Ignorierte Weisheitsschätze – Pat Christ
Dieter Fauth verlegt Aufsätze, Berichte und Vorträge von Roland Geitmann —
Im 2. Buch Mose findet sich nicht nur das Verbot, Witwen und Waisen zu bedrücken. Als einziger antiker Gesetzgeber untersagt Mose auch ausdrücklich, Darlehenszinsen zu nehmen. Wörtlich heißt es: „Wenn du Silber leihst einem aus meinem Volke, dem Armen neben dir, sei gegen ihn nicht wie ein Schuldherr; legt ihm nicht Zins auf.“ Solche Passagen rücken für Roland Geitmann das Judentum mit seiner die Mose-Bücher umfassenden Thora nahe an die Natürliche Wirtschaftsordnung. —
Alle Religionen geben wichtige Impulse für eine gerechte Wirtschaftsordnung, war Roland Geitmann überzeugt. In zahlreichen Vorträgen wies das 2013 verstorbene Mitglied der Christen für gerechte Wirtschaftsordnung (CGW) darauf hin, auf welche Weise das Judentum, das Christentum, der Islam sowie die Anthroposophie Fundamente für eine religiös inspirierte Wirtschaftsethik liefern können. Unter dem Titel „Sozialökonomische Weisheitsschätze der Religionen“ erschienen Ende vergangenen Jahres Geitmanns Überlegungen im Religion & Kultur-Verlag von Dieter Fauth. 242 Seiten umfasst das Werk. —
Gleich zu Beginn stellt sich Geitmann darin der Kritik an der Kritik des Zinses. Gerade diese Ausführungen sind für HumanwirtschaftlerInnen oder sogenannte „Freiwirtschaftler“ interessant. Viele werden schon mit dem Vorwurf konfrontiert worden sein, Zinskritik sei „strukturell antisemitisch“. Geitmann räumt ein, dass es einen fatalen Zusammenhang gibt zwischen der Kritik am Zins und der Leidensgeschichte der Juden. Waren diese doch einst als Zinseintreiber verhasst, weshalb es über Jahrhunderte hinweg immer wieder zu Pogromen kam. So sind auch die Äußerungen Martin Luthers in seinen Mahnschriften wider das Zinseintreiben eindeutig antisemitisch. —
Geitmann betont, dass Zinskritik mit Antisemitismus jedoch nicht das Geringste zu tun hat. Ohne jegliche Anhaltspunkte, erfuhr er am eigenen Leib, werde unterstellt, dass Menschen, die das Geldwesen kritisieren, Juden im Visier hätten. Gern würde dafür der Begriff „struktureller Antisemitismus“ verwendet. Geitmann schildert im vorliegenden Buch einen selbst erlebten Fall, der aufdeckt, dass die Leidensgeschichte der Juden offenbar bewusst instrumentalisiert wird: „Um sich mit einer dadurch diffamierten ökonomischen Theorie nicht auseinandersetzen zu müssen.“ Das Angebot, hierüber einmal ein Gespräch zu führen, wurde im konkreten Fall ignoriert. —
Für eine Reform des Bodenrechts —
Weiter sind die Gedanken Geitmanns zum Bodenrecht sehr interessant. Immer wieder betonte der versierte Vortragsreisende, dass das Zinsverbot unbedingt mit Schuldenerlassregeln und einem reformierten Bodenrecht ergänzt werden müsse. Geld, das keine Zinsen mehr bringt, wird, wie wir es heute vor allem in den Ballungsräumen massiv erleben, zur Bodenspekulation verwendet. Bereits in den mosaischen Gesetzen ist Geitmann zufolge deshalb vorgesehen, ein Bodenrecht zu etablieren, das Spekulationen ausschließt. Am Boden dürfe es lediglich Nutzungsrechte geben. —
Im Christentum spielt Bodeneigentum im Übrigen eine bedeutende Rolle, wie Geitmann aufzeigt. Weniger noch in den ersten 300 Jahren, als vorwiegend arme Menschen Christen wurden. Dies änderte sich durch Kaiser Theodosius. Der erhob im 4. Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion. Die katholische Kirche wurde als juristische Person anerkannt. Was bedeutete, dass die Kirche selbst – und nicht mehr nur die Menschen, die ihr angehörten – Grundbesitz haben konnte. Viele Gläubige schenkten der Kirche ihren Grund. In einigen Regionen besaß die Kirche im 7. Jahrhundert ein Drittel des Grund und Bodens. —
Während der Säkularisation wurden die Ländereien der Domkapitel und bischöflichen Domänen sowie jene der Klöster und Stifte den neuen Landesherren zugesprochen. In Bayern wechselte über die Hälfte der Bauern Geitmann zufolge ihren Grundherren. 65 Prozent lebten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nun auf staatlichen Domänen. Der erzwungene Eigentumswechsel hatte allerdings seine Schattenseiten. So kam es zu deutlichen Defiziten in puncto Bildung und Kultur, nachdem katholische Universitäten aufgelöst und wertvolle Bibliotheken verschleudert wurden. —
„Es wird Hungermärsche geben“ —
In vielen seiner Veröffentlichungen rückte Geitmann die Armen der Erde in den Blick. Fast prophetisch klingt heute, was er 1991 im evangelischen Sonntagsblatt voraussagte…
