Fiasko in Griechenland – Staatsanleihen kollabieren
„Ich werde mich nie den Eseln zugesellen, die hinterher das Feld bespotten, auf dem sie Fiasko gemacht haben.“ Theodor Fontane
Was als politischer Erfolg gefeiert wurde, gerät schneller zur Farce als die ärgsten Kritiker es sich vorstellen konnten.
Griechische Staatsanleihen kollabieren am Kapitalmarkt nachdem bekannt wurde, dass die tatsächlichen Schulden Griechenlands und damit das Haushaltsdefizit noch höher sind, als bisher angenommen.
Die privaten Anleger fliehen in Massen aus den griechischen Staatsanleihen, was zu unbezahlbaren Zinsbelastungen für Griechenland führt.
Nachdem die gleichen Anleger die erst kürzlich neu aufgelegten Staatsanleihen mehrfach überzeichnet haben, nunmehr aus den Anleihen fliehen, scheint sich die Datenlage verändert zu haben. Die Überzeichnung hing maßgeblich mit den angekündigten Rettungspaketen der Europäische Union zusammen. Die Anleger gingen davon aus, dass griechische Staatsanleihen durch die Absicherung aus Brüssel quasi 100% sicher seien.
Jetzt spekuliert beispielsweise die Welt auf einen Kapitalschnitt wie seinerzeit in Argentinien:
„Investoren stellen sich darauf ein, dass Griechenland die ausgegebenen Anleihen nie mehr in voller Höhe zurückzahlen wird. Immer wahrscheinlicher wird ein Kapitalschnitt wie im Falle Argentiniens.“
Damals verloren vor allem private Gläubiger Argentiniens 75% ihres Geldes.
Doch was bedeuten die Zusagen der EU für die Steuerzahler der Länder? Wir werfen dem schon verlorenen Geld noch Gutes hinterher. Die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ist ein Fakt, der jetzt zu einer klar kommunizierten Insolvenzverwaltung führen muss, wobei der EU der Part der Insolvenzverwaltung zufällt. Es darf ab sofort kein Steuergeld mehr aus anderen Ländern in die griechische Staatskassen fließen. Eine Bestandsaufnahme muss her. Es ist unverantwortlich die Griechen der Spekulation am internationalen Kapitalmarkt auszusetzen, indem man finanzielle Unterstützung aus Steuergeldern der anderen EU-Länder zusagt.
Was nützt es, den zu erwartenden Dominoeffekt hinsichtlich der weiteren ebenfalls auf der Kippe stehenden Länder wie Irland, Portugal oder Spanien, dadurch zu verzögern, dass man jetzt Mittel bereit stellt, die in jedem Land in der EU ebenfalls nur zu höheren Schulden und einer nicht mehr tragbaren Steuerlast für die Bürger wird?
Den Schulden Griechenlands stehen, wie überhaupt allen Schulden die Geldvermögen der Gläubiger gegenüber. Diese Geldvermögen befinden sich zum größten Teil in den Händen weniger superreicher Privatpersonen, oder Anlegerfonds, die von eben diesen Leuten die Gelder einsammeln. Die Schere der Vermögen klafft von Jahr zu Jahr weiter auseinander. Wir treiben dem Punkt zu, an dem es keine andere (friedliche) Lösung, als die des Kapitalschnittes gibt, bei dem die Gläubiger zu enormen Einbußen verpflichtet werden. (PDF).
Dieser Kapitalschnitt kann sozial ausgewogen gestaltet werden. Die immensen Geldvermögen, die dem Kapitalmarkt seine uns alle erdrückende Macht verliehen haben, vertragen einen Schnitt, weil sie schon lange nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zur realen Wirtschaft stehen. Die Geldvermögen und Schulden haben sich schleichend, (PDF) aber mit der Kraft der Exponentialfunktion, von den linear wachsenden Realwirtschaft entfernt. Die Griechenland-Krise wäre erst der Anfang, wenn wir an dieser Stelle nicht zum Ende mit Schrecken bereit sind.
Griechenland braucht uns jetzt mehr denn je. Doch nicht mit Geld, das zu nichts anderem benutzt wird, als es in den Rachen des Kapitalmarktes zu werfen. Über finanzielle Unterstützung lohnt es sich erst dann wieder zu reden, wenn die jetzige Situation bereingt und Griechenland aktive Hilfe bei der Wiederherstellung einer gesunden Wirtschaft braucht.
Diese Rosskur steht in allen Ländern der westlichen Welt bevor. Wenn alles einen guten Verlauf nehmen soll, kann am Ende nur ein Geldsystem stehen, das die Marktwirtschaft vom Kapitalismus endgültig befreit hat und Mensch und Natur in den Mittelpunkt allen Strebens stellt.
Die Welt könnte so schein, warum verhindern wir das mit einem von Menschen geschaffenen System?
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