Lesermeinung – Tristan Abromeit
Das Glück reist umher, die Verbitterung verweilt.
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Diese Überschrift von Andreas Bangemanns Editorial ist eine Zusammenfassung seiner Aussagen. Auf dem Hintergrund, für den die HUMANE WIRTSCHAFT steht – oder stehen sollte – ist das eine Aufforderung an die Geldreformer, in ihrem erfolglosen Streben nicht stehen zu bleiben und zu verbittern, sondern das Glück auf neuen Wegen zu suchen. Generell stimmt diese Aussage. Sie wird nur dann problematisch, wenn nicht nur der Weg zum Ziel ausgetauscht werden soll, sondern auch das Ziel selbst. Nun könnte beim flüchtigen Lesen ja gesagt werden, das Ziel bleibt im Inhalt des Editorials und im Beitrag von Arthur Brock mit dem Titel „Die Einführung eines ethischen ICOs“ unberührt. Das würde aber nur unter einer Zielformulierung wie z. B. „Die Störungen im Währungsbereich lokalisieren und überwinden“ stimmen. Im vorliegenden Fall wird aber etwas anderes empfohlen, nämlich: „Vergesst die Lokalisierung von Gesells Theorie der Währungsprobleme und den freiwirtschaftlichen Weg zu ihrer Lösung, der ist durch die digitale Technik – die Blockchain-Technik – sowieso schon lange überholt.“ Die Aussage soll schon vor zehn Jahren gegolten haben. Die Freiwirte hätten es nur nicht bemerkt. Es wäre an der Zeit, jedenfalls jetzt aufzuwachen und umzusteigen.
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Das klingt nicht nur bestürzend, sondern es wäre auch so, wenn es stimmen würde, denn ein Hoffen, Streben und Einsatz von vielen Menschen in mehreren Generationen für einen Reformansatz im Währungsbereich – der letztlich mit über Krieg und Frieden entscheidet – wäre vergeblich und ein Irrtum gewesen. Ich nehme nicht an, dass Andreas Bangemann seine Leser bewusst in die Irre oder aufs Glatteis führen will, sondern nur zeigen wollte, was der Stand seiner Überlegungen zum Thema ist. Es ist doch so, dass unser Wissen über Sachverhalte keine konstante Größe ist und die Gewissheiten, die wir über bestimmte Aussagen und Lehrsätze bekommen, eine ständige Verstärkung bzw. Auffrischung benötigen durch unser eigenes erkennendes Denken und das anderer Menschen, denen wir eine glaubwürdige Kompetenz beimessen. Es ist den Menschen, die vielen Anforderungen gerecht werden müssen, nicht immer möglich, die eigenen Annahmen bis auf dem Grund zu überprüfen. Und für die Festigung unserer freiwirtschaftlichen Gewissheiten durch Aussagen von außen fehlen uns heute in Bezug auf das Thema Geld und Zins Köpfe wie Karl Walker und Helmut Creutz sie für uns waren. In dieser Situation ist es nicht verwerflich auf Erklärungsmuster – die im Kleide der Modernität daherkommen – zurückzugreifen, die einen von Menschen zugetragen wurden, zu dessen Wissen und Können man Vertrauen gewonnen hat.
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Bei den Gewissheiten, die wir in bestimmten Denk- und Handlungsfeldern gewinnen können, ist aber zu bedenken, dass sie nicht immer letzte Wahrheiten sind. Grundsätzlich ist es daher möglich, dass sich unsere (also auch meine) Gewissheit über die Richtigkeit des freiwirtschaftlichen Weges durch nachgewiesene Fehler von anderer Seite in Wohlgefallen auflöst. Wenn aber ein ökonomischer Lösungsansatz oder hier das Verständnis vom Geld und seinen Wirkungen als falsch und überholt dargestellt wird, dann muss als Ausgangspunkt der Behauptung erkennbar sein, dass der Ansatz, der außer Gültigkeit gesetzt werden soll, überhaupt verstanden wurde. Und an diesem Verständnis – so erscheint es mir – mangelt es nicht nur außerhalb der Freiwirtschaftsschule, sondern auch innerhalb von ihr.
