Leserbriefe 06/2019 – Unsere Leser kommen zu Wort
Leserbeitrag zum Artikel von Jörg Gude:
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Bonuszwecksparen als Sparform in zinsarmer Zeit – Ein Vorschlag – in Heft 05–2019, Seite 34 ff.
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Jörg Gude liefert einen Vorschlag, wie bei gegebenen Niedrigzinsumfeld ein höherer Zins von Einlegern erzielt werden könnte. Laut Autor sollte ein Sparer für eine zukünftig von einem Gewerbetreibenden gewünschte Leistung verzinslich finanzielle Mittel zurücklegen können. Die dadurch vom Einleger erzielten Bonuszinsen soll der Gewerbetreibende im direkten Verhältnis selbst tragen. Sein Vorteil wäre der später zu generierende Umsatz.
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Wenn ein Unternehmer Bonuszinsen für seine Kunden, die in Zukunft bei ihm eine Leistung abnehmen, ausschüttet, dann müssen die zusätzlichen Zinskosten in seine Kalkulation eingepreist werden. Gude schreibt zwar selbst: „Es muss auch verhindert werden, dass sich der Leistungsschuldner (der Gewerbetreibende, Anm. S.H.) die […] Bonuszinsen durch höhere Preise […] oder schlechtere Leistungen vom Sparer zurückholt.“ Nur: Wie kann das funktionieren? Sollen die z. B. auf diese Weise tangierten Handwerksbetriebe auf einen Teil ihrer Marge verzichten? Das wird nicht geschehen, insofern zahlen sich die Sparer ihre Bonuszinsen selbst.
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Das überrascht auch nicht, da das des Pudels Kern unseres Geldsystems ist. Alle zahlen Schuldzinsen (siehe 5 Hauptsätze der alternativen Wirtschaftswissenschaft – Steffen Henke, „Fließendes Geld für eine gerechtere Welt“, Tectum – ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden Baden, 2017), Wenige erhalten sie. Ein stetiger exorbitanter Umverteilungsmechanismus.
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Warum unterbreitet der Autor einen derartigen Vorschlag? Auch das erklärt er selbst: „Der Bonuszins ist wie jeder Zins der Preis für die Aufgabe von Etwas. Nach Keynes ist der Zins der Preis für die Aufgabe von Liquidität.“ Der Autor ist Diplom-Volkswirt und erwartet althergebracht einen Zins deutlich größer null Prozent als „Belohnung“ für die Zurverfügungstellung finanzieller Mittel.
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Bei Fließendem Geld ist die „Prämie“ des Sparers, dass er auf mittel- bis langfristige Einlagen keine Kosten zu tragen hat. Mit der Umstellung auf Fließendes Geld wird die sehr große Mehrheit der Menschen finanziell entlastet, weil diese Gruppe immer mehr Schuldzinsen zahlt, als sie je in der Lage ist, Guthabenszinsen zu generieren. Der perfide Umverteilungsmechanismus von fast Allen zu sehr Wenigen wird gestoppt.
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Fazit: Der Vorschlag des Autors ist ungeeignet, um über neue Wege beim Geld dem Gemeinwohl zu dienen.
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Steffen Henke, Leipzig
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