Was fehlt, wenn alles da ist? – Buchbesprechung von Hinrich Ruyter
Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt.
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Buchbesprechung von Hinrich Ruyter
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Tonnenweise goldenes, echtes Geld fließt von einem Kipper auf den Platz vor dem Berner Bundeshaus, bisher nur auf dem Buchcover. Das im Oktober 2015 erschienene Buch „Was fehlt, wenn alles da ist?“ bringt die zum Teil kontroverse Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen wieder ein gutes Stück voran. Daniel Häni und Philip Kovce treiben mit ihren Fragen den Leser in die Tiefe des menschlichen Zusammenlebens, weg von den oberflächlichen bekannten Standpunkten. Schon der Titel verspricht ein belebendes Vergnügen; man hört förmlich den Bern-Baseler Dialekt heraus. In den drei Haupt-Abschnitten geht es um Arbeit, Macht und Freiheit; nicht so sehr um Geld.
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Häni ist einer der Initiatoren der Schweizer Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“ 2012 und 2013. Zusammen mit Enno Schmidt schuf er 2008 den 100-Minuten-Film „Grundeinkommen – ein Kulturimpuls“. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Kaffeehauses „unternehmen mitte“ in Basel. In einem Gebäude, in dem ehemals die Schweizerische Volksbank residierte. Daher auch der Tresor, der dort die Massen Kleingeld aufnahm und als Ort dient, wo man in Geld schwimmen kann.
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Philip Kovce forscht als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes am Basler „Philosophicum“, ist Mitglied des „Think Tank 30“ des Club of Rome, und schreibt als freier Autor. Er bringt sein Know-how aus Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in die Diskussion ein.
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„Gute Fragen sind die besten Antworten“. Wie der Buchtitel eine der vielen scheinbar in sich widersprüchlichen Ansichten. Diese muss auch die Devise gewesen sein, mit der die beiden Autoren immer wieder zusammengesessen haben, um im gegenseitigen Herausfordern spielerisch die Erkenntnisse des Buches zu gewinnen.
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Was sind denn die (verrückten) Fragen im Buch? Hier nur sechs Beispiele aus vielen, auch einzeln für abendfüllende Diskussionen geeignete, mit denen das Buch gespickt ist:
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Wer braucht, was ich erzeuge?
Wie heißt Rebellion gegen real existierende Sinnlosigkeit?
Wer bestimmt, wenn jeder selbst bestimmt?
Wer darf sozial genannt werden?
Warum soll Arbeit gerecht verteilt werden?
Wenn jemand, der kann, nicht muss: Was passiert dann?
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Im Buch haben die Autoren ihren Vorsatz „Gute Fragen sind die besten Antworten“ oft geopfert, und doch feste Antworten aufgeschrieben, wahrscheinlich genervt von der Denkfaulheit ihrer Kritiker. Denn an die ist das Buch eigentlich gerichtet. Für den aufgeschlossenen Leser ist dennoch leicht, aus den Statements auf die dahinterliegenden Grundfragen zu kommen.
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Finnland will (nach dem offiziellen Regierungsprogramm) ein Grundeinkommens-Experiment starten. Dennoch bleibt die Schweiz wohl der Kandidat für die weltweit erste breite Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, nach etlichen mit Spenden finanzierten Experimenten in aller Welt. Vordergründiges Ziel des Buches ist es, die fundierte Diskussion im Vorfeld der für 2016 angesetzten Volksabstimmung in der ganzen Schweiz zu befeuern.
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Erstaunlich ist die Unterschiedlichkeit der Motive, die mit dem bedingungslosen Grundeinkommen einhergehen, exemplarisch untersucht für die Schweiz, Deutschland und die USA. In der Schweiz wird das Grundeinkommen „diskutiert, weil man es sich leisten kann, wenn man es denn will“. In Deutschland sind die mit dem bedingungslosen Grundeinkommen verbundenen Befürchtungen und Hoffnungen radikalisiert, weil dort „mit den Hartz-IV-Gesetzen eine unheilige Allianz von Sozial- und Strafrecht geschmiedet …“ wurde. Hier ist Armut ein wesentlicher Aufhänger. „In den USA ist die soziale Not noch weitaus größer als in Deutschland – und dennoch wird das Grundeinkommen dort eher als Innovation gesehen.“
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Für die Autoren spricht, dass sie ca. 30 Grundeinkommens-Gegner zu Wort kommen lassen. Abgeschlossen wird das Buch mit dem „Glossar der Missverständnisse“.
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„Was fehlt, wenn alles da ist?“ ist auch außerhalb der Schweiz eine Fundgrube für Grundfragen und Antwort-Vorschläge; für Leute, die denken können und wollen.
