Vermögenskonzentration – Welche Rolle spielen die Geschäftsbanken? – Helmut Creutz
„Frosti gegen das alte Geld“
—
Unter diesem Titel erschien am 22. Oktober 2015 in der Tageszeitung „Die Zeit“ ein über zwei Seiten verteilter Artikel von Mark Schieritz. Darin hieß es u. a.:
—
„Ein isländischer Politiker will den Banken die Macht über die Währung nehmen – und findet Fans in der ganzen Welt“. –
—
Und bei diesem isländischen Politiker handelt es sich um „Frosti Sigurjonsson“, einem „erfolgreichen Unternehmer und Abgeordneten im Parlament“, der „gewissermaßen das Fundament wegsprengen (will), auf dem das westliche Wirtschaftssystem ruht.“ Und weiter schreibt Mark Schieritz: „für Frosti ist die Welt aus den Fugen geraten, weil die Kontrolle über das Geldwesen verloren ging.“ Denn: „Dieses so genannte Buchgeld schöpfen die Banken selbst“. – Und bei dieser Aussage bezieht sich Schieritz auf den langjährigen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, der „die Auffassung vertreten hat: Unser Geld wird in der Kreditabteilung der Banken gezeugt.“ –
—
Wahrscheinlich wird bei einer solchen Aussage selbst der sachlich weniger bewanderte Bürger ins Stolpern kommen. Denn fast täglich ist zu lesen oder zu hören, dass es doch die von den Staaten eingerichteten Zentralbanken sind, die alleine Geld schöpfen und in Umlauf bringen können. Und ebenso, dass selbst die Regierungen dieser Staaten, wenn sie mal zusätzliches Geld brauchen, mit großem Prozedere bei der Zentralbank zur Geldausleihe anstehen müssen. –
—
Darüber hinaus weiß aber auch jeder Bürger, dass er als Kreditnehmer von der Bank kein Geld erhält, sondern immer nur ein Geldguthaben, also einen Anspruch auf Geld, von dem er – bei Bedarf – dann Bargeld abheben kann. – Geld, das wiederum fast ausschließlich durch die Ersparnisbildungen Dritter in die Banken gekommen ist. – Das heißt, bares Geld kann man von einer Bank im Normalfall nur dann erhalten, wenn es vorher von einem selbst oder – bei Krediten – von Dritten als Ersparnis eingezahlt wurde. Und weil das so ist, liegen bei allen Banken auch die Ersparnisbestände immer über den vergebenen Krediten. Und zwar um durchweg fünf bis zehn Prozent!
—
Und was hat sich verändert?
—
Während früher – bis vor etwa zehn bis zwanzig Jahren – die Banken dieses Mehr an Ersparnissen noch über den teuren Weg von Zeitungsanzeigen und Zinsbelohnungsversprechen bei den Bürgern einwerben mussten, ist dies inzwischen nur noch in Ausnahmen der Fall. Denn durch den zins- und zinseszinsbedingten Umverteilungsmechanismus werden inzwischen die gegebenen Geldvermögen – auch ohne Neueinwerbung von Ersparnissen – ständig und immer schneller größer. Das heißt, milliardenschwere Anzeigenkampagnen der Banken, wie „Machen Sie aus ihrem Geld mehr Geld“ oder „Wie Sie zu Geld kommen, ohne einen Finger zu rühren“ sind heute nicht mehr erforderlich. Ja, sie werden inzwischen sogar von den Zentralbanken durch extrem niedrige Leitzinsen abgebremst.
—
Und dass man bei Banken nur dann Geld ausleihen kann, wenn diese über entsprechende Einlagen Dritter verfügen, also Geld, dass andere ihnen als Ersparnis überlassen haben, ist eigentlich auch jedem Bürger bekannt. Ebenso, dass die Banken den Sparern für diese Geldüberlassungen eine Belohnung in Form zeitbezogener Zinsen zahlen, die sie dann, als Aufschlag auf ihre eigenen Kosten, von den Kreditnehmern wiederum abfordern. Doch weil durch Zins und Zinseszins die Guthaben ständig schneller zunahmen, läuft die Sache inzwischen sozusagen von alleine und immer schneller aus dem Ruder.
—
Zu einem Einbruch dieser Entwicklungen kam es zum
ersten Mal nach 2008:
—
Von umgerechnet 25 Mrd. Euro im Jahr 1970 auf den bisherigen Höchststand von 433 Mrd. im Jahre 2008 ansteigend, fielen die Zinserträge der deutschen Banken dann bis 2014 auf 204 Mrd. und damit in sechs Jahren auf weniger als die Hälfte! Und die Zinsaufwendungen, also die Zins-Auszahlungen der Banken an die Sparer, brachen sogar in diesen sechs Jahren von 342 auf 118 Milliarden ein und damit fast auf ein Drittel!
