Erst Griechenland, jetzt Portugal – EU wird zum Spielball der Spekulanten
GPS – Griechenland, Portugal, Spanien – Orientierungslos beim Länderdomino
Die Schuldenkrise in Europa gerät außer Kontrolle.
Den Auftakt für die stärker werdenden Turbulenzen bilden stets die Ratings der namhaften Agenturen am internationalen Kapitalmarkt.
„Standard and Poors“ hat heute gleich doppelt zugeschlagen. Erst wurden griechische Staatsanleihen auf Junk-Bond-Niveau (BB+) herabgestuft und dann die portugiesischen gleich um zwei Stufen von A+ auf A-
Das hatte zur Folge, dass die Kapitalmärkte heute verrückt spielen.
Abgesehen davon, dass man sich fragt, woher die Ratingagenturen ihre Informationen beziehen (waren es nicht die gleichen Agenturen, die zu Beginn der jetzigen Krise beste Bewertungen für Schrottpapiere auswiesen?), müssten uns die aus diesen Herabstufungen entstehenden Folgen endgültig wachrütteln.
Wer sind wir eigentlich, dass wir uns von diesen Kaspern am Nasenring durch die Arena ziehen lassen?
Das Selbstbewusstsein der Spekulanten ist schon wieder groß. Sie machen die Vorgaben und die Politik wird zum Handeln gezwungen.
Die Deutsche Bank meldet heute das beste Quartalsergebnis aller Zeiten und erreichte vor allem durch ihre Investmentabteilungen eine Eigenkapitalrendite von 30%. Ackermann hat sein Ziel von 25% bei Weitem übertroffen.
Derweil werden Griechenland und Protugal durch die Herabstufung Zinsen für ihre Kredite abverlangt, die nur zur Folge haben können, dass sie innerhalb kürzester Zeit durch EU-Mittel gestützt werden müssen oder die Zinszahlungen und Tilgungsversprechen einstellen müssen. Die Spekulanten wissen aufgrund der jüngsten Entscheidungen, dass von Seiten der Politik versucht wird Letzteres mit allen Mitteln zu verhindern. Zwar sind diese Entscheidungen nicht auf Dauer verlässlich, aber im Vergleich zu den schnellen Gewinnmöglichkeiten durch kurzfristige Spekulationen verhalten sich politische Entscheidungen hinsichtlich der Geschwindigkeit ihrer Umsetzung wie Hase und Schnecke mit Gleitproblemen.
Das Zeitfenster für kurzfristige Milliardengewinne mag kurz sein. Die Finanzmarktakteure haben es heute dennoch geöffnet. Am Markt selbst wird es Gewinner und Verlierer geben, aber die Verlierer mit den größten Verlusten sind unbeteiligt und hilflos: die Steuerzahler in den EU-Ländern.
Wie lang schauen wir diesem Treiben noch zu?
Das Heft jetzt in die Hand nehmen, hieße Europa muss „über Nacht“ die Zahlungsunfähigkeit der betroffenen Länder erklären, Insolvenz anmelden und Gläubigerschutz erklären (den Schutz der Länder vor ihren Gläubigern). Die Halter von Staatsanleihen, wer auch immer das sein mag (und zweifellos werden große Banken damit ebenfalls zu Insolvenzfällen), werden nach einer Bestandsaufnahme mit einem Bruchteil ihrer Forderungen zufrieden sein müssen.
Die Insolvenz gehört zum Instrumentenkasten des Kapitalismus (PDF), wie kaum ein anderes Mittel. Warum wird es nicht auch endlich im Großen angewendet?
Die Insolvenz böte die Chance, Schulden und Geldvermögen auf ein Maß zurechtzustutzen, wie es für die reale Wirtschaft ausreichend ist.
Wir dürfen dabei auch keine Angst vor den Kettenreaktionen haben.
Erst recht dürfen wir uns nicht länger das Märchen vom „kleinen Sparer“ auftischen lassen, mit dem bisher alle Maßnahmen zur Rettung der Milliardenvermögen gerechtfertigt wurden. Die Rettung des kleinen Sparers kann politisch im Rahmen eines Insolvenzverfahrens mit kleinem Geld gelöst werden. Niemand hindert uns daran, eine Insolvenz sozial ausgewogen zu gestalten. Wir, die Bürger, unser Staat werden die Insolvenz verwalten.
Wir müssen unsere Zukunft jetzt selbst in die Hände nehmen und uns nicht länger willfährig von den 25-Prozent-Rendite-Marionetten klein halten lassen.
Wenn wir jetzt nicht im Sinne der Bürger handeln, dann werden wir in einem nicht mehr steuerbaren Chaos enden.
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