Nach­ru­fe zum Tod von Hel­mut Creutz – Gemein­sa­mer Nach­ruf der Organisationen

Nach­ru­fe für Helmut Creutz * 8. Juli 1923 in Aachen † 10. Okto­ber 2017 in Aachen —-
Werner Onken – Red. Zeit­schrift für Sozialökonomie —-
Fritz Andres – 1. Vors. der Stif­tung für Reform der Geld- und Bodenordnung —-
Prof. Dr. Dirk Löhr – Vorstand Sozi­al­wis­sen­schaft­li­che Gesellschaft —-
Prof. Dr. Felix Fuders – Vorstand Initia­ti­ve für Natür­li­che Wirtschaftsordnung —-
Eckhard Behrens – Vorstand Semi­nar für frei­heit­li­che Ordnung —-
Andre­as Bange­mann – Vorstand Förder­ver­ein Natür­li­che Wirt­schafts­ord­nung und frei­wirt­schaft­li­cher Jugendverband —-
Rudolf Mehl – Vorstand Chris­ten für Gerech­te Wirtschaftsordnung —-
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Unser hoch geschätz­ter lang­jäh­ri­ger Freund und Wegge­fähr­te Helmut Creutz ist kürz­lich im Alter von 94 Jahren verstor­ben. Liebe­voll behü­tet und umsorgt von seiner Frau Barba­ra war es ihm nach einem jahr­zehn­te­lan­gen gemein­sa­men Stre­ben nach Gerech­tig­keit und Frie­den vergönnt, seine letz­ten Lebens­jah­re zu Hause lesend und ausru­hend zu erle­ben und schließ­lich in Gegen­wart seiner Frau sanft aus unse­rer Zeit zu gehen.
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Damit schließt sich ein weiter Lebens­bo­gen, der in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Welt­krieg auf dem Höhe­punkt der großen Infla­ti­on begann. Die Wirt­schafts­kri­sen der 1920er und 1930er Jahre bestimm­ten die Kind­heit und Jugend von Helmut Creutz in einer Aache­ner Arbei­ter­fa­mi­lie. Nach dem Besuch einer Mittel­schu­le wollte er Inge­nieur im Flug­zeug­bau werden, doch durch­kreuz­te der Krieg seine Pläne. Als Pilot und Flug­leh­rer blieb ihm zwar der Front­ein­satz erspart, dennoch geriet er gegen Kriegs­en­de in russi­sche Gefan­gen­schaft, aus der er Ende 1946 schwer gezeich­net zurück­kehr­te. Die beiden folgen­den Jahre verbrach­te Helmut Creutz in Kran­ken­häu­sern und Heil­stät­ten, wo seine schwe­re Lungen­er­kran­kung durch eine Opera­ti­on zum Still­stand gebracht werden konnte.
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In den Jahr­zehn­ten des Wieder­auf­baus und des Wirt­schafts­wun­ders schaff­te Helmut Creutz für sich und seine Fami­lie eine Exis­tenz als Archi­tekt und Innen­ar­chi­tekt und war Leiter eines Planungs­bü­ros. Mit seinen Kindern kam ihm der Gedan­ke, Kinder­mö­bel zu entwi­ckeln, die „mitwach­sen“. Sie wurden in Deutsch­land und in den USA paten­tiert. Aus dieser Zeit stam­men auch seine ersten Veröf­fent­li­chun­gen in Archi­tek­tur- und ande­ren Fachzeitschriften.
