Erste Konservative schütten das Kind mit dem Bade aus

Anders lassen sich die lauter werden­den Äuße­run­gen von als konser­va­tiv bekann­ten Medien und Poli­ti­kern kaum interpretieren.
Die Ereig­nis­se in England haben eine scho­ckie­ren­de Bruta­li­tät und kommen hier­zu­lan­de offen­bar so manchem schon viel zu nahe. Grie­chen­land wähnte man da weiter weg und deren Proble­me sah man als eher haus­ge­macht an. Doch mit dem spür­ba­rer werden­den Gefühl von Gewalt auf der Straße, wächst die Unruhe, ob denn die jahre­lang verfolg­te Poli­tik, die dem Neoli­be­ra­lis­mus den Weg gebahnt hat, eigent­lich rich­tig war.
Wenn der Heraus­ge­ber der FAZ, Frank Schirr­ma­cher, unter der Über­schrift „Ich begin­ne zu glau­ben, dass die Linke recht hat“ zu Wort meldet, dann darf man das schon als kleine Sensa­ti­on werten. Als linkes Kampf­blatt hat sich die FAZ bisher keinen Namen gemacht. Schirr­ma­cher nimmt in seinem Beitrag den ursprüng­lich von dem engli­schen Konser­va­ti­ven Charles Moore zuge­spiel­ten Ball auf, den dieser in direk­ter Reak­ti­on auf die engli­schen Unru­hen lostrat.
Schirr­ma­cher erwähnt auch die Rede des ehema­li­gen CDU-Minis­ter­prä­si­den­ten Erwin Teufel, der wohl als erster deut­scher Poli­ti­ker in dieses Horn stieß.

Doch, was machen all diese bisher konser­va­ti­ven Denker und Poli­ti­ker in dieser vertrack­ten Situation?
Sie werfen sich in das Lager derer, die sie bisher verbis­sen bekämpft haben, offen­bar weil sie sie als einzi­ge verfüg­ba­re Alter­na­ti­ve sehen. Doch was haben die Linken als Lösung anzu­bie­ten, das in dieser Phase der Krisen­si­tua­ti­on als neu bezeich­net werden könnte?
Eine Finanz­markt-Regu­lie­rungs­wut mit Einzel­maß­nah­men, von denen niemand weiß, was sie am Ende bewir­ken werden! Nicht zu verges­sen, das „erfolg­rei­che“ Rezept der Forde­rung nach höhe­ren Löhnen für die Beschäf­tig­ten und höhe­ren Steu­ern von den Reichen. Nirgend­wo bei den Linken ist ein Konzept für eine nach­hal­ti­ge Wirt­schafts­po­li­tik zu entde­cken, das diesen Schritt erster konser­va­ti­ver Kräfte auch nur im Ansatz recht­fer­ti­gen würde. Die bisher prokla­mier­te Alter­na­tiv­lo­sig­keit libe­ral-konser­va­ti­ver Poli­tik beginnt sich auf die andere Seite zu bewe­gen, hin zu jenen, die auch Alter­na­tiv­lo­sig­keit können, nur eben von links.

Statt jetzt alles in Bausch und Bogen über Bord zu werfen, bedarf es doch erst einmal einer genau­en Analy­se der eigent­li­chen Ursa­chen des Desas­ters. Warum trauen sich die Verfech­ter der Markt­wirt­schaft da nicht dran?
Es ist ihre letzte Rettung und gleich­zei­tig die von Millio­nen Steu­er­zah­lern und den vom System Ausge­grenz­ten. Das Geld­sys­tem hat einen kapi­ta­len Fehler und muss erneu­ert werden, um die Markt­wirt­schaft zu retten. 

Der hilf­los, ängst­li­che Schwenk nach links würde wahr­lich bedeu­ten, das Kind mit dem Bade auszu­schüt­ten. Zumin­dest so lange, wie die Linken kein schlüs­si­ges Konzept für die Markt­wirt­schaft der Zukunft vorle­gen. Einer Markt­wirt­schaft ohne Kapitalismus.

5 Antworten

  1. Sven sagt:

    Sehr geehr­te Damen und Herren,

    leider begeht Ihr den selben Grund­satz­feh­ler und sprecht nicht mit einer Sprache.
    Wenn gemein­sa­me Verän­de­rung erreicht werden soll, möchte, muss, dann müssen die wich­tigs­ten Grund­be­grif­fe auch für die Menschen erklärt werden die noch sagen:“ Ich kann es nicht ändern!“
    Es darf nicht der Eindruck entste­hen nicht verstan­den werden zu wollen. Von Solchen haben wir genug.