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Buchbesprechung von Hinrich Ruyter
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Tonnenweise goldenes, echtes Geld fließt von einem Kipper auf den Platz vor dem Berner Bundeshaus, bisher nur auf dem Buchcover. Das im Oktober 2015 erschienene Buch „Was fehlt, wenn alles da ist?“ bringt die zum Teil kontroverse Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen wieder ein gutes Stück voran. Daniel Häni und Philip Kovce treiben mit ihren Fragen den Leser in die Tiefe des menschlichen Zusammenlebens, weg von den oberflächlichen bekannten Standpunkten. Schon der Titel verspricht ein belebendes Vergnügen; man hört förmlich den Bern-Baseler Dialekt heraus. In den drei Haupt-Abschnitten geht es um Arbeit, Macht und Freiheit; nicht so sehr um Geld.
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Häni ist einer der Initiatoren der Schweizer Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“ 2012 und 2013. Zusammen mit Enno Schmidt schuf er 2008 den 100-Minuten-Film „Grundeinkommen – ein Kulturimpuls“. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Kaffeehauses „unternehmen mitte“ in Basel. In einem Gebäude, in dem ehemals die Schweizerische Volksbank residierte. Daher auch der Tresor, der dort die Massen Kleingeld aufnahm und als Ort dient, wo man in Geld schwimmen kann.
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Philip Kovce forscht als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes am Basler „Philosophicum“, ist Mitglied des „Think Tank 30“ des Club of Rome, und schreibt als freier Autor. Er bringt sein Know-how aus Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in die Diskussion ein.
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„Gute Fragen sind die besten Antworten“. Wie der Buchtitel eine der vielen scheinbar in sich widersprüchlichen Ansichten. Diese muss auch die Devise gewesen sein, mit der die beiden Autoren immer wieder zusammengesessen haben, um im gegenseitigen Herausfordern spielerisch die Erkenntnisse des Buches zu gewinnen.
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Was sind denn die (verrückten) Fragen im Buch? Hier nur sechs Beispiele aus vielen, auch einzeln für abendfüllende Diskussionen geeignete, mit denen das Buch gespickt ist:
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Wer braucht, was ich erzeuge?
Wie heißt Rebellion gegen real existierende Sinnlosigkeit?
Wer bestimmt, wenn jeder selbst bestimmt?
Wer darf sozial genannt werden?
Warum soll Arbeit gerecht verteilt werden?
Wenn jemand, der kann, nicht muss: Was passiert dann?
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Im Buch haben die Autoren ihren Vorsatz „Gute Fragen sind die besten Antworten“ oft geopfert, und doch feste Antworten aufgeschrieben, wahrscheinlich genervt von der Denkfaulheit ihrer Kritiker. Denn an die ist das Buch eigentlich gerichtet. Für den aufgeschlossenen Leser ist dennoch leicht, aus den Statements auf die dahinterliegenden Grundfragen zu kommen.
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Finnland will (nach dem offiziellen Regierungsprogramm) ein Grundeinkommens-Experiment starten. Dennoch bleibt die Schweiz wohl der Kandidat für die weltweit erste breite Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, nach etlichen mit Spenden finanzierten Experimenten in aller Welt. Vordergründiges Ziel des Buches ist es, die fundierte Diskussion im Vorfeld der für 2016 angesetzten Volksabstimmung in der ganzen Schweiz zu befeuern.
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Erstaunlich ist die Unterschiedlichkeit der Motive, die mit dem bedingungslosen Grundeinkommen einhergehen, exemplarisch untersucht für die Schweiz, Deutschland und die USA. In der Schweiz wird das Grundeinkommen „diskutiert, weil man es sich leisten kann, wenn man es denn will“. In Deutschland sind die mit dem bedingungslosen Grundeinkommen verbundenen Befürchtungen und Hoffnungen radikalisiert, weil dort „mit den Hartz-IV-Gesetzen eine unheilige Allianz von Sozial- und Strafrecht geschmiedet …“ wurde. Hier ist Armut ein wesentlicher Aufhänger. „In den USA ist die soziale Not noch weitaus größer als in Deutschland – und dennoch wird das Grundeinkommen dort eher als Innovation gesehen.“
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Für die Autoren spricht, dass sie ca. 30 Grundeinkommens-Gegner zu Wort kommen lassen. Abgeschlossen wird das Buch mit dem „Glossar der Missverständnisse“.
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„Was fehlt, wenn alles da ist?“ ist auch außerhalb der Schweiz eine Fundgrube für Grundfragen und Antwort-Vorschläge; für Leute, die denken können und wollen.
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