiung jener im Menschen vorhandenen Werte, die auf Kooperation und Respekt gegenüber allem Leben aufbauen.
Bild: h.koppdelaney unter CC-Lizenz auf Flickr.com
Ja so sind die Probleme zweifellos. Meine Überlegungen zur Lösung fast aller dieser Probleme habe ich einen Artikel zusammen gefasst. http://www.precapture.de/cgi_bin/bf.pl?Path=00 Wer mag, kann sich das gerne ansehen und mitdiskutieren.
fg heinz
Mit einem Gruß in die Runde erlauben Sie einen Kurz-Kommentar:
Geld ist wie ein Messer. Man kann es zum Töten benutzen und zum Kartoffelschälen, zum Schnitzen von Holz und zur Zerstörung schöner Pflanzen, je nachdem. Entscheidend ist, wer es benutzt. Die Qualität des Bewusstseins des Machers, das ist alles, worauf es ankommt. Ob dann das Messer zweischneidig ist oder eine geriffelte Klinge besitzt, ob es zusammenklappbar ist oder stehend, ob die Klinge aus Edelstahl ist oder Keramik: das ist alles zweitrangig.
Selbst wenn der Zinseszins nicht abgeschafft werden würde – sind die Menschen aufrecht und gut, werden sie auch mit solchem Geld keinen Schaden anrichten. Korrupte, verschlagene, egoistische Menschen hingegen werden JEDES Geldsystem korrumpieren, missbrauchen, zu ihren Gunsten und zum Schaden anderer einsetzen.
„Geld“ ist nur eines von zigtausenden trockenen Blättern am dürren Baum. Wir können jedes einzelne mit Wasser betupfen – oder dem ganzen Baum – dem Bewusstsein der Menschen – neues Leben einhauchen. Dann ergrünen alle Blätter ganz von selbst: die Erziehungs-Blätter, die Wirtschafts-Blätter, die Industrie-Blätter, die Verteidigungs-Blätter, die Landwirtschafts-Blätter usw. usf.
Klasse Herr Bangemann,
das ist eine solide Analyse die zeigt, dass wir auf dem Tripp „Two nations“ auch in Deutschland sind. Passend dazu erscheint gerade in Wiwo-online der Verdacht, dass in den Steuerparadiesen über 20 Billionen Dollar lagern, völlig außer Kontrolle.
http://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/neue-studie-reiche-hinterziehen-steuern-in-milliardenhoehe/6906634.html
Eine Reform muss dringend her. Aber wer soll sie anschieben?
Ein Herr Rotschild soll gesagt haben: der Zinseszins ist das 8. Weltwunder.
Er hat wohl Recht. 1% der Weltbevölkerung lassen 99% für sich arbeiten.
Herr Bangemann, machen Sie weiter so!!