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Da wir Freiwirte bis in die Gegenwart moralisch gesehen immer auf einem hohen Ross saßen und sitzen, müssten wir im Fall, dass das stimmen würde, was Andreas Bangemann schreibt, unser Bemühen um eine Geldreform im bisherigen Verständnis aufgeben, und wenn wir Geldreformer bleiben wollen, unter einer neuen Bezeichnung neu formatieren. Es wäre dann falsch, länger zu versuchen unter der Flagge Gesell oder Freiwirtschaft zu segeln, um Spenden einzusammeln und Zeitgenossen für seine Reformen zu motivieren, die nicht mehr gelten sollen. Es ist gut, dass Andreas uns – vermutlich ungewollt – zwingt, Farbe zu bekennen. Dass er ansonsten mit einer Mini-Redaktion eine anregende Zeitschrift gestalten kann, hat er jedenfalls (für mich gesprochen) bewiesen. – - –
weitere Details online…
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Diese Überschrift von Andreas Bangemanns Editorial ist eine Zusammenfassung seiner Aussagen. Auf dem Hintergrund, für den die HUMANE WIRTSCHAFT steht – oder stehen sollte – ist das eine Aufforderung an die Geldreformer, in ihrem erfolglosen Streben nicht stehen zu bleiben und zu verbittern, sondern das Glück auf neuen Wegen zu suchen. Generell stimmt diese Aussage. Sie wird nur dann problematisch, wenn nicht nur der Weg zum Ziel ausgetauscht werden soll, sondern auch das Ziel selbst. Nun könnte beim flüchtigen Lesen ja gesagt werden, das Ziel bleibt im Inhalt des Editorials und im Beitrag von Arthur Brock mit dem Titel „Die Einführung eines ethischen ICOs“ unberührt. Das würde aber nur unter einer Zielformulierung wie z. B. „Die Störungen im Währungsbereich lokalisieren und überwinden“ stimmen. Im vorliegenden Fall wird aber etwas anderes empfohlen, nämlich: „Vergesst die Lokalisierung von Gesells Theorie der Währungsprobleme und den freiwirtschaftlichen Weg zu ihrer Lösung, der ist durch die digitale Technik – die Blockchain-Technik – sowieso schon lange überholt.“ Die Aussage soll schon vor zehn Jahren gegolten haben. Die Freiwirte hätten es nur nicht bemerkt. Es wäre an der Zeit, jedenfalls jetzt aufzuwachen und umzusteigen.
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Das klingt nicht nur bestürzend, sondern es wäre auch so, wenn es stimmen würde, denn ein Hoffen, Streben und Einsatz von vielen Menschen in mehreren Generationen für einen Reformansatz im Währungsbereich – der letztlich mit über Krieg und Frieden entscheidet – wäre vergeblich und ein Irrtum gewesen. Ich nehme nicht an, dass Andreas Bangemann seine Leser bewusst in die Irre oder aufs Glatteis führen will, sondern nur zeigen wollte, was der Stand seiner Überlegungen zum Thema ist. Es ist doch so, dass unser Wissen über Sachverhalte keine konstante Größe ist und die Gewissheiten, die wir über bestimmte Aussagen und Lehrsätze bekommen, eine ständige Verstärkung bzw. Auffrischung benötigen durch unser eigenes erkennendes Denken und das anderer Menschen, denen wir eine glaubwürdige Kompetenz beimessen. Es ist den Menschen, die vielen Anforderungen gerecht werden müssen, nicht immer möglich, die eigenen Annahmen bis auf dem Grund zu überprüfen. Und für die Festigung unserer freiwirtschaftlichen Gewissheiten durch Aussagen von außen fehlen uns heute in Bezug auf das Thema Geld und Zins Köpfe wie Karl Walker und Helmut Creutz sie für uns waren. In dieser Situation ist es nicht verwerflich auf Erklärungsmuster – die im Kleide der Modernität daherkommen – zurückzugreifen, die einen von Menschen zugetragen wurden, zu dessen Wissen und Können man Vertrauen gewonnen hat.
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Bei den Gewissheiten, die wir in bestimmten Denk- und Handlungsfeldern gewinnen können, ist aber zu bedenken, dass sie nicht immer letzte Wahrheiten sind. Grundsätzlich ist es daher möglich, dass sich unsere (also auch meine) Gewissheit über die Richtigkeit des freiwirtschaftlichen Weges durch nachgewiesene Fehler von anderer Seite in Wohlgefallen auflöst. Wenn aber ein ökonomischer Lösungsansatz oder hier das Verständnis vom Geld und seinen Wirkungen als falsch und überholt dargestellt wird, dann muss als Ausgangspunkt der Behauptung erkennbar sein, dass der Ansatz, der außer Gültigkeit gesetzt werden soll, überhaupt verstanden wurde. Und an diesem Verständnis – so erscheint es mir – mangelt es nicht nur außerhalb der Freiwirtschaftsschule, sondern auch innerhalb von ihr.
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Da wir Freiwirte bis in die Gegenwart moralisch gesehen immer auf einem hohen Ross saßen und sitzen, müssten wir im Fall, dass das stimmen würde, was Andreas Bangemann schreibt, unser Bemühen um eine Geldreform im bisherigen Verständnis aufgeben, und wenn wir Geldreformer bleiben wollen, unter einer neuen Bezeichnung neu formatieren. Es wäre dann falsch, länger zu versuchen unter der Flagge Gesell oder Freiwirtschaft zu segeln, um Spenden einzusammeln und Zeitgenossen für seine Reformen zu motivieren, die nicht mehr gelten sollen. Es ist gut, dass Andreas uns – vermutlich ungewollt – zwingt, Farbe zu bekennen. Dass er ansonsten mit einer Mini-Redaktion eine anregende Zeitschrift gestalten kann, hat er jedenfalls (für mich gesprochen) bewiesen. – - –
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