Das Ende des Wachstumswahns – Hans Oette
Die Rekordtemperaturen in Nordamerika und die Überschwemmungen in Deutschland erfordern eine Transformation unseres ökonomischen Denkens. Denn noch immer wird das Wirtschaftswachstum wie die Morgenröte des ewigen Glücks gehandelt, besonders nach der Corona-Delle. Es müssen nun aber der Klimaschutz und der soziale Ausgleich im Mittelpunkt stehen.
- – -
Es gibt einen scheinbaren Wachstumszwang in unserem Wirtschaftssystem infolge der Produktivitätssteigerung und infolge der großen Kapitalgewinne, die wieder angelegt werden wollen. Finden sie keine profitable Anlagemöglichkeit, scheiden sie aus dem volkswirtschaftlichen Geldkreislauf aus, was in Richtung von Rezession und Krise führt, mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Existenzen von Kleinunternehmern. Diese Krisengefahr wird im IS-LM-Modell, das der herrschenden Lehre zugrunde liegt, völlig ignoriert, da dort von vornherein „Investitionen I = Ersparnisse S“ gesetzt wird. Kommt es doch zu einer Krise, werden andere Ursachen dafür verantwortlich gemacht.
- – -
Einer sozialen und ökologischen Politik steht der internationale Wettbewerb um Marktanteile und um Investitionen im Wege. Zudem bremst einen Umschwung die Sorge um eine Abwanderung von Arbeitsplätzen und Firmensitzen in andere Länder. Ebenso eine zu große Nähe zwischen Politik und Wirtschaft. Damit wird die Politik weitgehend von der Wirtschaft gesteuert.
- – -
Fatal ist, dass die herrschende Lehre der Makroökonomik Wirtschaftswachstum für notwendig und den Staat für nicht kompetent erklärt, den Ablauf der Wirtschaft zu steuern. Lediglich eine Stützfunktion wird vom Staat gefordert. Er soll, wenn eine Krise droht oder da ist, Geld in die Wirtschaft pumpen. In der EU wird das Gleichgewicht vor allem durch die Niedrigzinspolitik und die Geldschwemme durch die Europäische Zentralbank gehalten.
- – -
Das Wirtschaftsmodell der Physiokraten
- – -
Wir benötigen daher dringend ein besseres Verständnis des „Wirtschaftsmotors“. In meinem Buch „Im Licht der Geldströme“ wird zur Lösung dieser Probleme ein Wirtschaftsmodell aufgebaut und in Kapitel 4 mit Nr. 4.8 „Die Wirtschaft ohne Wachstum oder die konstante Wirtschaft“ gezeigt, wie die Politik die Wirtschaft Steuern kann und muss.
- – -
Es folgt nun hier eine komprimierte Darstellung, die in Bild 4.1.2 mündet. Ausgegangen wird vom Wirtschaftsmodell der Physiokraten, das in der Literatur zum Teil erwähnt, aber nicht als tauglich für eine Weiterentwicklung angesehen wird. Dieses einfache Kreislaufmodell entsteht aus Bild 3.2.1, wenn man auf beiden Seiten die schmalen, nach oben gerichteten Ströme und die „Sparer“ weglässt.
- – -
Investitionen
- – -
Die Volkswirtschaft ist nicht im Gleichgewicht, wenn die Verbraucher Ersparnisse bilden. Sparen anstatt zu konsumieren ist natürlich gut. Aber es entstehen daraus auch Probleme, die gelöst werden müssen, worauf schon Keynes hingewiesen hat. Auf der Güterseite von Bild 3.2.1 gibt es dadurch zunächst eine Überproduktion. Im Anschluss wird die Produktion zurückgefahren, es kommt zum Abbau von Arbeitsplätzen, die Wirtschaft schrumpft usw.
- – -
Der klassische Weg, auf dem gespartes Geld in den Kreislauf zurückgeführt wird, sind die Investitionen, wie Bild 3.2.1 zeigt. Die durch den Konsumverzicht frei gewordene Produktionskapazität dient jetzt der Erzeugung von Investitionsgütern. Damit wird der Produktionsapparat vergrößert und modernisiert, und die Wirtschaft wächst.
– - -
Mehr online
– - –
Aktuelle Kommentare