—
Dass selbst Insider – wie auch der bereits genannte Thomas Mayer – dies manchmal anders sehen, kann nur eine Folge von Betriebsblindheit sein. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass wir die Bilanzen – im Gegensatz zu ihren Erfindern im Morgenland – meist von links nach rechts lesen und damit die Kreditseite vor jener der Einlagen in den Blick nehmen. Also die Aktiva- vor der Passiva-Seite aufnehmen und daraus ableiten, dass dies auch die Reihenfolge ihrer Entstehung wiedergibt.
—
Die Meinung der Bundesbank – und konkrete Zahlen:
—
Welche Rolle bei diesen ständigen Anstiegen der Einlagen und Kredite jeweils die den Einlegern gezahlten Zinsen spielen, hatte die Deutsche Bundesbank bereits in ihrem Monatsbericht vom Oktober 1993, also vor mehr als zwanzig Jahren, wie folgt beschrieben:
—
„Insgesamt entsprachen Zinsen und Dividenden 1992 rund vier Fünfteln des zur gleichen Zeit neu gebildeten privaten Geldvermögens; im Durchschnitt der fünfziger Jahre hatte diese Relation erst ein Sechstel betragen. Diese Gegenüberstellung […] deutet darauf hin, dass die wachsende Ersparnis auf längere Sicht auch eine Folge der Selbstalimentation durch steigende Erträge ist.“
—
Den Annahmen jedoch, dass es sich bei all diesen Beträgen (welche die Größenordnungen der Verwendungsergebnisse bei den Ersparnissen wiedergeben), um Geld handelt, wird vor allem auch durch die Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank jeglicher Boden entzogen. Denn Geld ist immer nur das von den Zentralbanken in Form von Scheinen und Münzen – und damit kontrollierter Menge – in den Umlauf gegebene Zahlungsmittel. Also das den Wirtschaftsteilnehmern über die Banken zur Verfügung gestellte Bargeld, plus der den Banken eingeräumten Mindestreserven, die diesen – nicht zuletzt für deren tägliche interne Verrechnungen – zur Verfügung gestellt werden. Eine Vermehrung der Geldmenge darüber hinaus, bzw. sogar im Gleichschritt mit den vielfach größeren Ersparnisbildungen, würde also – wenn es sie gäbe – eine riesige Inflation auslösen. Deshalb werden auch alle Geldmengenvermehrungen an der Zentralbank vorbei – wie allgemein bekannt – juristisch verfolgt.
—
Was geschieht bei den ständig zunehmenden Kreditvergaben?
—
Über diese Kreditvergaben der Banken wird also – entgegen mancher Annahmen – kein Geld geschöpft, sondern immer nur das von den Sparern bei den Banken eingezahlte Bargeld erneut in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. Damit wird gleichzeitig erreicht, dass die von jedem Sparer in die Wirtschaft eingebrachte Überleistung, die er selbst nicht zur Nachfrage nutzt, von einem Dritten per Kredit übernommen und damit die sonst entstehende Nachfragelücke im Wirtschaftskreislauf, geschlossen werden kann.
—
Das, was in den „Kreditabteilungen der Banken gezeugt“ wird, sind also in Wirklichkeit immer nur die zwischenzeitlichen Reaktivierungen der Ersparnisse, mit denen gleichzeitig die Kaufkraft des Geldes gesichert wird. – D. h., mit diesen ständig wiederholbaren Nutzungsvorgängen für Ersparnisbildungen und Kreditvergaben, wird also Geld genau so wenig vermehrt, wie bei den ständig damit wiederholbaren Kaufvorgängen in den Läden. – Ein Trauerspiel, dass diese Tatbestände selbst von Wirtschaftsprofessoren manchmal falsch dargestellt werden. Offensichtlich, weil man Geld mit den Vorgängen mit Geld verwechselt, bzw. beides gleichsetzt.