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Zur Zeit der 1968er Studen­ten­be­we­gung und während der Anfän­ge der Ökolo­gie­be­we­gung begann in Helmut Creutz der schritt­wei­se Wandel zu einem „sozia­len Archi­tek­ten“. Zusam­men mit seiner Frau grün­de­te er die erste Aache­ner Bürger­initia­ti­ve, bei der es um Proble­me der Ener­gie­po­li­tik ging. Außer­dem arbei­te­te er in der Wähler­initia­ti­ve „Chris­ten und Poli­tik“ mit. 1974 erschien sein Betriebs­ta­ge­buch „Gehen oder kaputt­ge­hen“ als Auftakt zur Reihe Werk­kreis Lite­ra­tur der Arbeits­welt, die von Max von der Grün und Günter Wall­raff im Fischer Taschen­buch Verlag heraus­ge­ge­ben wurde. Wall­raff wollte aus diesem Buch noch ein Thea­ter­stück machen, kam jedoch nicht dazu. Zwei Jahre später gehör­te Helmut Creutz zu den Mitbe­grün­dern einer Bürger­initia­ti­ve „Humane Schule“ und er veröf­fent­lich­te im Bertels­mann Verlag und später bei dtv sein Schul­ta­ge­buch eines Vaters „Haken krümmt man beizei­ten“. Als „Buch des Monats“ wurde es in der Fern­seh­sen­dung „Titel, Thesen, Tempe­ra­men­te“ vorge­stellt und erhielt eine große öffent­li­che Aufmerk­sam­keit. 197980 folgte die Mitgrün­dung des Kreis­ver­ban­des der Grünen in Aachen. Helmut Creutz entwarf auch ein Konzept zur städ­ti­schen Verkehrs­be­ru­hi­gung, das beim Deut­schen Städ­te­tag disku­tiert wurde.
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Ein weite­res Buch­pro­jekt über die Fort­ent­wick­lung der Demo­kra­tie kam nicht zum Abschluss, weil Helmut Creutz Ende der 1970er Jahre einen Brief von einem Leser seiner Bücher erhielt, der seinem Leben eine neue Rich­tung geben sollte. Dieser Leser – es war Walter Michel aus Berlin – regte ihn an, sich näher mit den Proble­men des Geld­we­sens zu beschäf­ti­gen, und fügte ihm zum Einstieg in diese Thema­tik die Broschü­re „5000 Jahre Kapi­ta­lis­mus“ von Hans Kühn bei. Anfangs war Helmut Creutz skep­tisch und wollte das Gele­se­ne durch Zahlen, Daten und Fakten wider­le­gen. Dabei gelang­te er jedoch nach und nach zu der Über­zeu­gung, dass etwas dran war an der Kritik an unse­rem Geld­we­sen. Bald war Helmut Creutz so sehr von dieser Thema­tik faszi­niert, dass er begann, seine Gedan­ken bei Diskus­si­ons­ver­an­stal­tun­gen vorzu­tra­gen und in einer schnell anwach­sen­den Reihe von klei­ne­ren Schrif­ten zu veröf­fent­li­chen. Damit unter­stütz­te er die damals in einem schwie­ri­gen Gene­ra­tio­nen­wech­sel befind­li­che Geld­re­form­be­we­gung ganz wesent­lich und brach­te einen frischen Wind in sie hinein, einen ganz neuen Stil des öffent­li­chen Wirkens: als Prak­ti­ker machte sich Helmut Creutz daran, die wirt­schaft­li­che Reali­tät anhand von empi­ri­schen Fakten und Zahlen verständ­lich zu machen und hier­aus im zwei­ten Schritt theo­re­ti­sche wie prak­ti­sche Folge­run­gen abzu­lei­ten. Statt den Menschen vermeint­lich ferti­ge Problem­lö­sun­gen und Dogmen aufzu­drän­gen, wollte er in ihnen erst einmal ein Gespür für die Proble­me des Geld­we­sens wecken, damit sie danach eigen­stän­dig nach Lösun­gen suchen können. Auch metho­disch-didak­tisch ging Helmut Creutz neue Wege, indem er unzäh­li­ge grafi­sche Darstel­lun­gen entwi­ckel­te, um wirt­schaft­li­che Zusam­men­hän­ge zu veran­schau­li­chen. Auf diese Weise entstand auch eine Plakat­aus­stel­lung, die häufig bei Kirchen­ta­gen auf dem Markt der Möglich­kei­ten und bei Ökomes­sen zu sehen war.
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