  2. Jens sagt:

    Wie ein Lösungs­an­satz ausse­hen könnte? Ist doch oben verlinkt: “Der Kapi­ta­lis­mus geht unter – Rettet die Markt­wirt­schaft” – als pdf: http://humane-wirtschaft.de/wp-content/uploads/2008/06/bangemann_kapitalismus.pdf

    Wer es gern etwas ausführ­li­cher und ergänzt um nach­hal­ti­ge Lösun­gen für andere Lebens­be­rei­che hätte (inkl. Grund­ein­kom­men), sollte sich das Konzept des Equi­li­bris­mus bzw. dessen fiktio­na­le Umset­zung in Form von Roma­nen anse­hen: http://www.equilibrismus.org

  3. Jens sagt:

    Wie ein Lösungs­an­satz ausse­hen könnte? Ist doch oben verlinkt: „Der Kapi­ta­lis­mus geht unter – Rettet die Markt­wirt­schaft“ (pdf: http://humane-wirtschaft.de/wp-content/uploads/2008/06/bangemann_kapitalismus.pdf)

    Wer es gern etwas ausführ­li­cher und ergänzt um nach­hal­ti­ge Lösun­gen für andere Lebens­be­rei­che hätte (inkl. Grund­ein­kom­men), sollte sich das Konzept des Equi­li­bris­mus bzw. dessen fiktio­na­le Umset­zung in Form von Roma­nen anse­hen: http://www.equilibrismus.org

  4. Zunächst mal wird die Wirkung der Kapi­ta­lis­mus­su­per­no­vae (und das kann dauern)gut bei Jack London (Die eserne Ferse, Die Menschen des Abgrunds) beschrie­ben. Agents Provo­ca­teurs, Maschi­nen­stür­mer, Maro­die­ren­de Banden etc., tolle Aussicht.
    Viel­leicht soll­ten wir defi­nie­ren, was uns auf dem Globus zusteht ( Hinweis: 2 kW Gesell­schaft ) und dann den Handel drum­her­um definieren.
    Neben Erwär­mung steht uns evtl. auch noch eine Meeres­ver­saue­rung ins Haus (Zerstö­rung der 1. Stufe der Nahrungs­ket­te im Meer).

    Ich beob­ach­te um mich herum jedoch sowas wie mensch­li­che Magi­not­li­ni­en, Betäu­bung und Aggres­si­on bei dem Thema, also die übli­chen Verdrän­gungs- und Projektionsmechanismen.

    Dane­ben stel­len Sozialprestige(großes Auto, Haus, Reise), Sicher­heits­den­ken und eindi­men­sio­na­le starre Betrach­tungs­wei­sen (besser: Das Graves Value System; Delfin­ma­nage­ment) eine schwer­wie­gen­de Blocka­de beim spie­le­ri­schen Umgang mit neuen Lösun­gen dar. Das ist die Herausforderung.

    Grüße

    Wolf­gang

  5. Webmaster RH sagt:

    Lieber Webmas­ter HW,
    Sie schrei­ben dass „die Linke“ (welche über­haupt, die Partei oder poli­ti­sche Rich­tung?) keine Alter­na­ti­ven bieten. Das würde ich so nicht sagen. Eine Alter­na­ti­ve z.B. gibt es Grund­idee schon, sie ist nur unaus­ge­reift (zumin­dest lt. meinem Wissens­stand) und daher nicht sofort anwend­bar. Stich­wort bedin­gungs­lo­ses Grundeinkommen.
    Es exis­tie­ren durch­aus noch viel phan­tas­ti­sche­re Möglich­kei­ten, die mit stei­gen­der Not immer weni­ger absurd klingen.
    Sie haben alle nur ein einzi­ges Problem: Die Macht und den Einfluss derer, die das Kapi­tal beherr­schen auf die Politik.

    Aber fragen wir doch mal umge­kehrt, was für einen Lösungs­an­satz (egal wie unrea­lis­tisch der im Moment klin­gen mag) hätten Sie denn? Alles ist erlaubt, klas­si­sches Brain­stor­ming, einzi­ge Bedin­gung: Es kann nicht so weiter gehen wie bisher.

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