—
Unter diesem Titel erschien am 22. Oktober 2015 in der Tageszeitung „Die Zeit“ ein über zwei Seiten verteilter Artikel von Mark Schieritz. Darin hieß es u. a.:
—
„Ein isländischer Politiker will den Banken die Macht über die Währung nehmen – und findet Fans in der ganzen Welt“. –
—
Und bei diesem isländischen Politiker handelt es sich um „Frosti Sigurjonsson“, einem „erfolgreichen Unternehmer und Abgeordneten im Parlament“, der „gewissermaßen das Fundament wegsprengen (will), auf dem das westliche Wirtschaftssystem ruht.“ Und weiter schreibt Mark Schieritz: „für Frosti ist die Welt aus den Fugen geraten, weil die Kontrolle über das Geldwesen verloren ging.“ Denn: „Dieses so genannte Buchgeld schöpfen die Banken selbst“. – Und bei dieser Aussage bezieht sich Schieritz auf den langjährigen Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, der „die Auffassung vertreten hat: Unser Geld wird in der Kreditabteilung der Banken gezeugt.“ –
—
Wahrscheinlich wird bei einer solchen Aussage selbst der sachlich weniger bewanderte Bürger ins Stolpern kommen. Denn fast täglich ist zu lesen oder zu hören, dass es doch die von den Staaten eingerichteten Zentralbanken sind, die alleine Geld schöpfen und in Umlauf bringen können. Und ebenso, dass selbst die Regierungen dieser Staaten, wenn sie mal zusätzliches Geld brauchen, mit großem Prozedere bei der Zentralbank zur Geldausleihe anstehen müssen. –
—
Darüber hinaus weiß aber auch jeder Bürger, dass er als Kreditnehmer von der Bank kein Geld erhält, sondern immer nur ein Geldguthaben, also einen Anspruch auf Geld, von dem er – bei Bedarf – dann Bargeld abheben kann. – Geld, das wiederum fast ausschließlich durch die Ersparnisbildungen Dritter in die Banken gekommen ist. – Das heißt, bares Geld kann man von einer Bank im Normalfall nur dann erhalten, wenn es vorher von einem selbst oder – bei Krediten – von Dritten als Ersparnis eingezahlt wurde. Und weil das so ist, liegen bei allen Banken auch die Ersparnisbestände immer über den vergebenen Krediten. Und zwar um durchweg fünf bis zehn Prozent!
—
Und was hat sich verändert?
—
Während früher – bis vor etwa zehn bis zwanzig Jahren – die Banken dieses Mehr an Ersparnissen noch über den teuren Weg von Zeitungsanzeigen und Zinsbelohnungsversprechen bei den Bürgern einwerben mussten, ist dies inzwischen nur noch in Ausnahmen der Fall. Denn durch den zins- und zinseszinsbedingten Umverteilungsmechanismus werden inzwischen die gegebenen Geldvermögen – auch ohne Neueinwerbung von Ersparnissen – ständig und immer schneller größer. Das heißt, milliardenschwere Anzeigenkampagnen der Banken, wie „Machen Sie aus ihrem Geld mehr Geld“ oder „Wie Sie zu Geld kommen, ohne einen Finger zu rühren“ sind heute nicht mehr erforderlich. Ja, sie werden inzwischen sogar von den Zentralbanken durch extrem niedrige Leitzinsen abgebremst.
—
Und dass man bei Banken nur dann Geld ausleihen kann, wenn diese über entsprechende Einlagen Dritter verfügen, also Geld, dass andere ihnen als Ersparnis überlassen haben, ist eigentlich auch jedem Bürger bekannt. Ebenso, dass die Banken den Sparern für diese Geldüberlassungen eine Belohnung in Form zeitbezogener Zinsen zahlen, die sie dann, als Aufschlag auf ihre eigenen Kosten, von den Kreditnehmern wiederum abfordern. Doch weil durch Zins und Zinseszins die Guthaben ständig schneller zunahmen, läuft die Sache inzwischen sozusagen von alleine und immer schneller aus dem Ruder.
—
Zu einem Einbruch dieser Entwicklungen kam es zum
ersten Mal nach 2008:
—
Von umgerechnet 25 Mrd. Euro im Jahr 1970 auf den bisherigen Höchststand von 433 Mrd. im Jahre 2008 ansteigend, fielen die Zinserträge der deutschen Banken dann bis 2014 auf 204 Mrd. und damit in sechs Jahren auf weniger als die Hälfte! Und die Zinsaufwendungen, also die Zins-Auszahlungen der Banken an die Sparer, brachen sogar in diesen sechs Jahren von 342 auf 118 Milliarden ein und damit fast auf ein Drittel!
—
Dass selbst Insider – wie auch der bereits genannte Thomas Mayer – dies manchmal anders sehen, kann nur eine Folge von Betriebsblindheit sein. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass wir die Bilanzen – im Gegensatz zu ihren Erfindern im Morgenland – meist von links nach rechts lesen und damit die Kreditseite vor jener der Einlagen in den Blick nehmen. Also die Aktiva- vor der Passiva-Seite aufnehmen und daraus ableiten, dass dies auch die Reihenfolge ihrer Entstehung wiedergibt.
