Scherenöffnung

In regel­mä­ßi­gen Abstän­den werden die Ergeb­nis­se der Statis­ti­ker zur Vertei­lung und Entwick­lung von Vermö­gen und Armut präsen­tiert. Seit Jahren ist das Ergeb­nis der sich abzeich­nen­den Entwick­lung gleich: die Schere öffnet sich immer weiter. Einem wach­sen­den Heer von Habe­nicht­sen steht eine gerin­ge Zahl von Super­rei­chen gegen­über. Letz­te­re schaf­fen es mit ihren Vermö­gens­zu­wäch­sen gar, das durch­schnitt­li­che Gesamt­ver­mö­gen jedes einzel­nen in der Bevöl­ke­rung zu steigern. 

Für Jeman­den, der diese Statis­ti­ken mal so eben über­fliegt ergibt sich das Gesamt­bild einer immer vermö­gen­der werden­den Gesell­schaft.  Die großen Medien haben zu dieser Fehl­ein­schät­zung einer gefähr­li­chen gesell­schaft­li­chen Entwick­lung stets ihr Scherf­lein beigetra­gen, weil sie weder die dahin­ter stehen­de Brisanz tiefer gehend erforscht und darüber berich­tet haben, noch mögli­che Auswe­ge thematisieren.

Der aktu­el­le Wochen­be­richt des Deut­schen Insti­tu­tes für Wirt­schafts­for­schung DIW (PDF-Datei) aus Berlin ist einmal mehr alar­mie­rend. Unter der Über­schrift „Gestie­ge­ne Vermö­gens­un­gleich­heit in Deutsch­land“ wird eine sehr ausführ­li­che Analy­se der derzei­ti­gen Situa­ti­on vorge­legt. Die Gefah­ren der weiter zu erwar­ten­den Entwick­lung werden dabei eher verharm­lost und auf den Bereich der Alters­ar­mut reduziert. 

Wir haben es mit einer gesamt­ge­sell­schaft­lich gese­hen hoch­ex­plo­si­ven Lage­ver­än­de­rung zu tun. Anfäng­lich war dieser Prozess eher schlei­chend, doch die Geschwin­dig­keit der Spal­tung der Gesell­schaft steigt uner­bitt­lich. Wir haben längst jenen Zeit­punkt hinter uns, an dem dieser Prozess noch durch eine staat­li­che „Abschöp­fung“ und Rück­ver­tei­lung hätte gemil­dert werden können. Abge­se­hen davon, dass es für eine solche Poli­tik an einer star­ken und zeit­ge­mä­ßen linken „Flanke“ mangelt. Die Lobbies des Geld­adels sitzen fest im Sattel einer Kaval­le­rie um das Poli­tik­schloss der etablier­ten Partei­en und bilden einen undurch­dring­li­chen Schutzring. 

So drin­gend nötig ein Poli­tik­wech­sel um 180 Grad zwin­gend wird, so weit scheint er in Erman­ge­lung der Kennt­nis von Lösun­gen aus diesem Dilem­ma entfernt zu liegen. Dabei sind die Wege zu den Lösun­gen aufge­zeigt. Die Erkennt­nis der wahren Ursa­chen wären der erste Schritt. Dies­be­züg­lich hat Helmut Creutz Wert­vol­les geleis­tet.  Diese Erkennt­nis bildet den Ansatz­punkt für die weite­ren Schrit­te, die es einzu­lei­ten gilt, wenn uns nach­hal­ti­ge und humane Gemein­we­sen am Herzen liegen.

Die Aufhe­bung der Wirkung der zins­be­ding­ten Umver­tei­lung von Arm zu Reich muss garan­tiert von poli­ti­schen und steu­er­li­chen Maßnah­men zur Anpas­sung der bereits entstan­de­nen Ungleich­ge­wich­te beglei­tet werden, wie es Weiss­gar­nix im Zusam­men­hang mit der Erbschafts­steu­er fordert. (Ihm gebührt auch der Dank für die „Entde­ckung“ des DIW-Berich­tes). Nichts­des­to­trotz gibt es für eine Behand­lung an der Wurzel des Problems keine Alter­na­ti­ve. Das beson­ders, wenn wir uns bewusst machen, dass die großen Proble­me der Finanz- und Wirt­schafts­kri­se eben auch direkt mit den explo­die­ren­den Geld­ver­mö­gen zu tun haben.

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