Im 2. Buch Mose findet sich nicht nur das Verbot, Witwen und Waisen zu bedrücken. Als einziger antiker Gesetzgeber untersagt Mose auch ausdrücklich, Darlehenszinsen zu nehmen. Wörtlich heißt es: „Wenn du Silber leihst einem aus meinem Volke, dem Armen neben dir, sei gegen ihn nicht wie ein Schuldherr; legt ihm nicht Zins auf.“ Solche Passagen rücken für Roland Geitmann das Judentum mit seiner die Mose-Bücher umfassenden Thora nahe an die Natürliche Wirtschaftsordnung. —
Alle Religionen geben wichtige Impulse für eine gerechte Wirtschaftsordnung, war Roland Geitmann überzeugt. In zahlreichen Vorträgen wies das 2013 verstorbene Mitglied der Christen für gerechte Wirtschaftsordnung (CGW) darauf hin, auf welche Weise das Judentum, das Christentum, der Islam sowie die Anthroposophie Fundamente für eine religiös inspirierte Wirtschaftsethik liefern können. Unter dem Titel „Sozialökonomische Weisheitsschätze der Religionen“ erschienen Ende vergangenen Jahres Geitmanns Überlegungen im Religion & Kultur-Verlag von Dieter Fauth. 242 Seiten umfasst das Werk. —
Gleich zu Beginn stellt sich Geitmann darin der Kritik an der Kritik des Zinses. Gerade diese Ausführungen sind für HumanwirtschaftlerInnen oder sogenannte „Freiwirtschaftler“ interessant. Viele werden schon mit dem Vorwurf konfrontiert worden sein, Zinskritik sei „strukturell antisemitisch“. Geitmann räumt ein, dass es einen fatalen Zusammenhang gibt zwischen der Kritik am Zins und der Leidensgeschichte der Juden. Waren diese doch einst als Zinseintreiber verhasst, weshalb es über Jahrhunderte hinweg immer wieder zu Pogromen kam. So sind auch die Äußerungen Martin Luthers in seinen Mahnschriften wider das Zinseintreiben eindeutig antisemitisch. —
Geitmann betont, dass Zinskritik mit Antisemitismus jedoch nicht das Geringste zu tun hat. Ohne jegliche Anhaltspunkte, erfuhr er am eigenen Leib, werde unterstellt, dass Menschen, die das Geldwesen kritisieren, Juden im Visier hätten. Gern würde dafür der Begriff „struktureller Antisemitismus“ verwendet. Geitmann schildert im vorliegenden Buch einen selbst erlebten Fall, der aufdeckt, dass die Leidensgeschichte der Juden offenbar bewusst instrumentalisiert wird: „Um sich mit einer dadurch diffamierten ökonomischen Theorie nicht auseinandersetzen zu müssen.“ Das Angebot, hierüber einmal ein Gespräch zu führen, wurde im konkreten Fall ignoriert. —
Für eine Reform des Bodenrechts —
Weiter sind die Gedanken Geitmanns zum Bodenrecht sehr interessant. Immer wieder betonte der versierte Vortragsreisende, dass das Zinsverbot unbedingt mit Schuldenerlassregeln und einem reformierten Bodenrecht ergänzt werden müsse. Geld, das keine Zinsen mehr bringt, wird, wie wir es heute vor allem in den Ballungsräumen massiv erleben, zur Bodenspekulation verwendet. Bereits in den mosaischen Gesetzen ist Geitmann zufolge deshalb vorgesehen, ein Bodenrecht zu etablieren, das Spekulationen ausschließt. Am Boden dürfe es lediglich Nutzungsrechte geben. —
Im Christentum spielt Bodeneigentum im Übrigen eine bedeutende Rolle, wie Geitmann aufzeigt. Weniger noch in den ersten 300 Jahren, als vorwiegend arme Menschen Christen wurden. Dies änderte sich durch Kaiser Theodosius. Der erhob im 4. Jahrhundert das Christentum zur Staatsreligion. Die katholische Kirche wurde als juristische Person anerkannt. Was bedeutete, dass die Kirche selbst – und nicht mehr nur die Menschen, die ihr angehörten – Grundbesitz haben konnte. Viele Gläubige schenkten der Kirche ihren Grund. In einigen Regionen besaß die Kirche im 7. Jahrhundert ein Drittel des Grund und Bodens. —
Während der Säkularisation wurden die Ländereien der Domkapitel und bischöflichen Domänen sowie jene der Klöster und Stifte den neuen Landesherren zugesprochen. In Bayern wechselte über die Hälfte der Bauern Geitmann zufolge ihren Grundherren. 65 Prozent lebten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nun auf staatlichen Domänen. Der erzwungene Eigentumswechsel hatte allerdings seine Schattenseiten. So kam es zu deutlichen Defiziten in puncto Bildung und Kultur, nachdem katholische Universitäten aufgelöst und wertvolle Bibliotheken verschleudert wurden. —
„Es wird Hungermärsche geben“ —
In vielen seiner Veröffentlichungen rückte Geitmann die Armen der Erde in den Blick. Fast prophetisch klingt heute, was er 1991 im evangelischen Sonntagsblatt voraussagte…
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