—
Die Meinung der Bundesbank – und konkrete Zahlen:
—
Welche Rolle bei diesen ständigen Anstiegen der Einlagen und Kredite jeweils die den Einlegern gezahlten Zinsen spielen, hatte die Deutsche Bundesbank bereits in ihrem Monatsbericht vom Oktober 1993, also vor mehr als zwanzig Jahren, wie folgt beschrieben:
—
„Insgesamt entsprachen Zinsen und Dividenden 1992 rund vier Fünfteln des zur gleichen Zeit neu gebildeten privaten Geldvermögens; im Durchschnitt der fünfziger Jahre hatte diese Relation erst ein Sechstel betragen. Diese Gegenüberstellung […] deutet darauf hin, dass die wachsende Ersparnis auf längere Sicht auch eine Folge der Selbstalimentation durch steigende Erträge ist.“
—
Den Annahmen jedoch, dass es sich bei all diesen Beträgen (welche die Größenordnungen der Verwendungsergebnisse bei den Ersparnissen wiedergeben), um Geld handelt, wird vor allem auch durch die Veröffentlichungen der Deutschen Bundesbank jeglicher Boden entzogen. Denn Geld ist immer nur das von den Zentralbanken in Form von Scheinen und Münzen – und damit kontrollierter Menge – in den Umlauf gegebene Zahlungsmittel. Also das den Wirtschaftsteilnehmern über die Banken zur Verfügung gestellte Bargeld, plus der den Banken eingeräumten Mindestreserven, die diesen – nicht zuletzt für deren tägliche interne Verrechnungen – zur Verfügung gestellt werden. Eine Vermehrung der Geldmenge darüber hinaus, bzw. sogar im Gleichschritt mit den vielfach größeren Ersparnisbildungen, würde also – wenn es sie gäbe – eine riesige Inflation auslösen. Deshalb werden auch alle Geldmengenvermehrungen an der Zentralbank vorbei – wie allgemein bekannt – juristisch verfolgt.
—
Was geschieht bei den ständig zunehmenden Kreditvergaben?
—
Über diese Kreditvergaben der Banken wird also – entgegen mancher Annahmen – kein Geld geschöpft, sondern immer nur das von den Sparern bei den Banken eingezahlte Bargeld erneut in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. Damit wird gleichzeitig erreicht, dass die von jedem Sparer in die Wirtschaft eingebrachte Überleistung, die er selbst nicht zur Nachfrage nutzt, von einem Dritten per Kredit übernommen und damit die sonst entstehende Nachfragelücke im Wirtschaftskreislauf, geschlossen werden kann.
—
Das, was in den „Kreditabteilungen der Banken gezeugt“ wird, sind also in Wirklichkeit immer nur die zwischenzeitlichen Reaktivierungen der Ersparnisse, mit denen gleichzeitig die Kaufkraft des Geldes gesichert wird. – D. h., mit diesen ständig wiederholbaren Nutzungsvorgängen für Ersparnisbildungen und Kreditvergaben, wird also Geld genau so wenig vermehrt, wie bei den ständig damit wiederholbaren Kaufvorgängen in den Läden. – Ein Trauerspiel, dass diese Tatbestände selbst von Wirtschaftsprofessoren manchmal falsch dargestellt werden. Offensichtlich, weil man Geld mit den Vorgängen mit Geld verwechselt, bzw. beides gleichsetzt.
Man muss H. Creutz danken, das er diese wichtigen Zusammenhänge richtig stellt.
Ich darf mir gar nicht vorstellen, wo wir wären wenn er das Thema nicht wiederholt thematisiert hätte. Aus meiner Sicht gehört das unterscheiden zwischen Geld und Guthaben zu den wichtigsten Fragen unserer Zeit, wenn man bedenkt was davon abhängt.
Die Geldpolitik der Notenbanken geht mit den ersten Gebühren auf Zentralbankguthaben endlich in die richtige Richtung. Das ist wohl der letzte und schlagende Beweis, das Geschäftsbanken kein Geld, oder „gebührenfreie Liquidität“ schöpfen können. Man ist vielmehr gezwungen, Kosten auf ZBGeld an Kunden mit großen liquiden Guthaben weiterzureichen. Geschäftsbanken sind also bei allen Aktivitäten auf Zentralbankgeld angewiesen, womit die Sicht von Helmut Creutz ohne wenn und aber die Realität beschreibt.