Wetten wirklich Spekulanten gegen Griechenland?

Auf die absur­de Verteu­fe­lung der Credit Default Swaps hatte der Blick Log zuletzt Mitte März hinge­wie­sen. Vergan­ge­nen Mitt­woch setzte sich Luigi Zinga­les, Profes­sor an der Univer­si­tät Chica­go, in der FTD für diese Finanz­in­stru­men­te ein und stell­te vor allem die Signal­funk­ti­on der CDS-Preise heraus. Ein Anstieg signa­li­siert ein Absin­ken der Kredit­wür­dig­keit und damit eine schlech­te Haus­halts­po­li­tik oder schlech­tes Manage­ment. Deswe­gen, so Zinga­les, mögen Poli­ti­ker und Mana­ger dieses Instru­ment nicht. Zu Recht weist Zinga­les aller­dings auch auf den weiter­hin schlecht orga­ni­sier­ten Markt für CDS hin:

“Natür­lich ist der CDS-Markt nicht perfekt. Tatsäch­lich handelt es sich nicht einmal um einen orga­ni­sier­ten Markt, sondern nur um einen infor­mel­len virtu­el­len Austausch. Die bestehen­den Regeln sind nicht dazu geeig­net, ihn trans­pa­rent oder belast­bar zu gestal­ten. Es bedarf daher neuer Regeln. Und es bedarf eines Systems von Besi­che­run­gen, damit nicht wieder der Staat einsprin­gen muss, um jeman­den zu retten. Aber eine Regu­lie­rung des CDS-Markts bedeu­tet nicht, ihn abzu­schaf­fen. Das würde nur die Basis für die nächs­te Blase schaffen.”

Ich bleibe bei der Auffas­sung, dass Credit Default Swaps ein sinn­vol­les Instru­ment zur Absi­che­rung gegen Kredit­ri­si­ken sind. Ich hoffe, dass auch der Bund die Kredit­ri­si­ken über Grie­chen­land entspre­chend über diesen Markt absi­chert und so das Risiko für uns Steu­er­zah­ler minimiert. 

Eine andere Frage ist, wer eigent­lich die Still­hal­ter der CDS-Posi­tio­nen sind, also wer die Kredi­te versi­chert. Dahin­ter verber­gen sich Banken, Versi­che­run­gen aber auch speku­la­tiv orien­tier­te Groß­an­le­ger und Hedge-Fonds. Sie wissen (hoffent­lich) ihr Risiko entspre­chend zu mana­gen und rufen nicht nach Staats­hil­fe, wenn sie beim Ausfall Grie­chen­lands aus den Versi­che­run­gen in Anspruch genom­men werden. Aber gerade weil die Länder der Euro­zo­ne zumin­dest Teile ihrer Kredit­ri­si­ken zum Schutz der Steu­er­zah­ler absi­chern soll­ten, benö­ti­gen sie auf der ande­ren Seite diese Markt­teil­neh­mer, die bereit sind, diese Risi­ken zu tragen. Und dazu gehö­ren halt auch Speku­lan­ten. Es mutet daher schon para­dox an, wenn ausge­rech­net Frau Merkel inter­na­tio­na­le Regeln gegen Speku­la­ti­on fordert. Sie erhöht damit die Risi­ken für die Steuerzahler. 

„Allein die Menge macht das Gift.“
Das Verhält­nis des speku­la­ti­ven Berei­ches des Finanz­mark­tes zur Real­wirt­schaft hat sich im Laufe der Zeit derart verscho­ben, dass die Real­wirt­schaft, aber eben auch das Gesche­hen im Bereich der Staats­fi­nan­zen, zu einem Spiel­ball gewor­den ist. 

Keynes hat es sehr anschau­lich gesagt: 

„Speku­la­tio­nen rich­ten keinen Scha­den an, wenn sie nur Blasen auf einem ruhi­gen Strom von Unter­neh­mer­tä­tig­keit sind. Die Lage ist aber ernst, wenn die Unter­neh­mer­tä­tig­keit zur Blase auf einem Stru­del von Speku­la­tio­nen wird“ 

Die Lage ist sehr ernst. Die Kredit­ab­si­che­run­gen haben durch zusätz­li­che Luft­pro­duk­te Volu­mi­na erreicht, die weit über das eigent­lich zu Sichern­de hinaus­ge­hen. Damit drehen sich auch auch Kräf­te­ver­hält­nis­se. Das Gesche­hen am Kapi­tal­markt bestimmt über die Entwick­lung in Poli­tik und Wirt­schaft und nicht mehr umge­kehrt.
Der Schwanz wedelt mit dem Hund.
Man konnte das zum Beispiel nach Ausbruch der Krise auch daran beob­ach­ten, dass am Waren­ter­min­markt verstärkt mit Lebens­mit­teln und Grund­nah­rungs­mit­teln speku­liert wurde und die Preise an den Rohstoff­märk­ten in die Höhe schos­sen, obwohl es keine erhöh­te Nach­fra­ge der Endver­brau­cher gab. Gewin­ne für einige Wenige auf Kosten aller. 

Es gibt am Kapi­tal­markt und seinen Funk­tio­nen in einer Situa­ti­on wie heute nichts mehr schön zu reden. Die Geld­ver­mö­gen, die sich system­be­dingt gebil­det haben muss­ten zwangs­läu­fig diesen Weg nehmen, weil sie in der Real­wirt­schaft keine Verwen­dung mehr fanden. Der Kapi­tal­markt und seine abscheu­li­chen Vorgän­ge müssen dadurch wieder auf eine Normal­maß zurück­ge­stutzt werden, dass man das auto­ma­ti­sche Wachs­tum der Geld­ver­mö­gen eindämmt und im Gleich­ge­wicht hält. Das Maß aller Dinge ist die Real­wirt­schaft, Mensch und Natur.
Die Speku­la­ti­on kann nur dadurch einge­dämmt werden, dass man sie „trocken legt“. Wenn Geld­men­ge, Geld­ver­mö­gen und Schul­den wieder in einem gesun­den Verhält­nis zur Leis­tung stehen, haben wir auch die Speku­la­ti­on im Griff und es kann sich wieder ein gesun­der Kapi­tal­markt bilden.

Posted via web from HUMANE-WIRTSCHAFT

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